Angriff der Killerbienen

von 13 benedikt  

Afrikaniesierte Honigbienen sind eine Kreuzung aus den europäischen Bienen und afrikanischen, um die Produktionsfähigkeit von den Europäischen Bienen mit der Überlebensfähigkeit der Afrikanischen Bienen zu kombinieren. Da die ursprünglich in Süd- und Mittelamerika lebenden (stachellosen) Bienen für den Europäer nicht genug Honig produzierten, seine europäischen aber in dieser Umgebung nicht fähig waren, zu überleben, musste so eine Kreuzung her. Dumm nur, dass ein Mitarbeiter damals 26 Stämme dieser Kreuzung entwischen ließ ..

.. und die so robust waren, dass sie sich in Windeseile über die ganzen Tropen und Subtropen ausbreiteten und die einheimischen Arten verdrängten.

Bekannt sind diese afrikanisierten Honigbienen auch unter dem etwas eingängigerem Namen "Killerbienen", da sie besonders agressiv dem Menschen gegenüber sind, als Schwarm angreifen, nicht locker lassen und auch schon das eine oder andere Todesopfer gefordert haben.

Man nehme nun zwei Weltwärtsfreiwillige in Nicaragua, die auf dem Heimweg von der Arbeit sind, Stimmung gut und eine kalte Dusche im Kopf (nicht das man sich auf eine warme freuen könnte). Am Vormittag hat es stark gestürmt was wohl die Ursache dafür war, dass ca. 50 Meter vor uns ein Baum am Straßenrand umgestürzt ist. Passiert schon mal, ist ja nichts dabei.... Es sei den in dem Baum haben eben jene, im Intro erwähnten "Africanas" ein Nest, das nun nicht mehr wie gewohnt in luftiger Höhe hängt, sondern überraschender Weiße der Schwerkraft ihren Tribut gezollt hat. Hat den Bienchen wohl nicht so gut gefallen, aber da man sich am Wind so schlecht rächen kann, nimmt man sich halt die zwei Freiwilligen vor, die inzwischen etwa auf Höhe der gefallenen Heimat sind. Und das haben sie dann auch ... immer schön den Kopf angeflogen, sich in den Haaren verfangen, in die Kopfhaut gestochen, in die Finger, die sie befreien wollten, ins dazugehörige Gesicht und alles Andere was noch in Reichweite war. So schnell sind wir diesen Berg noch nie hochgerannt, immer mit kleinen Päuschen um ein paar aus den langen Haaren meiner Kollegin zu fischen. Zwischen durch Rucksack wegwerfen, die Machete abgelegt, jetzt macht es auch Sinn warum die Machete an einer extra Lederschnur, die sich leicht lösen lässt getragen wird und nicht am Gürtel. Weiterrennen. Versuchen nicht an die Geschichte unseres Chefs zu denken, in der ein Pferd von einem Wespen Schwarm zu Tode gestochen wurde. Ich war richtig froh als ich die kleinen Angreifer als Bienen identifizieren konnte... Irgendwann kam die rettende Idee, dass ich mich meines Hemdes entledigen könnte, um eine Schlagwaffe zu haben. Hat einigermaßen gut funktioniert und wir konnten nach ca. 100 Metern den Schwarm loswerden. Als der erste Schock überwunden war, ging es erstmal daran die Stacheln der Viecher aus den Stichwunden zu ziehen. Nach einer kurzen Pause zurück gewagt um die zurückgelassenen Sachen einzusammeln, von weiteren Attacken verschont geblieben (weitesgehends, eine wollte es nochmal wissen und hat mich noch ein bisschen verfolgt). Haben uns dann ein Taxi zurück in die Stadt gegönnt, einen Eisbeutel für mein, langsam an Volumen gewinnendes Gesicht gekauft und Mittag gegessen.

Da mein Gesicht und meine Hand allerdings keine Anstalten machten abzuschwellen, sondern noch dicker wurden kamen erste Zweifel daran auf, ob ich wirklich so unallergisch sei, wie ich dachte. Meiner Kollegin ging es, den Umständen entsprechend, gut. Leichter Juckreiz und Schock, gibt schlimmere Reaktionen auf den ersten Bienenstich im Leben (und dann gleich sowas... gut aufgeholt). Irgendwann entschieden wir, ins Krankenhaus zu gehen damit ich ein Antiallergikum bekomme. In der Notaufnahme angekommen, haben die Ärtzte schnell reagiert als sie mich gesehen haben, das war dann auch der Zeitpunkt, als ich anfing mir Sorgen zu machen... traue niemals einem schnell arbeitendem Nicaraguaner. Dort fiel dann auch zum ersten Mal das Stichwort "africanas". Mir wurde dann erstmal eine Kanüle gelegt und ein bisschen Cortison gespritzt (ich glaube nicht das es in Deutschland noch so große Spritzen gibt). Die Kanüle musste drin bleiben, ich sollte warten bis es abschwillt. Also habe ich dann erstmal drei Stunden im Krankenhaus gewartet. Mein Gesicht war zwar etwas zurück gegangen, meine Hand tat mir den Gefallen allerdings nicht, was vielleicht aber auch an der Nadel lag die in ihr steckte. Also gabs nochmal die selbe Menge eines cortisonähnlichen Mittels, richtiges hatten sie nicht mehr. Wieder warten. So wurden wir Zeuge eines "Krankenwagens" im Nica-Stile. Man nehme einen Minitransporter, in etwa Pickup Größe, allerdings mit Planenaufbau, eine fahrbare Liege, eine Holzbank und Seile um die letzten beiden Dinge auf der Ladefläche fest zu zurren. Darin kann man dann eine Hochschwanger, liegend, einen Blindarm Patienten (der operiert werden soll) im Krankenhaus Hemdchen (sitzend) und ein verletzes Kind auf dem Arm der Mutter (ebenfalls sitzend) transportieren. Aller drei natürlich am Tropf. Wohin gings? Wahrscheinlich in das nächst größere Krankenhaus, drei Stunden schlechte Landstraße entfernt. Gute Fahrt.

Mir blieb dieses Prozedere zum Glück erspart und ich durfte nach nochmal zwei Stunden warten gehen. Mit Antiallergikas für die nächsten fünf Tage und einem Termin zum Blutabnehmen am nächsten Tag.

Fazit am nächsten Tag lautete, obwohl das Labor einen Wert verschusselt hatte: leicht allergisch. In Zukunft besser von Bienen, Skorpionen und Ameisen fernhalten, da sich der Effekt beim nächsten Mal womöglich verstärken könnte... Zum Glück arbeite ich nicht auf einer, eine Wegstunde von der Stadt entfernten Finca auf der es von allen drei reichlich gibt.... upps.

Zum Weiterlesen:
Wild Wild Chachagua - das ist ...
Afrikanisierte Honigbiene, wikipedia

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2 Kommentare

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Oh mein Gott! Das ist ja wirklich krass! So viel Pech muss man erstmal haben. Ich hoffe du hast dich inzwischen wieder gut erholt und rennst immer sofort weg, wenn du eine Biene oder ähnliches siehst ;)

Kommentar von: manali [Besucher]

Hast du schon den Film “More than honey” gesehen? Sehr sehenswert daran fand ich die chinesischen Wanderarbeiter, die Blüten von Hand bestäuben. Ist wohl langfristig die einzige Alternative zu afrikanisierten Honigbienen…


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