Pura Vida – Die Sprache der Ticos

von chris_10  

Zu Anfang kam es mir ziemlich spanisch vor, ständig nur Bahnhof zu verstehen, wenn ich versucht habe, mich mit einigen Costa-Ricanern zu unterhalten. Eigentlich gelingt die Assimilation an die sprachlichen Eigenheiten des Landes jedoch recht schnell, zumal für einen Spanischstudenten wie mich.

Der Ausspruch „Pura vida” ist inzwischen durch Verbreitung von Touristen weltweit bekannt, da er hierzulande aufgrund seiner ständigen Anwendung auch leicht für sämtliche Souvenir-Shops zu vermarkten war.

Hinter dieser sehr gebräuchlichen Redewendung, die wortwörtlich „pures Leben” bedeutet, stehen vielseitige Anwendungsmöglichkeiten. So kann sie beispielsweise zur Begrüssung oder zum Abschied fallen oder aber als Ausruf, drückt aber in jedem Fall den Gemütszustand und die Lebensfreude des Ticos aus, der von ihr Gebrauch macht.

Aber warum nennen sich die Menschen hier eigentlich „ticos”? Entstanden ist die Bezeichnung im 19. Jahrhundert. Ganz konkret geht diese Bezeichnung darauf zurück, dass im Krieg von 1856-57 gegen das vom Amerikaner William Walker geführte Nicaragua, die Soldaten der anderen zentralamerikanischen Staaten eine auffällig starke Ausprägung des Diminutivsuffixes –ic- feststellten, während in anderen spanischsprachigen Laendern für die Verniedlichung eher die Suffixe –it- oder –ill- vorherrschten. Bis heute hat sich, allerdings nicht nur in Costa Rica, sondern auch in anderen karibischen Ländern, die Form noch weiter entwickelt, bzw. es wurden Brücken geschaffen, damit das Suffix –ic- angewendet werden kann. Ein gebräuchliches Beispiel im Fall von „chico” (Junge) ist anstatt von „chiquito” oder „chiquillo” die Form „chiquitico”, da sich „chiquico” nicht schoen anhört.

Bei der Aussprache der Costa-Ricaner fällt vor allem das anlautende oder doppelte rr auf, das einen eher an eine Unterhaltung mit einem US-Amerikaner erinnert. Es findet nämlich keine starke Rollung wie im Spanischen statt, sondern wird eher wie das r im amerikanischen Englisch ausgesprochen, was sprachgeschichtlich eher verwundert, da durch den gewonnenen Krieg von 1857 der imperialistische Einfluss der USA auf Costa Rica eher gering gehalten wurde und sich nach der Unabhängigkeit von 1821 schnell eine eigene nationale Identität entwickeln konnte.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere kleine Eigenheiten im costa-ricanischen Spanisch, doch ich möchte den interessierten LeserInnen dieses Blogs für den eigenen Landesbesuch die Möglichkeit lassen, selber noch etwas von der Sprache der Ticos zu entdecken.

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