[Wahl] Die Linken auf Siegeszug

von miriam_12  


In vielen Projekten taucht desöfteren der Name „Frente Amplio“ auf. Man sieht Autos mit gelben Aufklebern im ganzen Land, gelbe Fahnen und T-Shirts. Doch was ist eigentlich Frente Amplio?

Bis vor kurzem hätten vermutlich nicht einmal die meisten Costaricaner diese Frage beantworten können. Noch vor einem halben Jahr war Frente Amplio eine der Splitterparteien, vertreten im Parlament mit einem Abgeordneten und 0,3 Prozent der Stimmen bei den letzten Wahlen im Jahre 2010.

Doch in den letzten paar Monaten ist etwas erstaunliches passiert: sehr viele Menschen sind der aktuellen Regierungspartei Liberación Nacional überdrüssig, man hört oft den Satz „No hay por quién votar“ - Es gibt niemanden, den man wählen kann. Zusätzlich trat der Spitzenkandidat der ehemals zweitgrößten Partei zurück.

Plötzlich bekamen eine neoliberale, bisher eher mittelgroße Partei, und eben Frente Amplio riesigen Zulauf. Der Präsidentschaftskandidat und aktuelle Abgeordnete José Maria Villalta ist in aller Leute Munde. Viele finden ihn gut, wegen seiner Arbeit im Parlament und dem neuen Wind, den er mit sich trägt.

Gestern hat die eher konservative Zeitung „La Nación“ eine große Umfrage zur Wahl in genau zwei Monaten publiziert. Und siehe da: Frente Amplio führt das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Liberación Nacional und der neoliberalen Partei um drei Prozentpunkte an. Und das, obwohl Villalta von den Präsidentschaftskandidaten dieser Parteien mit Abstand der unbekannteste ist. Allerdings ist er der Einzige (nicht nur von den dreien, sondern von allen), der positiv gesehen wird. Nun starten die Hetzkampagnen gegen die aufblühende Partei: sie seien Kommunisten und Kinderfresser, alles würde so werden wie in Kuba und Venezuela, alle Firmen gehen pleite und die Abgaben auf Konzerte steigen.

Dies ist tatsächlich die Hauptmeldung einer Internet-Tageszeitung gewesen, nachdem der Regierungsplan von Frente Amplio veröffentlich wurde. Es ging nicht um die Maßnahmen zur dringend notwendigen Beseitigung der Korruption oder die Unterstützung von Mikrofirmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, genauso wenig die Unterstützung der lokalen Märkte für die einheimischen Bauern und die Konsumenten.

Das Regierungsprogramm wurde lange und von vielen Menschen diskutiert und ausgearbeitet, daher kam es erst sehr spät heraus. Aber die eben genannten Punkte sind Kernmerkmale. Das gesamte Programm hat über hundert Seiten und berührt 21 große Themen, unter anderem wird unterstützt, dass die „Union de hecho“ (eine Art eingetragene Lebenspartnerschaft die die gleichen legalen Effekte hat wie eine Ehe) auch für Schwule und Lesben gilt. Die Infrastruktur soll gestärkt und das Jugendamt komplett reformiert werden.

Alle Punkte des Regierungsplanes zielen jedoch auf eines hin: Die Selbstorganisation der Bevölkerung zu stärken, die soziale Ungleichheit zu verringern und das Land unabhängiger zu machen. Und auch wenn ich vielleicht nicht jedes Detail der aus Menschenrechtsaktivisten, Umweltschützern, Sozialisten, Feministen und vielen Gruppen mehr bestehenden Partei teile, stehe ich voll und ganz hinter den Prinzipien und Plänen und unterstütze Frente Amplio daher so weit ich kann.

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1 Kommentar

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Da sieht man mal wieder, wie schnell dann die Links oder rechtsgerichteten Gruppen (Gott sei dank in diesem Fall die eher links gerichtete Gruppe!!!) Zulauf bekommt, wenn das Volk unzufrieden wird. Hört sich auf jeden Fall sehr gut an, was sie so vorhaben ;)
Bin mal gespannt, wen die Leute dann auch wirklich wählen und ob die Partei dann auch wirklich was bewegen kann.
Überraschend find ich ja das mit der “Union de hecho” für Homosexuelle. Das zeugt doch von einer großen Fortgeschrittenheit der Partei.


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