Krank im Indigenen Dorf

von 13 corinna  

Ich war ein paar Tage in einem Indigenen-Dorf zu Besuch. Was soll ich sagen.. ich war hauptsächlich KRANK! Traurig, aber wahr. Die ganze Reise dahin und habe ich mal die Gelegenheit für ein paar Tage in einem abgelegenen indigenen Dorf zu sein, was ich schon länger mal machen wollte, weil ich es einfach interessant finde, deren Leben und vielleicht auch noch ein wenig deren alte Kultur kennenzulernen, und ich bin krank. Na toll.

Wobei das vielleicht aber genau daran auch gelegen haben mag. Denn in dem Gebiet gibt es Probleme mit der Sauberkeit des Wassers. Auf jeden Fall hab ich das doch normale Klo sehr gut kennengelernt, gleich die erste Nacht .. um es irgendwie zu umschreiben. Magen-Darm halt. Mir war so übel, dass ich mich nicht wieder hinlegen konnte. Zumal wir dort auch keine Betten hatten, sondern nur mit einfachen Decken auf dem puren Holzboden geschlafen haben. Wegen Übelkeit und Menschen-vollem Holzhaus bin ich dann auch irgendwann raus auf die Veranda, hab mich in meine Decke gewickelt und mit einem Handtuch auf dem Geländer meinen Kopf abgelegt und den Sternenhimmel bewundert und bin irgendwann tatsächlich so eingeschlafen. So fertig war ich.

Meine Gastmutter, die auch mit mir in der Gruppe war, die das indigenen Dorf besucht hat, hat mich innerhalb der Nacht zwei oder drei Mal gefragt, ob wir nicht ins Krankenhaus wollen oder wenigstens irgendwie irgendeinen Arzt aufsuchen sollen. So mies es mir ging, habe ich das dennoch jedes Mal dankend abgelehnt. Ich musste einfach an den einen Blog "Im (staatlichen) Krankenhaus" denken, den meine eine liebe Freiwilligenkollegin über ihren Krankenhausbesuch geschrieben hatte. Den hatte ich kurz vor Abreise nach Costa Rica noch in Deutschland schon gelesen, aber er ist mir sehr eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Dass ich mir dachte, solange ich noch aufrecht sitzen kann, möchte ich mir DAS ersparen.

Saß ich dort also auf der Veranda, Kopf auf dem Geländer, am Schlafen oder dösen .. zwischendurch ab und zu aufgewacht und somit auch einen wunderschönen Sonnenaufgang gesehen. Dieser schöne orange-rote Farbverlauf zwischen den Bergen und mit schwarzen Umrissen von Bäumen davor .. hach .. Morgens, als dann die anderen los sind, bin ich wieder reingewechselt, ins Haus, weil die Sonne langsam um die Ecke kam, sehr warm und brennend. Ich habe dann gesammelte Decken von den anderen bekommen, damit ich ein wenig weicher liegen kann. Hingelegt. Direkt wieder eingeschlafen. Kurze Zeit später kam dann meine Gastmutter mit einem kleinen indigenen Mädchen (in traditionellen bunten Kleid - war irgendwie wie eine Erscheinung in diesem Moment) im Schlepptau und mit einem Becher vorbei. Meine Gastmutter meinte nur: "hier, das hier ist natürliche Medizin .. trink das, aber Achtung, bitter". Das hab ich dann aber auch angenommen. Fast freudig sogar .. ich wollte im Zweifel schon immer mal die indigene Natur-Medizin ausprobieren. und tada .. noch ein paar mehr Stunden Schlaf. Wirklicher Schlaf diesmal. Tief und Fest. Und ohne Unterbrechung, abgesehen von den zwei Mal oder so, wo jemand vorbeigeschaut und gefragt hat, wie es mir geht .. und ich war soweit wieder wohl auf. Ich konnte sogar noch am selben Tag wieder was essen!

Falls jemand mal mit Magen-Darm-Problemen in einem indigenen Gebiet (zumindest hier in Costa Rica) ist und ein (vermutlich besser älterer) Indigener zugegen ist .. "Hombre Grande" - der Baum, wo man einen Tee aus der Rinde macht, hilft!!

Nun, den Abend war ich dank nicht wirklich geruhsamer Nacht vorher aber dann immer noch ein wenig fertig und bin wieder früh schlafen gegangen. Nächsten Morgen erzählt mir meine Gastmutter, dass wir (also die ganze Gruppe, mit der wir da waren) am selben Tag dann schon zurück fahren! Und das, wo ich nun den Tag wieder fit gewesen wär, irgendwas zu machen. Ich dachte, das kann nicht wahr sein! Und zu allem Überfluss erzählt sie mir auch noch, dass sie gestern, also den Tag, den ich platt und die ganze Zeit am Schlafen war, in einem nahen Waldgebiet waren, sich dort die Pflanzen und Tiere angeschaut haben und auch exotische Früchte probiert, also gegessen, haben. Na Doll. Genau DAS, was ich am liebsten dort miterlebt hätte!

So hab ich nur die Versammlungen miterlebt, wo sie sich über nachhaltige und natürliche Anbaumethoden und die Hintergründe dazu ausgetauscht haben.. und erlebt, wie es ist, im indigenen Dorf krank zu sein. Dennoch muss ich sagen, dass ich es nicht bereue. Auch das war tatsächlich ein sehr interessantes Erlebnis.

