Santa Elena, here I come!

von eva_l_10  

Nach einem emotionalen Abschied von den anderen Weltwärtslern befinde ich mich nun für die nächsten Monate in dem Dorf Santa Elena. Der Ort hat circa 500 Einwohner, gehört zum Bezirk Pital der im Kanton San Carlos liegt und gehört verwaltungstechnisch zur Provinz Alajuela. Das nördliche Tiefland Costa Ricas, wo sich die tropische Ebenen von Ost nach West ziehen, liegt klimatisch im Einflussbereich der Karibik. Daher ist das ganze Jahr ueber mit feuchtheissem Wetter zu rechnen.

Santa Elena ist seit 1990 ein 'Asentamiento campesino'. 'Asentamientos' sind Ergebnis einer Landreform, die ihre Anfänge bereits in den 70ern hat.

Dabei wurden Grundstücke in gleich grosse Parzellen aufgeteilt und den schon angesiedelten Bauern auch formell zugewiesen. Für viele dieser Gemeinden ist es charakteristisch, dass sich innerhalb deren Gebietes ein Wald befindet, der formell dem Staat gehört. Meist kümmert sich die Regierung aber nur um die größeren Nationalparks, denn es fehlen die notwendigen Geldmittel, um auch die Gemeindewälder zu schützen. Dies ist aber dringend notwendig, da der Wald diversen Gefahren, wie zum Beispiel der Abholzung, vor allem aber der Wilderei ausgesetzt ist. In der Gemeinde Santa Elena haben sich verschiedene Gruppen formiert, um fuer den Schutz 'ihres' Waldes einzutreten. Dabei handelt es sich um den örtlichen Frauenverein, den Bauernverein und die Umweltorganisation 'Ascomafor' (Asociacioón para la conservación del medio ambiente). In den 90ern Jahren konnten sie gemeinsam verhindern, dass San Carlos ihren Wald als Muelldeponie verwendet.

Im Folgenden werde ich etwas näher auf die Organisation Ascomafor eingehen, zumal ich das Glueck habe, direkt an der Informationsquelle zu sitzen: die Präsidentin Xinia Lizano Solis ist gleichzeitig auch meine Gastmutter. Ascomafor wurde 1998 gegruendet und besteht aus fünf komunalen Mitgliedern: St. Elena, Quebrada, Chachagua, Garavito und San Marcos. Der Vorstand besteht aus acht Personen und tagt mindestens einmal pro Monat. Ascomafor hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Wald der bäuerlichen Siedlungen zu schützen und zerstörte Teile wieder aufzuforsten. Dabei spielen die “excursiones ecologicas” eine tragende Rolle. Seit 2000 reisen einmal im Jahr Studenten und Professoren aus den USA und Kanada an, um von März bis April aufzuforsten, stattliche 5000 Bäume pro Jahr in den fünf Gemeinden.

Um gegen die massive Bedrohung durch die Wilderer vorzugehen, wurde begonnen, den Wald mit Hilfe der Volontäre in regelmäßigen Patrouillen bewachen zu lassen. Im Winter geschieht das ca. 2 Mal die Woche, nur vormittags, da die Arbeit bei Sturm und Gewitter zu gefaehrlich wäre. Um unvorhersehbar zu bleiben, finden die Kontrollgänge an verschiedenen Tagen statt, im Sommer dann täglich. Die wichtigste Ausrüstung ist eine Kamera, um den Wilderer bei seiner Taetigkeit zu dokumentieren. Wird ein Wilderer überführt, kümmert sich das MINAE (Ministerio de medio ambiente), also das Umweltministerium um das weitere Vorgehen (Abnahme der Waffen und der Beute, evtl Prozess).

Ohne Ascomafor und die Bauern, die sich für den Schutz ihres Waldes einsetzen, wäre das 70 ha große Waldgebiet, von dem 80% Primärwald ist und das sich durch eine große Artenvielfalt auszeichnet, in einem wesentlich schlechteren Zustand. Die Arbeit Ascomafors in Santa Elena ist vorbildhaft und dient als Fallbeispiel für andere Gemeinden. Es gilt den lokalen Bauern zu zeigen, dass der Wald auch einen hohen Marktwert hat, wenn man ihn nicht abholzt. Die Waldschutzarbeit hilft enorm auch bei der Entwicklung innerhalb der Gemeinde. Dies geschieht in vielfacher Hinsicht: Freiwillige und Touristen mobilisieren Gelder und sind zudem wichtige Hilfsskräfte. Freiwillige bringen den Kindern englisch bei, so dass diese in Zukunft als Übersetzer im Tourismusbereich tätig sein können. Santa Elena verfügt über eine gute Infrastruktur: es gibt Schulen, eine Kirche sowie eine Gemeinschaftsküche. Letztere wird durch einen lokalen Verein für Entwicklung verwaltet. Dabei organisiert die Schule Feste, oder es gibt ein Fussballtunier zu dem andere Gemeinden eingeladen werden. Es werden u.a. verschiedene Gerichte verkauft, deren Erlös der Gemeinde zugute kommt.

Meine Tätigkeitsbereiche in Santa Elena werden vielfältig sein: gelegentlich Gemeindeaufgaben, wie z.B. bei der Restaurationsarbeiten an der Schule mithelfen, Sprachkurse für Kinder und Erwachsene in der Schule geben (es besteht tatsächlich Nachfrage nach Deutschunterricht!!), ein bisschen Nachhilfe im Umgang mit Computern (ich bezweifle stark, dass ich da der richtige Ansprechpartner bin...), landwirtschaftliche Arbeiten auf Xinias Finca (große Diversität an Anbauprodukten, organische Landwirtschaft), Herstellung von Heilpflanzen sowie die Bewachung des Waldes (wer ist da besser geeignet als eine Forest Guardian?? ;-)) ).

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