Humus

von sven_10  

Um beim Carara-Korridor-Projekt die Waldinseln zu vernetzen, muss Arbofilia auch ehemalige Viehweiden durch Bepflanzung wieder in Richtung Regenwald entwickeln. Die Natur würde dies - wenn die Erosionsschäden nicht zu groß sind - auch alleine schaffen. Vielleicht in 100 Jahren oder in 200 - es ist jedenfalls ein langwieriger Vorgang. Durch aktive Pflanzarbeit kann der Prozess erheblich abgekürzt werden und, was wichtiger ist: wo durch Pflanzung neue Bäume wachsen, kommen Anlieger weniger auf die Idee, die Freifläche durch weitere Rodung zu vergrößern.


Humus

Wichtige Voraussetzung für den Pflanzerfolg wäre ausreichend Humus, auf dem frisch gepflanzte, junge Bäume überleben und wachsen können. Humus ist im Regenwald eher Mangelware - und wenn Viehweiden in Hanglage jahrelang ungeschützt Sonne und Wasser ausgesetzt waren - an manchen Stellen überhaupt nicht mehr vorhanden. Der Aufbau von nährstoffreichem Humus ist also Teil der Pflanzaktion.

Im Wesentlichen erreicht man dies, indem man die Gräser und Unkräuter sowie unerwünscht wuchernde Baumarten mit der Machete rund um die gepflanzten Jungbäume schneidet und liegen lässt. Auch das abfallende Laub, die Wurzelgeflechte und Totholz der älteren Bäume werden nicht entfernt. Diese Biomasse ist für eine höhere Aktivität der Bodenlebewesen und die Umsetzung in pflanzenverfügbare Nährstoffe notwendig. Durch die Rotte der Wurzeln wird zudem der Boden durchlüftet. Auf Bodenbearbeitung wie das Pflügen wird grundsätzlich verzichtet, da nur durch die Brache der Flächen eine intakte Humusauflage entsteht.

Was aber ist Humus, wie entsteht er und wie wichtig ist er für die Natur und schließlich auch für uns?

Die Lebensgrundlage der meisten Pflanzen ist neben Wasser ein Substrat mit Humusanteil. Humus bildet sich aus Biomasse, die von mikroskopisch kleinen Bodelebewesen und Regenwürmern (Edaphone) zersetzt wird und enthält einen Teil der für Pflanzen lebenswichtigen Nährstoffe. Die abgestorbenen Reste von Pflanzen und Lebewesen jeder Art werden von den Organismen in pflanzenverfügbare Mineralien umgesetzt. Die Umsetzung und Bindung an Tonmineralien sowie die Wiederaufnahme der Nährstoffe ist ein fließender Prozess, der nicht in eindeutige Umwandlungsstufen unterteilt werden kann. Kohlenhydrate und Proteine werden schneller als Cellulose oder Lignin (in der Rinde) umgesetzt. Dieses komplexe System, das ferner auch unser Leben auf der Erde ermöglicht, ist weitgehend unerforscht.

In kommerziellen Monokulturplantagen werden zumeist ein Großteil der Unkräuter und Gräser, abfallendes Laub und Totholz entfernt, wodurch die natürliche Dynamik massiv gestört wird. Den unzähligen Bodenlebewesen wird die Lebensgrundlage bzw. die Nahrung entzogen. Die Pflanzen in den Plantagen müssen daher mit synthetischen Düngern ernährt werden. Die Böden versauern auf Dauer, da das komplexe Bodenleben nicht durch den Einsatz solcher Kunstdünger ersetzt werden kann. Zwar kann man durch den Einsatz von mineralischen Düngern kurzfristig die Erträge steigern, nachhaltig ist diese Methode jedoch nicht.

Um den Boden zu regenerieren, muss die Fläche über mehrere Jahre brach liegen. Resistente Pionierpflanzen, die mit den kargen Bedingungen zurechtkommen, besiedeln solche Flächen. Die abgestorbene Biomasse dieser Pflanzen ermöglicht es den Bodenlebewesen nach und nach zurückzukehren und eine neue Humusschicht zu produzieren. Erst nach mehreren Jahren können auch anspruchsvollere Pflanzen solche Böden erneut besiedeln. Dieser Prozess kann durch den Menschen nur bedingt beschleunigt werden, indem man gezielt Pflanzen ansiedelt, die z.B. viel Biomasse abwerfen oder bestimmte Bodenlebewesen anlocken.

Im Wesentlichen unterscheidet man Humus in 3 Arten: Mullhumus (6% organische Substanz, hoher Tonanteil), Moderhumus (hoher Sandanteil, sehr durchlässig, unter 5% Ton) und  Rohhumus  (kaum zersetzt, wenig Bioaktivität aufgrund zu feuchten oder zu kalten Klimas). Der Humusanteil kann zwischen 0,7% (sandig, mineralische Böden) und 87% (Moore) betragen. Die Analyse der jeweiligen Zusammensetzung aus organischer Substanz, Sand, Ton und Schluff gibt Auskunft  über die Qualität der Böden in Hinsicht auf Durchlässigkeit und Speicherfähigkeit von Wasser und Nährstoffen, da diese locker an Tonmineralien gebunden werden.

Bei den Böden auf den Flächen von Arbofilia handelt es sich um Mullhumus mit hohem Tonanteil. Da die Umsetzung natürlicher Abfälle in den Tropenböden sehr schnell abläuft, ist die Humusschicht nur sehr dünn. Übrig bleibt eine dicke Tonschicht auf Felsen vulkanischen Ursprungs. Fehlen die Wurzeln starker Bäume, können leicht Muren an steileren Hängen abrutschen. Die ehemaligen Weideflächen müssten also erst längere Zeit brach liegen, bis sich natürlicherweise neue Bäume etablieren ... zu einem Wald ist es auf alle Fälle ein langer Weg.

Wer sich tiefer mit dieser komplexen Thematik ausseinandersetzen möchte, dem kann ich den Humuseintrag bei Wikipedia empfehlen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Humus

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1 Kommentar

Kommentar von: nedde [Besucher]

manche communities schaffen es mittlerweile den selbst produzierten humus auch zu verkaufen.. - ist also mehr als nur dreck.. kaum zu glauben, dass das so in vergessnheit geraten ist..

lignin findet sich übrigens auch im holz, nicht nur in der rinde, ist der sog. Beton, wenn man holz mit Stahlbeton vergleicht, die Zelluoseketten sind der Stahl.. der Ligninanteil vatiiert von Baumart zu Baumart..


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