„Hombre Grande“ war mir aber tatsächlich auch schon vorher ein Begriff und hatte die Pflanze auch schon mal gesehen, nur halt noch nicht in einem persönlichem Experiment ausprobiert. Aber einen "Hombre Grande"-Baum gibt es auch in der Tropenstation, wo ich anfangs hier in Costa Rica gelebt habe. Da mein Chef Miguel dort seines Zeichens ja auch Indigenen abstämmig ist und um solche Medizinal-Pflanzen auch bestens Bescheid weiß, hatte er solch einen Baum dorthin gepflanzt.

Julius, mein Kollege auf der Regenwald-Station hatte sich auch tatsächlich mal einen Tee von gemacht, als er mal Bauch-Schmerzen hatte. Auch ihm hatte es geholfen.

Abschließend, nach der Krank-Story möchte ich nochmal klarstellen: mir geht es wieder bestens, alles wieder normal. Alles gut. Man muss sich also vor einem Besuch in einem abgelegenen indigenen Dorf nicht fürchten, wenn man sonst gesund ist, übersteht man sogar Krankheits-Turbulenzen dort auch gut, mit natürlicher Medizin.

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3 Kommentare

Kommentar von: manali [Besucher]

Meine Erfahrungen aus einem staatlichen Krankenhaus werden sich hoffentlich bei einer/m anderen Freiwilligen nicht so oder ähnlich wiederholen.

Deine Erfahrungen in einem “indigenen” Dorf lassen sich aber auch nicht fraglos auf alle “indigenen” Dörfer übertragen, und eigentlich hat die Kenntnis von Naturheilkunde auch nicht notwendigerweise etwas mit Indigenität zu tun.

Das Konzept / der Begriff “indigen” kann ungewollt leicht in rassistisches und faschistisches Schubladendenken führen, besonders bei unüberlegten Verallgemeinerungen. Man sollte ihn mit Vorsicht verwenden und genießen. Die Leute in dem Dorf, in dem du warst, würden sich (so vermute ich), wenn man sie fragte, was sie sind, wahrscheinlich selbst in erster Linie nicht als “Indigene", sondern als “Ngäbe” bezeichnen. Das ist zwar ebenso rassistisch, aber etwas präziser, denn “Indigene” gibt es zumindest in allem kolonialisierten Gebieten der Erde, in denen sie nicht ausgerottet wurden, aber nicht alle von ihnen haben noch das Wissen über traditionelle Heilmethoden oder eine eigene Medizin (Tatsächliche indigene oder traditionelle Medizin muss man nämlich oft ganzheitlicher denken, im Hinblick auf die kulturelle und spirituelle Lebenswelt der behandelnden und behandelten Personen: Unterschiedliche Konzepte von Spiritualität, dem Verhältnis von Körper zu Geist, Religion und Religiosität, Aberglaube, Zauberei und Hexerei, Geister…), und nicht alle von ihnen kennen hombre grande - aber auch “Nicht-Indigene", die mal Kontakt mit den positiven Wirkungen der Pflanze hatten, können diese nutzen und weitervermitteln. In meinem Umfeld hier gibt es “costaricanische” “Mestizos", “Menschen mit Migrationshintergrund", sogar “Mestizos mit Migrationshintergrund", auch “Indigene” nicht costaricanischer Nationalität, die sich mit Naturheilmethoden oder traditioneller Medizin etwas auskennen und mir bei Erkrankungen Pflanzensude und Tees empfehlen.
Wie dir gefällt mir das in den Fällen leichter Erkrankungen, Erkältungen, Bauchschmerzen, etc. besser als die Antibiotika, die man im öffentlichen Krankenhaus oder in der Privatklinik bekommen kann.
Naturheilkunde ist aber meines Erachtens nicht essentiell indigen, wie es in deinem Blogbeirag rüber kommt, sondern nur hierzulande leider sonst nicht mehr so üblich - was auch eine Frage des Zugangs sein kann: In der Stadt ist es oft leichter, Tabletten zu schlucken, als die notwendigen Heilpflanzen zu sammeln. Weit abgelegen von der “Zivilisation” ist es eben umgekehrt.

Hier ein paar wikipedialinks als Leseanregung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_V%C3%B6lker#Begriffsabgrenzung
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnie
http://de.wikipedia.org/wiki/Traditionelle_afrikanische_Medizin#cite_note-12

Kommentar von: Magda [Besucher]

Jaja, krank wird man immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann… obwohl man Magen-Darm ja eigentlich nie braucht:) Ich finds aber krass, dass dir der Tee so gut geholfen hat…mir fällt grade nichts vergleichbares an Tabletten/sonstigem ein, das eine so schnelle und starke Wirkung hätte. Mein herzlichstes Beileid, dass du die tolle Führung verpasst hast! Aber ich denke das mit dem Früchte probieren kannst du sicher irgendwann nachholen:)

Kommentar von: Eningen [Besucher]

Hombre grande ist genial. Mir war so übel, auch mir war schwindelich die indios haben mir ein tee mit hombre grande vorbereitet. Sofort gewirkt. 2 Tage später war ich ganz gesund, wirklich gesund. Und ich habe Hombre Grande immer bei mir gehabt, einfach in agua mineral fría, übernacht am nächsten Tag getrunken, super gut. Man kann mit agua caliente (ist natürlich besser) aber auch paar stunden in agua fría geht, danach trinken drei mal am tag ist genial.


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