Stadt ohne Strom

von 13 benedikt  

Unsere Gesellschaft, unser Überleben nach den Maßstäben dessen, was wir als "Ziviliesiert" definieren, steht und fällt mit dem zuverlässigem und dauerhaftem Zugang zu Elektrizität. Was ist bei uns los, wenn mal Stromausfall ist? Ein Gesprächsthema für Wochen. Ein geplanter und angegekündigter Shutdown ..

.. des gesamten Stromnetztes, zu Wartungszwecken, für den ganzen Tag? Undenkbar! Außer natürlich in Nueva Guinea, Nicaragua, wo ich momentan die Ehre habe zu verweilen. Eine Stadt mit 25 Tausend Einwohnern im Kerngebiet (in Blog-Bauweise aufeinander gepfercht), lebt hauptsächlich von Landwirtschaft, Industrie gibt es nicht, Dienstleistungen nur sehr wenig, was erklärt warum der Shutdown tagsüber stattfinden soll: es raubt niemandem das Licht und schädigt kaum Geschäftsleute. Die, die es schädigen würde, schmeissen dann einfach einen lauten, uralt Generator an, der sie mit Strom versorgt.

Der Shutdown war von umherfahrenden Lautsprecherwagen für 5:00 Uhr - 17:00 Uhr angekündigt ... gemäß der Zuverlässigkeit nicaraguensischer Dienstleister fiel der Strom zum ersten Mal 18:30 Uhr am Vortag aus, kurz nach Sonnenuntergang. Dann läuft man durch eine Stadt die lediglich vom Licht des Mondes erhellt wird. Und welchen Einfluss hat das auf das Leben der Menschen die hier leben? Keinen nennenswerten. Die meisten Geschäfte schließen einfach ein bisschen früher und manche besorgten trauen sich nicht mehr auf die Straße. Aber sonst geht es weiter wie normal, selbst im Park spielen noch Kinder Fußball, ich weiss zwar nicht wie sie das schaffen, aber das Lachen zeugt von Freude am Spiel.

Einzig erleuchtet sind der Friseurladen (ein ganzer Friseurladen betrieben von einem handelsüblichem Benzingenerator wie man ihn in jedem Baumarkt findet) und die Kirche. Am nächsten Tag bleibt der Strom natürlich auch nicht nur in den geplanten Zeiten weg, was aber niemanden interessiert, es ist keine Veränderung zum bisherigen Leben hier feststellbar.

Und was habe ich daraus gelernt? Lass immer das Notebook aufgeladen und eine Stadt im Mondschein sieht mit ihren, von Kerzen erleuteten, Pulperias fast schon romantisch aus. Und wenn die Wege nicht so Schlagloch verseut wären, könnte man schön durch die Gegend laufen.

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1 Kommentar

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Wirklich kaum vorstellbar, was so ein Stromausfall bei uns auslösen würde..eigentlich sehr sehr erschreckend, wie sehr man vom Strom abhängig ist!


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