Mit dem Daumen durch Costa Rica

von miriam_12  

Ich bin in Deutschland noch nie getrampt, das hätte ich mich nie getraut. Auch in Costa Rica dachte ich anfangs so, bis ich irgendwann das erste Mal zusammen mit Mitfreiwilligen den Daumen rausgehalten habe. Irgendwann habe ich mich dann auch alleine an die Straße gestellt. Inzwischen habe ich festgestellt, dass das Trampen in vielerlei Hinsicht mein Leben bereichert hat und möchte diese Erfahrung gerne teilen.

Doch warum dieses Risiko eingehen, wo Costa Rica doch ein flächendeckendes Bussystem hat?

Nun, das System ist zwar flächendeckend, aber die Busse fahren nicht gerade häufig (und noch weniger pünktlich!). So muss ich oft noch 15-30 Minuten an der Straße warten, wenn ich mit dem Bus fahren will. Oder erst mal zwei Stunden zu Hause, weil es gerade gar keinen gibt. Schneller geht es auf jeden Fall per Anhalter. Besonders in Gegenden, wo noch viel seltener oder gar keine Busse fahren.

Außerdem spart man sich in der Regel das Busgeld, aber das ist ein ziemlich nebensächlicher Aspekt, finde ich. Viel wichtiger ist die Freiheit, die ich durch*s trampen bekommen habe und außerdem die Begegnungen mit Menschen, die ich sonst vermutlich nie getroffen hätte. Ich habe Reisetipps bekommen, interessante Gespräche geführt, mir wurden Taschen oder Chorreadas (frische Maisfladen) geschenkt.

Einmal bin ich nach Nicoya getrampt um ein paar Einkäufe zu machen, und wurde von meiner Mitfahrgelegenheit auch wieder zurück gebracht - inklusive Abstecher zu einem deutschen Café und einem Kuchen als Geschenk von der Inhaberin.

Ein anderes Mal bin ich mit einer Mitfreiwilligen mit insgesamt 7 verschiedenen Leuten mitgefahren, um zum "Rio Celeste" zu kommen, einem aquamarinblauen Fluss. Und einen ungeplanten Abstecher zum Lago de Arenal haben wir auch noch gemacht.

Meine Lieblings-Tramp-Erinnerung spielt sich jedoch im Süden der Nicoya-Halbinsel ab. Gestrandet mitten im nirgendwo, ohne Busse in einem winzigen Dorf zwischen zwei Orten mit Busanbindung, hat eine Bekannte von mir eine Freundin und mich getroffen und uns mit zu sich nach Hause genommen und von dort aus ein Taxi bestellt, das uns in den nächsten Ort gefahren hat. Der Taxifahrer wollte sich am Ende weniger als den vereinbarten Preis bezahlen lassen. In dem Örtchen gab es nur einen Bus drei Stunden später in die nächste Stadt, und kaum Autos. Trotzdem hatten wir Glück und wurden von zwei Musikern mitgenommen, die uns während der Fahrt Lieder vorgespielt haben. Von dort aus hat uns dann jemand bis ganz nach Hause gebracht und uns noch zwischendurch Getränke geschenkt.

Natürlich kann das ganze auch nach hinten losgehen - ich wurde auch oft genug angebaggert oder der Fahrer hat sich als nicht mehr ganz nüchtern herausgestellt. Manchmal sind die Gespräche auch ermüdend, wenn man zum 100. Mal gefragt wird wie lange man schon hier ist, wie lange man noch bleibt, ob man die Familie nicht vermisst und dass man ja so gut Spanisch sprechen würde.

Die Costaricaner sind nicht so tramp-affin. Auf dem Land kann es schon sein, dass sie sich mal mitnehmen lassen, aber sonst ist das eher selten. Einmal habe ich jedoch auch eine Tica an der Bushaltestelle getroffen und wir sind zusammen getrampt.

Trotz der Risiken finde ich, ist das eine sehr schöne, horizonterweiternde und spontane Art zu reisen, die ich nur weiterempfehlen kann.

BlogNo:sprache22

1 Kommentar

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Cool ! :) das hört sich tatsächlich so an, als wärst du durchs Trampen viel rumgekommen und hättest viele Leute kennengelernt! Aber ich glaube, ich hätte jedes Mal wieder Angst, wenn ich in ein Auto steigen würde!


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