Incidencia Política

von miriam_12  

Was ist das Recht an Ernährung? Sichert uns die Regierung dieses Recht? Warum nicht? Wer sind die Hauptbetroffenen? Wie lösen wir das Problem für unsere Zielgruppe? Mit einigen campesinos und Juan, dem Leiter des Costaricanischen Netzwerks für Indigene und campesinos (Coproalde), haben wir Fragen dieser Art erörtert und beantwortet. Diese Fragen wirken viel theoretischer als sie sind. Mit dem Wissen und den persönlichen Erfahrungen der Anwesenden wurden die Antworten praktisch und anschaulich.

Incidencia Política ist ein sperriges Wort. Ich finde es schwer zu erklären und noch schwerer, gut zu übersetzen. Man könnte es vielleicht als Lobbyarbeit bezeichnen, auch wenn ich finde, dass dies immer so negativ klingt.

Für das neue Jahr plant Fedeagua einen Prozess von Incidencia Política. Das oben erwähnte Treffen war eine erste Versammlung dazu. Es ging darum, dass wir alle uns klar werden, warum wir was erreichen wollen. Und nach mehreren Stunden und einigen Diskussionen stand dann ein Plan:
Welches Problem wollen wir lösen? Die Nichteinhaltung und Verletzung des Rechtes auf Ernährung von Bäuerinnen durch die Regierung.

Es gab einige Diskussionen ob wir uns auf die Frauen konzentrieren (auch wenn dabei natürlich die dazugehörenden Familien immer eingeschlossen sind!) oder das Ganze geschlechtsneutral formulieren. In Costa Rica, besonders auf dem Land, herrschen aber immer noch eingefahrene Geschlechterrollen, die die Frauen benachteiligen und ihnen oftmals keine oder nur geringe Entscheidungsfreiheit zugestehen. Um dem entgegenzuwirken, haben wir uns schließlich auf dieses Ziel geeignet.

Dies wollen wir erreichen, indem wir innerhalb von zwei Jahren in zehn comunidades jeweils zwei Agroforstsysteme einrichten. Die Idee dabei ist, in der Regenzeit des ersten Jahres in jedem Dorf eines zu installieren, im Sommer zu reflektieren und Wissen zu vertiefen und in der darauffolgenden Regenzeit die zweite Agroforstfinca zu pflanzen. Wir haben auch schon überlegt, welche Dörfer im Cantón Nicoya dafür infrage kommen.

Dem ging eine andere Diskussion voraus: in welchem Cantón wollen wir arbeiten? Denn der Plan ist, mit Lobbyarbeit finanzielle Unterstützung von der Lokalregierung des Cantones zu erreichen, also müssen wir uns auf eines beschränken. Aufgrund der Erfahrung, die Juan und William schon mit Incidencia Política in der Region haben, haben wir uns auf Nicoya geeinigt. Die anwesenden campesinos, die nicht in Nicoya leben, werden natürlich nicht ausgeschlossen, können aber im formalen Prozess nicht auftauchen. Denn die Lokalregierung von Nicoya wird kein Geld für ein Projekt im Cantón Hojancha bereitstellen.

Wir haben auch schon mit strategischer Arbeit begonnen und gesammelt, wer unsere Feinde sein werden und was für Organisationen uns unterstützen würden. Außerdem überlegten wir uns, formell nach den Wahlen anzufangen mit der Incidencia Política. Auch wenn die Lokalregierungen nicht gewählt werden, haben die nationalen Wahlen natürlich trotzdem einen Einfluss. Oder anders gesagt: gerade ist eh so ziemlich alles Wahlkampf. Aber wir organisieren uns schon mal. Ende November steht das nächste Treffen an, diesmal mit weiteren Teilnehmern, die das Komitee bilden. Dort werden wir uns weiter organisieren und auch fortbilden, um von den Erfahrungen, die es schon mit Incidencia Política gibt, zu profitieren.

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2 Kommentare

Kommentar von: Magda [Besucher]

Hey, ne tolle Idee! Wenn die Regierung von selbst es nicht schafft sowas auf die Beine zu stellen, ists die beste Idee das selbst zu machen. Viel Erfolg :)

Kommentar von: manali [Besucher]

Politische Einflussnahme, Öffentlichkeitsarbeit, zivilgesellschaftliches / bürgerschaftliches Engagement, Lobyarbeit, Zusammenarbeit mit Parteien…
incidencia política ist in der Tat ein Begriff, der im Deutschen nur schwer zu fassen ist. Schwer, EINE gute, kontextunabhängig treffende Übersetzung zu finden.


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