In Moín (Limón, Atlantikküste) wurde vor einigen Monaten der Umweltschützer Jairo Mora umgebracht (Death of Jairo Mora Sandoval), während er mit anderen am Strand patrouillierte, um dem Raub von Schildkröteneiern vorzubeugen. Die anderen wurden verschleppt, doch sie überlebten alle. Kurze Zeit später starb ein weiterer Umweltschützer in der Gegend. Es wird gemunkelt, dass die Drogenmafia ihre Finger im Spiel hat, vor einiger Zeit gab es acht Verhaftungen im Fall Jairo Mora. Die Umweltorganisation vor Ort schickt keine Freiwilligen mehr zur Schildkröten-Patrouille.

In Ostional (Guanacaste, Pazifikküste) profitieren mehr als 200 Menschen von der nachhaltigen Kommerzialisierung von Schildkröteneiern (siehe: Ostional National Wildlife Refuge und Die Schildkröten von Ostional). Sie säubern den Strand und schützen die frisch geschlüpften Schildkröten vor streunenden Hunden und Geiern. Die Schildkrötenpopulation steigt. Insgesamt 16 Guías führen wechselweise spätabends Touristen mit Rotlicht (um die Schildkröten nicht zu blenden) an den Strand und reinigen alle zwei Wochen das Dorf, der Job ist begehrt. Die Universidad de Costa Rica und das MINAE forschen in Ostional zu den Schildkröten. Kurz: Tier und Mensch profitieren voneinander.

Jeder, der sich Umweltschützer nennt, will natürlich besonders nach dem Tod von Jairo Mora die Schildkröten beschützen. So auch die Organisation Preserve Planet. Seit kurzem gibt es eine Hetzkampagne gegen Ostional. Preserve Planet ruft zum Boykott von jeglicher Art von Schildkröteneiern auf und prangert Ostional als Eierdiebe an. Wilde Verknüpfungen von Ostional zu Jairo Mora tauchten auf und fast täglich sah ich bei facebook Posts gegen Ostional. Auch von Menschen, die sonst interessante politische Analysen publizieren. Auf die Erklärungen des Projektes in Ostional von mir und anderen und Einladungen, das Dorf doch mal zu besuchen, um sich ein Bild von der Sache zu machen, wurde mit der nächsten Publikation reagiert: „Mir gefällt es einfach nicht, wenn Familien von Schildkröteneiern leben“.

Während ich im Zuge einer sogenannten „Brigada Estudiantil de Salud“ ohnehin in Ostional war (siehe: Von Blutdruck, Dengue und Syphilis: Brigada Estudiantil de Salud), fand eine Demonstration des Dorfes statt. Etwa zweihundert Männer, Frauen und Kinder des Dorfes hatten sich mit Bannern, Schildern und einem Megafon versammelt. Der bekannteste Fernsehsender des Landes, Canal 7, und Canal 11 waren vor Ort. Es ist wichtig, dem Dorf eine Oeffentlichkeit zu geben. Der Verkauf von Eiern ist schon eingebrochen und mit dieser Kampagne von Preserve Planet koennen Touristen abgeschreckt werden. Ostional zahlt die Rechnung fuer Jairo Moras Tod.