Das Wasser in Nueva Guinea

von 13 camila  

Vor rund vier Monaten, als ich noch im gut behüteten Deutschland war, hätte ich nie gedacht, dass für mich eine kalte Dusche Luxus bedeuten würde.

Als mein Mit-Freiwilliger und ich in Nueva angekommen sind, haben wir die ersten zwei Nächte in einem Hostel verbracht. Der Besitzer erzählte uns beim Mittagessen, Nueva hätte ein paar Schwierigkeiten mit dem Wasser, deshalb hätte er sich einen Brunnen bauen lassen und so hätte er immer Wasser. Mir war da noch nicht klar, was 'ein paar Schwierigkeiten' bedeutete.

Am ersten Abend bei meiner Gastmutti, fragte sie mich ob ich duschen wolle und drückte mir einen Eimer in die Hand. Ich war sehr froh, die Erschöpfung des Tages mit einer Dusche los werden zu können und gleichzeitig völlig überfordert, was ich wohl mit dem Eimer machen sollte. Ich kam nicht so schnell auf den Gedanken, dass dies mein Duschwasser sein sollte .. erst als meine Gastmutti meine kurz verlorene Fassung bemerkte und mir sagte, falls ich mehr Wasser zum Duschen bräuchte, wäre es kein Problem, sie hätte genug und zeigte auf volle Wassertonnen hinter der Haustür, verstand ich: dies war mein Duschwasser. Sie gab mir noch eine Schüssel und zeigte mir die Dusche.

Das war meine erste, wie ich sie nenne, á la Nica-Dusche!

Nach der etwas unbeholfenen Dusche und nicht ganz ausgewaschenen Haaren, erzählte mir meine Gastmutti, dass die Wasserwerke von Nueva einen Wasserversorgungsplan für die nächsten 20 Jahre entworfen hatten und dies aber mehr als 40 Jahre her sei. Also hat man nur zu bestimmten Zeiten Wasser, meistens nachts oder morgens, aber dies variiert nach den Bezirken. Man muss sehr früh morgens aufstehen oder sehr spät aufbleiben, um Wasser zu sammeln.

Es gibt auf jeden Fall Vorteile, man verbraucht einfach viel weniger Wasser und es macht irgendwie auch ein bisschen Spaß zu sehen, wie viel Wasser man vor ein paar Monate z.B zum duschen gebraucht hat und wie viel man heute benutzt – mit 5 l ist man wieder blitzeblank! Die Toilette lässt sich mit deutlich weniger Wasser spülen, wo man in Deutschland ohne Spartaste bis zu 9 l verbraucht, braucht man in Nueva ein bisschen mehr als 1 l.

Jetzt lebe ich mit meinem Mit-Freiwilligen in einer kleinen Wohnung. Wir stehen früh auf oder bleiben am Wochenende spät auf und manchmal haben wir das Glück, wenn wir nach der Arbeit auf der Esperanzita (die Finca, wo wir arbeiten) meistens sehr verdreckt heimkommen, Wasser zu haben und eine schöne kalte Dusche zu genießen.

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2 Kommentare

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Ok, das ist schon eine ganz schöne Umstellung. Für uns hier wirklich kaum vorstellbar. Aber du hörst dich so an, als hättest du sie gut gemeistert ;)

Kommentar von: radagast [Besucher]

wie kann es möglich sein, dass ein Versorgungsplan, der über 40 Jahre alt ist, nicht mehr überarbeitet worden ist? Unglaublich!


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