Alles Banane

von sven_10  

Die Banane kam 1502 mit den Spaniern nach Zentralamerika, nachdem sie über Umwege aus dem südostasiatischen Raum in Richtung Westen exportiert wurde. Da sie selbst aus tropischen Regionen kommt, fand sie im feuchtwarmen Klima der Länder Honduras, Guatemala, Nicaragua, Costa Rica und Panama sowie Kolumbien die perfekten Bedingungen vor. Sie wurde auf Plantagen angebaut, die auf gerodeten Urwaldflächen von Sklaven unter menschenunwürdigen Bedingungen bewirtschaftet wurden. Die Besitzer der Plantagen gehörten oft der obersten Gesellschaftschicht an, während ihre Arbeiter und Sklaven die unterste Klasse bildeten.

Nachdem die einzelnen Staaten die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien erkämpft hatten, drängten profitorienterte Unternehmen aus den Vereinigten Staaten in die mesoamerikanischen Länder und unterstützten diktatorische Regime bei ihren Putschen, um weiter expandieren zu können oder sich niedrigere Exportzölle zu sichern. Mit der boomenden Industrialisierung wurden die Bananenplantagen immer größer, da sich nun der Weltmarkt für die beliebte Frucht öffnete.

Heutzutage beträgt das weltweite Exportvolumen von Bananen jährlich 102 Millionen Tonnen, die drei größten Produzenten weltweit sind Indien mit 15,1 Mio. Tonnen, Ecuador 7,56 Mio. und Brasilien mit 5,5 Mio. Tonnen Bananen jährlich.

Die Pflanze
Die Banane gehört zur Familie Musaceae und ist eine einkeimblättrige, immergrüne Staude. Die Gattung Musa besitzt etwa 100 Unterarten, von denen aber nur wenige essbar sind. Die gewöhnliche Banane aus unseren Supermärkten heißt botanisch Musa x paradisiaca oder Musa paradisiaca sapientum. Weiterhin gibt es noch die Kochbanane namens Musa normalis, die roh eher ungenießbar ist, und eine Banane, deren Faser zur Herstellung von Netzen, Tauen und Garnen verwendet wird (Musa textilis).

Insgesamt sind durch intensive Züchtung und natürliche Kreuzungen etwa 1000 Sorten unterschiedlichster Bananen entstanden von 3 - 70 cm Größe und verschiedensten Farben. Die meisten Sorten bilden keine Samen, da sie durch Züchtung steril geworden sind. Sie werden durch Kindel vermehrt und haben daher das gleiche Genmaterial, sprich sie sind Klone. Nur einige Zierbananen bilden noch Samen aus.

Natürlicherweise und  bei ausreichend Platz vermehrt sich die Staude alleine durch Kindelbildung in einem Kreis von ca. 2 Metern. Dabei entsteht ein Mikroklima im Inneren des Kreises, in dem der Rotteprozess der Biomasse schneller verläuft. Bei Kultur in Plantagen wird diese natürliche Düngung aus Effizienzgründen nicht genutzt, daher muss mineralisch nachgedüngt werden.

Zudem ist der Anbau in Monokultur fatal für die Umwelt und die Arbeiter in den Betrieben.  Urwald wird für die Plantagen gerodet und die Pflanzen müssen mit Pestiziden behandelt werden, welches die Böden verseuchen kann. Die Arbeiter nehmen über Atmung und Hautkontakt Reste der Gifte auf.

Verknüpfung Unternehmen und Politik
Eines der Unternehmen, das sich im Bananenanbau am besten etablieren konnte war die United Fruit Company (UFC oder UFCO) und ihre Bananen sind heute bekannt unter dem Namen Chiquita. Sie entstand aus der Boston Fruit Co. und der Tropical Trading and Transport Co., einer Eisenbahngesellschaft, die bereits ein Schienennetz in Costa Rica besaß.

Mit den steigenden Exporten wurden viele technische Entwicklungen vorangetrieben. So war die UFC maßgeblich an der Erfindung und Verbreitung der Radiotechnologie beteiligt. Auch entwickelten sie Kühlschiffe, um ihre Waren auf längere Wege schicken zu können.

Während ihrem schwunghaften Aufstieg konnte die United Fruit Company starken Druck auf die amerikanische Regierung ausüben, damit diese im Interesse der UFC in den Staaten Zentralamerikas intervenierte. Beispielsweise nahm der Konzern die Hilfe des CIA in Anspruch, nachdem 1951 Präsident Jacobo Arbenz in Guatemala 530 Km² Land der UFC beschlagnahmte und es an Kleinbauern verteilte. Daraufhin mobilisierte die CIA eine Truppe von 400 Mann, zwang Arbenz zum Abdanken und setzte Castillo Armas ein, dessen erste Amtshandlung die Rückgabe des Landes an UFC war. Nebenbei schaffte er noch sämtliche Arbeitsschutzgesetze ab, die Jahre zuvor hart erkämpft wurden. Die Militärdiktatur bestand noch weitere 40 Jahre und sollte rund 100 000 Menschen das Leben kosten.



Das Unternehmen mit seiner skrupellosen Firmenpolitik legte auch auf die Behandlung der Arbeitskräfte keinen Wert. So waren Prügel oder gar Mord an aufständischen Mitarbeitern keine Seltenheit. Ein Massaker an Arbeitern, die gegen die schlechten Arbeitsbedingungen protestierten, ging in die Geschichte als Masacre de las Bananeras ein (1928). Es gab über 1000 Tote.

Die Länder Zentralamerikas waren in einer Zwickmühle. Sie mussten den Forderungen und der Politik der Firma nachgeben, da es eine wirtschaftliche Katastrophe gegeben hätte, hätte die UFC die wirtschaftlichen Beziehungen abgebrochen.

Greenwash
Heute bemüht sich die UFC aufgrund der ständigen schlechten Presse um ein besseres Image, seitdem heißt die Firma Chiquita. Seit 1992 arbeitet sie mit der Rainforest Alliance zusammen, die umstrittene Zertifikate für angeblich faire und umweltschonende Betriebe verleiht. Glaubt man diesen Zertifikaten, so sind alle Plantagen direkt von Chiquita und  93 % ihrer Zulieferer vorbildliche Betriebe. 

Chiquita  verkauft mittlerweile auch unter anderem Namen Bananen. z.B. Consul, Amigo und Frupac.

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