Jetzt geht's endlich richtig los! Fast...

von 13 fabian  

Am 9. Oktober bin ich endlich an meiner endgültigen Einsatzstelle angekommen, die Finca der Organisation "Fedeagua" nahe Nicoya. Ich finde es schwierig, mich sofort voll und ganz auf den Ort und die Menschen einzulassen, da noch die Erlebnisse der ersten drei Wochen hier in Costa Rica verarbeitet werden wollen. Daher kommt es mir sehr gelegen, dass William, Mitarbeiter von Fedeagua und unser "Vorgesetzter", verkündet, dass die erste Woche erst mal "tranquilo" (langsam) angehen soll.

Meine Aufnahmeorganisation Fedeagua, bei der ich arbeiten werde, setzt sich für eine alternative, nachhaltige Entwicklung vor allem in der Provinz Guanacaste im eher trockenen Nord-Westen Costa Ricas ein. Zum Teil gibt es aber auch Projekte und Kooperationen in anderen Teilen des Landes, zum Beispiel in indigenen Dörfern im Süden nahe Panama. Die Arbeit findet sowohl im sozialen wie im ökologischen Bereich statt. Hauptsächlich sollen ökologische, alternative Anbaumethoden gefördert werden, um die Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse zu erhöhen und die Abhängigkeit von äußeren Produktionsmitteln zu senken. Da viel für die Selbstversorgung der Familien angebaut wird, soll zudem die Vielfalt der Nahrung erhöht werden, um eine abwechslungsreiche Ernährung zu sichern, die alle nötigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralien liefert. Die Bauern sollen dazu ermutigt und befähigt werden, sich lokal selbst zu organisieren und ihre Probleme gemeinsam anzugehen und zu lösen.

Die nächsten beiden Monate werde ich nun auf der Finca meiner Organisation wohnen, ca. 10 km süd-östlich der nächsten größeren Stadt Nicoya (ca. 14 000 Einwohner) gelegen. Zu der Finca gehört etwa ein Hektar Fläche (100m x 100m = ca. 2 Fußballfelder), darauf stehen vier Gebäude: das Haupthaus mit Büro, drei Schlaf-/Wohnzimmern für uns Freiwillige und Küche mit überdachtem Esstisch und zusätzlicher Kochstelle (mit Holz) im Freien. In der Küche wird mit Gas gekocht, traditionell costa-ricanisch meist zwei bis drei Mal am Tag. Daran muss man sich erst mal gewöhnen, zum Glück verpflegen wir uns aber selbst und können daher nach Lust und Laune essen und kochen (oder eben auch mal nicht kochen).

Dann gibt es noch die Herberge mit einigen Gemeinschaftszimmern. Dort werden Gäste oder Teilnehmer von Treffen oder Seminaren untergebracht. Das dritte Haus ist ein kleines Wohnhaus von William, seiner Frau und seiner eineinhalbjährigen Tochter. Zuletzt gibt es noch das Rancho, das keine Seitenwände hat und für Versammlungen und Besprechungen genutzt wird. Außerdem ist im Rancho noch die Siebdruck-Werkstatt untergebracht und es gibt noch überdachten Stauraum, z.B. für Holz.

Mit mir wohnen Miriam, 19, Josina, 20, und Lizandro, ein politischer Flüchtling aus Honduras, hier. Miriam ist schon seit einem Jahr Freiwillige und hat ihren Aufenthalt bis April 2014 verlängert. Josina hat mit mir zusammen angefangen. Lizandro ist seit dem Staatsstreich in Honduras (2009) in Costa Rica. Er wohnt seit Anfang September hier und mit ihm wurde die kleine Siebdruckwerstatt aufgebaut, die ihm und der Organisation eine kleine Einkommensquelle schaffen soll. Er bedruckt alles Mögliche, von Tassen über T-Shirts bis hin zu Flaggen oder Papier.

Für Josina und mich sollen die ersten beiden Monate hier zum Ankommen, Lernen, Eingewöhnen, Spanisch üben und Kennenlernen von Kleinbauern dienen, die mit unserer Organisation zusammenarbeiten. Während dieser Zeit wird sich dann auch unser Aufgabenfeld für die Zeit danach klarer herausbilden, wenn wir uns selbst Eindrücke von den Möglichkeiten verschaffen konnten. Bisher ist geplant, dass sich Josina mit dem Gelände der Finca hier beschäftigt und einen Plan für die Zukunft entwirft, der soziale, ökologische und ökonomische Faktoren berücksichtigt. Die Finca soll, ebenso wie die Fincas der Kleinbauern, produktiver und gleichzeitig nachhaltiger und widerstandsfähiger werden. Ebendieses Ziel versuche ich zusammen mit den Kleinbauern bei ihnen vor Ort zu erreichen. Ich werde auf deren Fincas mitarbeiten, von ihnen lernen, Ergebnisse und Erfahrungen dokumentieren und austauschen, um eine bessere Vernetzung zwischen den Kleinbauern zu schaffen. Außerdem soll ich bei Problemen oder Entscheidungen beraten, soweit mir das überhaupt möglich sein wird, da die Bauern ja diejenigen sind, die ihr Land kennen.

Bisher klingen unsere Aufgaben jedenfalls sehr spannend und ich freue mich schon auf die kommenden Herausforderungen. Und in etwa zwei Monaten geht es dann wirklich, wirklich richtig los!

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1 Kommentar

Kommentar von: Magda [Besucher]

Schön, dass du dich auf die Arbeit freust. ;)
Kriegt ihr dann auf der Finca noch beigebracht, wie man es am besten macht, und worauf man in bestimmten Gebieten achten muss? Es gibt ja leider bei sowas keine Universallösung, wegen Wetter, Boden, der Tierwelt etc…Obwohl ich dir ja damit sicher nichts neues erzähle. :)


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