Vertraute Welt - auf dem Kopf

von 13 fania  


Kahle Bäume sind im Jahreszeitengeprägten Europa ein Zeichen für die kalte Zeit im Jahr: Lebkuchen, Schlittenfahren, Einkuscheln. In Guanacaste und anderen subhumiden bis ariden Landstrichen verlieren die Bäume im Sommer ihre Blätter, weil es zu trocken ist.

Im Mai beginnt die Regenzeit (invierno=Winter) und die Natur holt sich nach langer Durststrecke mit voller Wucht alles zurück. Der Sommer ächzt in seinen letzten Zügen und der Staub der Straßen legt sich auf die Lungen der Reisenden.

Kaum ein paar Wochen sind nun die "Zwischen"-Freiwilligen von Pro REGENWALD hier und wollen anpacken - oder doch erst einmal klar kommen?

Welche Bezugssysteme bringe ich mit und wie gehe ich damit um, etwas nicht zu verstehen oder sogar unerträglich zu finden? Unsere Mentoren erzählen uns zwar viel über die Projekte und Erfahrungen und vor allem über ihre Einschätzung von der Situation im Land, ihrem Umgang mit Frustration und ihren Wünschen und Hoffnungen. Meine eigenen Eindrücke muss ich noch verarbeiten, ordnen und meine eigenen Schlüsse ziehen. Menschen in ihren Lebensräumen.


Kröte

Die Angst vor der Begegnung mit einer Schlange. Mein Umgang mit Ängsten von anderen. Mein Platz hier: alles neu, freundliche & fragende Blicke, Misstrauen, fragendes Selbst: was mache ich eigentlich hier. "Habt Vertrauen in euch, entdeckt, nehmt euch Zeit zu reflektieren", rät uns Miguel aus dem Korridorprojekt Carara. "Seid aktiv und im Austausch mit den Menschen vor Ort, lernt, helft", lauten die Tipps von William von FEDEAGUA bei Nicoya.

Trotz Verständigungsschwierigkeiten, hochkonzentriertem Arbeiten wegen allem möglichen giftigen Tierchen, gibt es viel zum Nachdenken. Der Zugang zum Internet ist zumindest im Korridor immer mit einem Spaziergang verbunden. Wie können Beziehungen aufrecht erhalten und neu geknüpft werden, wenn die Kommunikation sprachlich oder technisch schwierig ist. Wann fühle ich mich angekommen in meinen Beziehungen zur tropischen Natur und zu den Menschen, die hier leben. Wie gehe ich mit den Vorstellungen der Einsatzstellen um und kann meine eigenen Ideen einbringen - ohne zu (ver)zweifeln. Sich auf das Alleinsein einstellen. Zuhause waren es kleine Auszeiten: aus dem Alltag raus, einen Spaziergang machen. Kleine Inseln schaffen. Und jetzt? Bin ich selbst die Insel im unergründlichen Ozean aus Hitze, Feuchtigkeit und gewaltiger tropischer Natur, die mich - einen Menschen aus dem gezähmten Europa - herausfordernd anlächelt.

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2 Kommentare

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Wünsch dir viel Erfolg, Glück und ganz viel Kraft in deiner neuen Umgebung!! :) Ich hoffe man sieht sich, wenn ich ende Mai dann auch für ein paar Wochen nach Costa Rica komme!

Kommentar von: fabian.j [Besucher]

Viele interessante Fragen =)
Viel Erfolg beim Sich-Zeit-nehmen, um Antworten zu finden, um dich herum und in dir drin. Da ist der spärliche Internetzugang wahrscheinlich eher hilfreich! Die wichtigen Beziehungen erhalten sich über 6-7 Monate auch ohne Kommunikation.
Wichtiger ist es, finde ich, hier etwas zu finden, dass einen erfüllt. Denn es liegt (fast) nur an einem selbst, was man aus der Zeit macht.
PS: Schon die erste Schlange gesehen?


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