Das wundersame Tierleben unserer Finca, Teil 2

von 13 fabian  

Im zweiten Teil des "Wundersamen Tierlebens" geht es um Insekten. Es gibt schöne und unauffällige, große und kleine, angenehme und lästige. Fangen wir mit Insekten an, die man als Opfer als am überflüssigsten empfindet: Moskitos.

Weibliche Moskitos saugen Blut, um zu überleben. Dass sie das gerade beim Menschen tun, ist natürlich lästig. Dass sie dann oft auch noch die Stellen erwischen, an denen es am meisten juckt und die am schlechtesten zum Kratzen sind, das müsste nun wirklich nicht sein. Dass Moskitos auch noch gefährliche Krankheiten übertragen, wie Malaria, Dengue-Fieber oder die Schlafkrankheit, setzt der empfundenen Überflüssigkeit dieser Tiere natürlich noch die Krone auf.


Räucherstäbchen vereint gegen Dengue

Zur Verteidigung stehen neben Chemiekeulen und verträglicheren Abwehrmitteln bewährte Hausmittel oder natürliche Mittel bereit. Die Partei "Frente Amplio" hat mit dem Slogan "Gemeinsam gegen Dengue" beispielsweise Räucherstäbchen als Wahlkampf-Geschenk verteilt (siehe Bild).

In vielen Erfahrungsberichten erwiesen sich jedoch drei andere Dinge als sehr effektiv: Ventilator (Moskitos fliegen nicht gerne im Luftzug), Moskitonetz, Verhaltensanpassung (Körper soweit wie möglich mit Kleidung bedecken; Aufenthalt im freien meiden, wenn Moskitos aktiv sind). Und die gute, alte Fliegenklatsche (bzw. ihre moderne Schwester, die elektrische Fliegenklatsche) kann natürlich auch gute Dienste leisten.

Für uns ist es schwierig den Stichen zu entgehen. Fast zu jeder Tages- und Nachtzeit sind irgendwelche Moskitos aktiv, gerade die Dengue-Mücke ist tagsüber aktiv. Hier in Costa Rica ist das Dengue-Risiko allerdings nicht sehr hoch. In unserer Finca sind wir noch ein bisschen besser geschützt, da wir kaum Nachbarn haben, von denen die Krankheit per Moskito auf uns übertragen werden könnte.

Generell ist jetzt in der Trockenzeit, die etwa von November bis April dauert, die Moskitobelastung auch geringer, da die Larven zwei bis drei Tage stehendes Wasser benötigen, um sich zu entwickeln. Und da es in der Trockenzeit nicht regnet, ist stehendes Wasser recht selten. Wir können uns auch nicht erklären, wo im Moment die Moskitos herkommen, da wir auf unserem Gelände eigentlich alle möglichen Brutmöglichkeiten beseitigt haben. Einen Weg finden die Moskitos anscheinend trotzdem Nachkommen zu produzieren. Wer weiß, vielleicht gibt es durch die vielen Pestizide, die in Costa Rica versprüht werden, mittlerweile Turbo-Larven, die nur noch eine Stunde Wasser brauchen...

Nun zu den angenehmeren Vertretern der Insekten, also eigentlich allen außer den Moskitos. Es gibt hier die altbekannte Hausfliege, es gibt Grashüpfer, die zum Teil richtig groß sind (ca. 8-10cm) und beim Fliegen ordentlich Brummen. Ein paar von denen könnten, kurz gebraten, einen sättigenden, proteinreichen und gesunden Beitrag zu einer Mahlzeit leisten. Honigbienen sehe ich hier selten, dafür öfters wilde Bienen, meist schwarz und etwa halb so groß wie eine Honigbiene, außerdem oft stachellos und friedfertig.


Wespennest unter Bananenblatt

Bei Wespen sieht es schon etwas anders aus, es gibt große wie kleine Vertreter. Sie bauen ihre Nester gerne unter Wellblechdächern, wo sie vor Regen und Sonne geschützt sind. Einen ähnlichen Schutz bieten die Blätter von Bananenstauden (siehe Bild). Diese Erfahrung habe ich gemacht, als ich Bananenstauden auf unserem Gelände gepflegt habe. Dabei werden alte, vertrocknete oder vergilbte Blätter abgeschnitten und als Mulch um die Pflanze herum verteilt. Dabei habe ich plötzlich mehrere Stiche gespürt, ohne die Wespen vorher gehört oder gesehen zu haben. Erst bin ich überrascht stehen geblieben, konnte mich aber dann doch noch entsinnen und bin geflohen. Die Stiche in Arme und Gesicht habe ich mit etwas Erde eingerieben. Ich war recht froh, dass sie sind nur leicht angeschwollen sind und nach einigen Stunden kaum noch zu merken waren.

Aus diesem Erlebnis habe ich gelernt, dass es sich lohnt, vor dem Blätter-Abschneiden an den Strunk der Bananenpflanze zu klopfen, um die Blätter auf Nester zu prüfen. Und natürlich hilft es auch einfach die Augen offen zu halten und kurz unter die Blätter zu schauen.


Schlupfwespen Kinderstube

Die harmlosen Vertreter der Wespen sind die Schlupfwespen. Harmlos ist natürlich Ansichtssache. Spinnen würden diese Aussage kaum unterschreiben, denn sie enden als Babynahrung in den röhrenförmigen Nestern, die die Schlupfwespen aus Lehm und Erde bauen. Zum Schluss wird noch ein Ei hineingelegt, dann wird versiegelt und eine neue Kammer wird angebaut. Als ich am Anfang in meinem Zimmer eine solche Röhre mit mehreren Eikammern entfernt habe, war ich erstaunt, als mehrere tote Spinnen herausfielen.


Entwicklungsstadien der Schlupfwespe

Futter aus der Kammer einer Schlupfwespenlarve

Ich habe dann den Inhalt der Kammern genauer untersucht und auch fotografiert (siehe Bilder, für die, die keine Angst vor Spinnen haben). Man konnte den zeitlichen Ablauf gut sehen, denn in den ältesten Kammern waren die Larven schon in einem Kokon verpuppt und sahen schon aus wie eine Schlupfwespe. In den mittleren Kammern waren Maden und tote Spinnen und in den neuesten befanden sich nur tote Spinnen. Was ich daraus gelernt habe: eigentlich müssten wir Schlupfwespen bekämpfen. Dann würden weniger Spinnen getötet und mehr Spinnen könnten mehr Moskitos fangen! Fehlt nur noch ein Schlachtplan gegen Schlupfwespen. Vorschläge?

Beim nächsten Mal "Wundersames Tierleben" geht es um einige weitere Insekten, aber endlich auch um größere Tiere, die den meisten Menschen vielleicht sympathischer sind oder als spannender empfunden werden.

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1 Kommentar

Kommentar von: Sarah [Besucher]

ich freu mich schon auf den nächsten Eintrag ;) denn ich glaub ich gehöre zu dem Mainstream, der die größeren Tiere sympathischer findet ;) auch wenn das mit den Schlupfwesten sehr interessant war, ist das Spinnenbild sehr abschreckend =P


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