Angebliche Missionare bedrohen Indigene

von carla_11  

Selbst aus angemessener zeitlicher und räumlicher Distanz (ich bin seit einigen Wochen wieder zurück in Deutschland) lassen sich einige Beobachtungen und Erzählungen aus meiner Einsatzregion nicht verstehen oder in einen größeren Kontext einordnen. Weder die Einheimischen selbst, noch die Behörden haben bisher Auskunft über die Hintergründe erhalten. Doch zuerst ein Rückblick, zurück zum 30. Juni ...

Ein schwarzer, kennzeichenloser Helikopter landete am 30. Juni nahe der indigenen Gemeinde von Alto Coén, weit abgelegen im Territorium Bribri de Talamanca.

Die achtköpfige, männliche Besatzung, die zwar Militärkleidung trug war, sich jedoch unter Zuhilfenahme eines Sackes voller Bibeln als evangelische Missionare ausgaben, verbrachten fünf Tage in dem kleinen Dorf in den Bergen. Ihre khakifarbenen Zelte schlugen sie bei einem der einheimischen Holzhäuser auf, dessen Bewohner ihnen Gastfreundschaft gewährten. Vier Nächte lang schliefen sie in voller Bekleidung und selbst mit Stiefeln, und nie ruhten sie alle zur gleichen Zeit, immer jemanden als Wache draußen zurücklassend. Fünf Tage lang verschwanden sie im Morgengrauen, um erst am Nachmittag zu ihrem Lager zurückzukehren.

Bei den Menschen in Alto Coén wuchs das Misstrauen. Sie beschlossen, die Tabletten und Süßigkeiten, die die angeblichen ‚Botschafter Gottes‘ ihnen verteilt hatten, nicht anzurühren. Begannen stattdessen, sie zu beobachten. Sahen, wie die Fremden, von denen zwei Costa Ricaner, einer Peruaner und fünf Kanadier waren, GPS-Geräte, Kameras und Apparate zur Messung von Höhe und Bodenbeschaffenheit mit sich führten und darüber hinaus mit Messern, Macheten und Pistolen bewaffnet waren.

Zudem schienen sie über eine gute Ausbildung zum Überleben in der Wildnis zu verfügen, stellten die Bewohner doch befremdet fest, dass die Männer niemals Flusswasser tranken, sondern Flüssigkeit aus Bambus extrahierten und sahen, wie sie eine hochgiftige Schlange töteten und ihr Fleisch verspeisten. Außerordentlich schnell konnten sie sich auch ohne lokalen Führer in den ihnen unbekannten Bergen zurechtfinden. Als die Dorfbewohner die Männer wiederholt um heilende Gebete baten, konnten diese ihrer Bitte nicht angemessen nachkommen.

Beunruhigt informierten die Dörfler schließlich die Staatsanwaltschaft in Bribrí, der Hauptstadt des Kantons von Talamanca. Diese schickte drei Polizisten nach Alto Coén, begleitet vom Präsidenten der ADITIBRI (Lokalregierung), Calixto Molina. Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft, trafen sie keinen der Fremden an und nachdem diese auch Stunden später immer noch nicht wieder eingetroffen waren, beschlagnahmten die Polizisten, auf Befehl der Staatsanwaltschaft Pässe, einige Messer und Schusswaffen der Eindringlinge. Daraufhin verließen sie die indigene Gemeinde und überließen die Bewohner schutzlos den Eindringlingen.

Alarmiert informierten sie schließlich die Staatsanwaltschaft in Bribrí, der Hauptstadt des Kantons von Talamanca, die drei Polizisten nach Alto Coén schickte, begleitet durch den Präsidenten der ADITIBRI (Lokalregierung), Calixto Molina. Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft, fanden sie die Gruppe Fremder jedoch nicht vor und nachdem diese auch Stunden später noch nicht wieder eingetroffen waren, beschlagnahmten sie, auf Befehl der Staatsanwaltschaft hin, deren Pässe und einige Messer und Schusswaffen. Daraufhin verließen sie die Gemeinde wieder, die Bewohner schutzlos zurücklassend.

Als die angeblichen Missionare kurze Zeit später zum Lager zurückkehrten und das Fehlen ihrer Dokumente bemerkten, drangen einige von ihnen in das benachbarte Haus ein, und bedrohten einen anwesenden Mann mit seinem Leben, sollten ihnen ihre Ausweise nicht unmittelbar ausgehändigt werden, während ein anderer, außerhalb des Gebäudes, mit großkalibriger Waffe drohte, die Polizei abzuschießen, sollte diese erneut auftauchen.

Schließlich verließ die Besatzung Alto Coén am 4. Juli. „Wenn Gott will, kommen wir im Dezember wieder“, sollen sie laut einer Augenzeugin verkündet haben, die bis zum Schluss um ihr Leben bangte.

Die Bewohner blieben verschreckt und aufgebracht zurück. Neben dem Luftweg bildet nur ein schmaler, anspruchsvoller Pfad eine Verbindung zur Außenwelt. Was sollen sie tun, wenn diese Paramilitärs zurückkehren?

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1 Kommentar

Kommentar von: Anna [Besucher]

hast du je herusgefunde was die Leute waren und dort gemacht haben?


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