Die Schule IDA Tres Amigos

von eva_l_10  

Meine erste Woche in Santa Elena habe ich hauptsächlich auf dem Gelände der örtlichen Grundschule „IDA Tres Amigos“ verbracht. Hinter den Initialen IDA steht das Instituto de Desarrollo Agrario, also das Institut, das für die landwirtschaftliche Entwicklung Costa Ricas verantwortlich ist und im Jahr 1990 die Aufteilung des Landes in unterschiedliche Parzellen organisiert hat. Auf dem jetzigen Gemeindegrund gab es davor lediglich eine einzige Finca.

“Tres Amigos” nimmt Bezug zu dem Fluß, der die Ortschaft flankiert.


Etwas bunter, als man Schulen bei uns kennt.

Derzeit wird die Schule neu gestrichen, wofür es letzte Woche sogar schulfrei gegeben hat. Langsam entwickele ich mich hier richtig zur Handwerkerin und lerne nebenbei im Gespräch mit den anderen Helfern und den Lehren jeden Tag viele neue Wörter und Ausdrucksweisen auf spanisch.

Im „comedor“, dem Speiseraum der Schule, der ebenfalls in neuen Farben erstrahlt, gibt es jeden Tag feines Essen der herzlichen Köchin Eduviges. Im Hintergrund läuft Musik, in der Mehrheit schnulzige Liebeslieder, zu denen die Ticos immer lautstark mitsingen.


Auf vor der Streicherei schon schön bunt
Nach einem harten Arbeitstag (hart vor allem, wenn draußen in der prallen Sonne gestrichen wird) bekomme ich eine frische Kokusnuß von einer der Palmen, die hinter dem Schulgebäude wachsen. Eine bessere Erfrischung gibt es nicht.

Der Direktor der Schule ist Luis Arnulfo Araya Acuna (48 J.) und verfügt über 19 Jahre Berufserfahrung. Er ist sehr unglücklich über die neue Farbwahl, weshalb er ein sehr hohes Postament in blau streichen lassen wollte, um soviel gelb wie möglich zu verdecken. Das hätte bei dem Schulgebäude aufgrund der niedrigeren Fenster (als im comedor) zu verschiedenen Farbebenen am gleichen Gebäude geführt. Da konnte ich meinen deutschen Perfektionismus durchsetzen und Don Luis überreden, die blaue Basisfläche niedriger zu halten.

Alle meine folgenden Informationen über die Schule IDA Tres Amigos und das costaricanische Bildungssystem allgemein verdanke ich dem Direktor Araza Acuna, oder wie sie hier sagen: Maestro Luis.

Im März des Jahres 1991 begann der Unterricht mit 52 Schülern, nachdem ein Jahr zuvor die Eröffnung eines Bildungszentrums für die Gemeinde Santa Elena beschlossen worden war. Die Bauarbeiten an der Schule dauerten ein Jahr und wurde 1995 fertiggestellt.


Für manchen ist's eine echte Abwechslung

Die Gesamtfläche der Schule beträgt 1000 Quadratmeter, es gibt vier Klassenzimmer und einen Speiseraum. Momentan gibt es 108 Schüler, welche je nach Stufe zu unterschiedlichen Zeiten zum Unterricht erscheinen. Ein Schuljahr dauert von Februar bis Dezember. Das Bildungssystem ist in allen Provinzen Costa Ricas gleich und kostenfrei.

Für die insgesamt sechs Stufen sind drei Lehrer zuständig, die morgens von 7-11 Uhr die 1., 3. und 4. Klasse und nachmittags von 11-15.30 die 2., 5. und 6. Klasse in den Fächern matemática, espanol, studios sociales (Geschichte) und sciencias (Biologie) unterrichten.

In der Schule befindet sich zudem ein Raum für die Kindergartenkinder, die zwischen vier und fünf Jahre alt sind (mancherorts gibt es vor dem „Kindergarden“ einen „materno“ für die Vierjährigen). Beim Eintritt in die Schule sind die Kinder sechs Jahre alt, beim Übergang auf das „collegio“ zwischen zwölf und dreizehn und haben das „diploma“ in der Tasche. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es keine Abstufungen zwischen Haupt-, Realschule und Gymnasium. Schließt man das collegio nach fünf oder sechs Jahren (graduelle Abstufung des Abschlusses) erfolgreich ab, erhält man das „bachillerato“, welches unserem Abitur entspricht.

Die Schüler von Santa Elena besuchen das collegio in Los Angeles, einem Nachbarort.


Die Klassenzimmer sind recht groß geschnitten

Laut Maestro Luis haben in den letzten 15 Jahren nur neun seiner ehemaligen Schüler die Universität abgeschlossen, welche sich in der Ciudad Quesada befindet. Die Mehrheit der Schüler zieht es vor, nach dem collegio als Bauer oder Landarbeiter in der Landwirtschaft oder auf einer der Ananasplantagen in der Gegend zu arbeiten oder Hausfrau und Mutter zu sein. Die Gründe hierfür liegen an einer unterschiedlichen Lebensplanung als wir sie in Europa kennen. Zwar gibt es in Costa Rica in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zur „Union libre“, also einem Zusammenleben zwischen Mann und Frau ohne Trauschein und einen Rückgang in der Anzahl der Kinder (früher durchaus 5-10, heutezutage gelegentlich auch nur 2 oder 3), jedoch heiraten die Menschen in der Regel immer noch früh und gehen arbeiten anstatt zu studieren, um ihre Familie ernähren zu können.

Der costaricanische Staat zeigt sich grosszügig in der Verteilung von Zuschüssen, sei es im Gesundheitssystem oder eben im Bildungssystem. So gibt es für Studenten sogenannte ‘becas‘, Stipendien vom Staat. Bei hervorragenden Leistungen werden die Kosten für eine Ausbildung an einer der vier Hochschulen in Costa Rica zu 100 Prozent übernommen.


Frisch gestrichen lernt's sich besser?
Bei einer Herkunft aus ärmeren Verhältnissen bei einem normalen Leistungenniveau zahlt der Staat den Studenten 75 Prozent. Für alle übrigen Studenten werden 50 Prozent aller anfallenden Kosten übernommen (Fahrtkosten, Ernährung, Miete, Bücher usw.). Also - davon können deutsche Studenten nur träumen ...








Mal sehen, wie weit wir mit dem Englisch-
unterricht kommen ..

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