Bei Ananas geht es nur um eins: billig produzieren

von kathrin_10  


Manchmal kosten Ananas bei
uns in Deutschland nur 0,89 Euro.
Schon eigenartig, wenn man in der Nachbarschaft die Früchte wachsen sieht, die in deutschen Supermärkten verramscht werden. Das Stück mal für 1,99 bei Tengelmann und dann plötzlich auch für 0,89 bei Rewe.

Ganz in der Nähe der Finca Parsiflora wird die piksige Frucht produziert. Einmal durch den Fluß gestapft, einen steilen Hang hoch, schon bin ich mit meinen Begleitern auf dem Grund des Nachbarn 'Del Monte'.

Unterwegs durchqueren wir eine alte Gmelina Anpflanzung, die der Papierindustrie Rohstoffe liefern sollte, aber daraus ist nichts geworden. Erstens hat die Baumart sich in der Region nicht ganz so wohl gefühlt und zweitens haben Umweltschützer vor rund 15 Jahren mit ihrem Protest den Bau der Chipmill verhindert, in der die Bäume für den Export kleingehäckselt werden sollten. Danach hat sich keiner mehr so richtig um die Plantagen gekümmert und es macht sich ein vielfältiger Sekundärwald breit.

Auf dem Weg zur Plantage wird das
ansonsten artenreiche Grün immer spärlicher.

Kontrastreicher kann ein Übergang nicht sein, denn nur ein paar Schritte aus dem Wald heraus steht man auf einem abgeernteten und im Moment brach liegenden Ananas-Feld. Ein paar braune und runzelige alte Ananaspflanzen liegen herum, vereinzelt wachsen wieder junge Triebe aus ihnen heraus. Unkraut und ein paar Pionierbäume überwuchern die Plantage. Die Natur würde aus diesem eintönigen Feld relativ schnell wieder eine Vegetation formen, die Tieren als Schutz-, Brut- und Futterplatz dient.

Dazu wird es aber nicht kommen. Bevor sich in dem Jahr Brache eine halbwegs ‚bewohnbare‘ Pflanzengesellschaft bilden kann, wird sie mit Herbiziden abgespritzt, mit Diesel eingesprüht und kurz darauf abgebrannt. So lässt sich der Acker billig vom Bewuchs befreien und zum Pflügen vorbereiten es soll dann eine neue Generation Ananas darauf wachsen. 15 Monate nach Pflanzung sind alle Früchte voll ausgereift. Unter Einsatz von schwerem Gerät und vielen Arbeitern wird die Ernte eingefahren. Die Pflanzen bleiben stehen und bringen nach einer Zeitspanne von ca. 12 Monaten ein zweites Mal Früchte.


Für den Plantagenbetreiber ist es eine
Kostenfrage: wie kriegt man günstigst
alte Pflanzen weg?
Daraufhin werden erneut alle Pflanzen mit Herbiziden getötet und verbrannt. Ein Jahr Brache erlaubt man den Feldern zwischen den Rotationen nicht immer.

Ananas ist relativ anspruchlos, was die Böden angeht. Der Anbau in Monokultur ist sehr profitabel, solange die Region ausreichend Wasser für die Bewässerung liefert und sich niemand über die Folgeschäden der industriellen Nutzung beschwert. Denn die verursachten Umweltschäden sind beträchtlich:

  1. Ananas wird in einer sehr hohen Dichte gepflanzt. Wenn die Pflanzendichte so hoch ist, dass weder Sonne noch Wind die Feuchtigkeit zwischen den Pflanzen herausholen können, wird die Ananaspflanze von Fäulnis und Pilzen befallen, die zum Absterben führen können. Damit dies nicht passiert, werden die Felder extra so angelegt, dass das Wasser möglichst schnell aus den Pflanzenreihen auf die Wege transportiert wird.
    Schnell fließendes Wasser verursacht jedoch Bodenerosion und die Wasserströme werden durch die Zusammenführung vieler kleiner Bäche immer größer und mächtiger. Das führt dazu, dass immer mehr Sedimente mitgerissen werden. Neben dieser physikalischen Feuchtigkeitsabführung werden häufig Fungizide eingesetzt, zumal Pflanzen in Monokulturbeständen ständig in Gefahr sind sich bei Schädlingsbefall selbst anzustecken.
  2. Die Ananas gehört zu den Bromeliengewächsen. Sie ist eine Aufsitzerpflanze und ist zur Nährstoff- und Wasseraufnahme nicht auf ihre Wurzeln angewiesen. Daher spielt die Qualität des Bodens kaum eine Rolle und die Plantagenbetreiber sind nicht daran interessiert einen gesunden Boden zu erhalten, geschweige denn ihn aufzubessern.
  3. Würde man die Ananas nicht düngen, gäbe es keine verkaufsfähigen Früchte. Darum ist in diesen Plantagen der Einsatz von mineralischen Düngern absolut notwendig.
  4. Die Vor- und Nachbereitung der Felder erfordert hohen Gifteinsatz, durch das regelmäßige Verbrennen der Felder wird eine Menge CO2 freigesetzt und das in der Nachbarschaft erhältliche Diesel enthält Schwermetalle, welche den Boden langfristig vergiften.
Handlungsbedarf besteht weil:
  1. Viel zu viele Sedimente in die Mangroven und Korallenriffe gespült werden und dies eine Hauptursache für deren Absterben ist.
  2. Die Böden zerstört und unfruchtbar werden.
  3. In vielen Regionen pumpen die Ananasproduzenten gerade in der Trockenzeit für ihre Bewässerungsanlagen soviel Wasser ab, das der regionale Grundwasserhaushalt massiv gestört wird.
  4. Die Plantagenfirmen wegen der hohen Profite so hohe Pacht- oder Landpreise bezahlen, dass lokale Farmer nicht mehr konkurrieren können und verdrängt werden.
  5. Durch den Einsatz von (bei uns verbotenen) Herbiziden und Fungiziden kommt es immer wieder zu Gesundheitschädigungen von MitarbeiterInnen und AnwohnerInnen.

Ohne massive Erdbewegung und den
Bau von Be- und Entwässerungskanälen
geht nichts.

Trotz der Missstände wollen viele Ticos die Plantagen nicht grundsätzlich verteufeln. Für so manchen Bewohner in der Region sind Plantagenfirmen ein wichtiger Arbeitgeber eine paradoxe Situation, weil die Plantagen vorher oft zum Verlust von Wirtschaftsmöglichkeiten für Anwohner geführt haben.

Zum Weiterlesen: Guardian, http://www.guardian.co.uk/environment/green-living-blog/2010/oct/04/costa-rica-cheap-fruit

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1 Kommentar

Kommentar von: László Maráz [Besucher]

Ananas zählt zwar zur Pflanzenfamilie der Bromelien, diese sind aber nicht automatisch Aufsitzerpflanzen (Epiphyten). Es gibt auch in Costa Rica weitere bodenbewohnende Bromelienarten. Und Nährstoffe braucht Ananas natürlich auch, sonst müsste man die Pflanzen auch nicht düngen. Zwar reicht der karge Rotlehm aus, ohne jegliche Pflanzennährstoffe aber würden sie keine guten Früchte liefern.

Die Plantagen von Del Monte be Buenos Aires zählen zu den größten überhaupt, und öde Monokulturen sind es allemal.


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