Entweder ins Loch oder ins Feuer

von eva_m_10  

Plopp!
Ein lauter Knall.
Feuer hinterm Haus.
Was das wohl war?
Vielleicht nur eine Plastikflasche.
Schwarzgraue Rauchwolke.

Sie zieht sich durch die Zweige.
Limonenbäume mit prallen Früchten.
Erfrischungsgetränk gibt’s später.

Vor dem Haus befindet sich ein Kiosk.
Ein junger Arbeiter,
kommt auf dem Motorrad vorbei.
Spritzflasche auf dem Rücken.
Arbeit auf dem Ananasfeld,
ist abgeschlossen.
Kauft sich einen Snack.
Entspannt Im Schaukelstuhl.
Knuspert.
Gift auf der Haut.
Zischt.
Steht auf um zu geh’n.

Ah!
Mülleimer?
Gedanke erweist sich als überflüssig.
Hand aufmachen.
Fallen lassen.
Irgendwann...

Ein einsamer Latschen am Straßenrand.
Eine Flasche.
Ein Tütchen.
Ein Kanister.
Spuren der Feldarbeiter.
Auf dem Heimweg vom Hänger gefallen.

Hinterm Dorfgemeinschaftshaus.
Förderung des gemeinsamen Zusammenlebens.

Bierdosen.
Colaflaschen.
Wellblech.
PVC-Paste.
Teller.
Plastikbecher.
Bonbonpapier.
Angekohlte Plastikgabel.
Rückstände eines Feuerchens.

Huch!
Fast ins Loch gefallen.
3 Meter.
Müll.
Wer hat es gegraben?
Der Vertreter eines Umweltvereins.

Bei der Grundschule.
Streichen.
Zum dritten Mal in diesem Jahr.
Farbeimer.
Benzin zum Verdünnen.
Farbschicht auf Farbschicht.

Schadstoffentsorgung?
Hier nicht.
Auf den Rasen damit.

Rollen reinigen.
Farbklekse am Boden des Speisesaals.

Mit Benzin geht alles.
Kinder auf nackten Knien.

Am nächsten Tag.
Kopfschmerzen.
Bauchweh.
Schüler beklagen sich.
Trotzdem wird weitergemacht.

Ab und an.
Die schwarzen Säcke der Schule.
Sie werden vergraben.
Hinter den Häusern raucht es weiter.

Ameisen.
Mücken.
Kakerlaken.
Ratten.
Wie schön es wär’.
Ohne.

Bienvenido en Quebrada Grande!

By Eva-Maria Mikutta
Ein Statement zum Leben in einem costaricanischen Bauerndorf.

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1 Kommentar

Kommentar von: [Mitglied]

naja, zwar meint man aus deutschland das alles besser zu kennen, aber selbst in der schönen heimat ist nicht alles so umweltig, wie das umweltbundesamt jetzt herausgefunden hat:

Reinheit fürs Gewissen
Die Deutschen lieben die Umwelt, handeln aber oft nicht danach

Beim Müll verstehen die Deutschen keinen Spaß. Säuberlich getrennt wandert er in braune, gelbe, blaue und graue Tonnen, es ist die Gewissensbereinigung der Konsumgesellschaft. ‘Eigentlich nur Peanuts’, sagt Ulf Schrader, Experte für nachhaltigen Konsum an der Technischen Universität Berlin. ‘Ob der Müll nun verbrannt wird oder recycelt, macht letztlich keinen großen Unterschied.’ Egal - gelernt ist gelernt, die Deutschen sortieren fleißig und finden es gut: 87 Prozent halten Recycling für wichtig. Und tatsächlich: Jahr für Jahr wird mehr Abfall wiederverwertet.

Wünschen und handeln, das passt nicht überall so gut zusammen. In einer aufwendigen Studie hat das Umweltbundesamt erhoben, was den Deutschen ihre Umwelt bedeutet. Das Ergebnis, grob gesprochen: Viel, solange ihr Schutz nicht viel kostet. Allein 85 Prozent der Befragten plädieren demnach dafür, die erneuerbaren Energien ordentlich auszubauen. Allerdings haben nur acht Prozent den Ökostrom auch geordert. Zudem messen mehr als zwei Drittel der Befragten dem Konsumverhalten einen hohen Wert bei, um den Umweltschutz voranzubringen. Doch ausgerechnet die Ernährung mit Bio-Lebensmitteln, wohl der wichtigste Markt für bewussten Öko-Konsum, sank in der Gunst - für mehr als die Hälfte spielt sie keine große Rolle mehr. Mit gut fünf Prozent Anteil an der Agrarfläche ist der Ökolandbau ohnehin nach wie vor in der Nische. ‘Zwischen dem Bewusstsein und dem Sein klafft eine gewisse Lücke’, sagt auch Jochen Flasbarth, der Chef des Umweltbundesamtes. ‘Viele haben die richtigen Werte im Kopf, handeln aber anders.’

Geld spielt dabei offenbar die entscheidende Rolle. Zwar schafft es die Umwelt der Umfrage zufolge unter die drei wichtigsten Politikthemen. Dennoch würden nur fünf Prozent der Befragten für umweltfreundliche Produkte wesentlich mehr Geld ausgeben, mehr als die Hälfte dagegen nicht - es sei denn, die Produkte sparen Energie und damit auch Geld. Dann ist das Verhältnis umgekehrt.

Das ist nichts Außergewöhnliches, sagt Konsumforscher Schrader. ‘Der Abstand zwischen Einstellung und Verhalten ist in vielen anderen Ländern noch weit größer.’ Doch in vielen gesellschaftlichen Gruppen zeichne sich ab, dass das Umweltbewusstsein größeres Gewicht erlangt und auch Verhalten verändert. ‘Das Private wird politischer’, sagt Schrader - das dauere allerdings. Auch das Umweltbundesamt findet darauf Hinweise. Beispiel Ökostrom: Zwar ist der Anteil der Öko-Kunden mit acht Prozent immer noch gering - aber doppelt so hoch wie noch vor zwei Jahren. Ähnlich verhält es sich mit dem persönlichen Engagement: 2008 noch gaben nur vier Prozent an, sie seien im Umweltschutz aktiv; nun sind es neun Prozent. Eine ‘vielversprechende Entwicklung’, findet Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU). ‘Das Potential ist ermutigend.’

Potential sieht das Umweltbundesamt nun vor allem für neue Gesetze - sie könnten Sein und Bewusstsein stärker in Einklang bringen. Wer auf der Autobahn für den Umweltschutz freiwillig nur 100 Kilometer pro Stunde fahre, aber alle anderen an sich vorbeiziehen sehe, der bekomme Zweifel, sagt Flasbarth. Eine einheitliche Regelung könnte das ändern. So plädierte auch in der Umfrage eine Mehrheit für ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen. Die größeren Aufgaben sehen die Deutschen aber ohnehin anderswo: 84 Prozent fordern umweltfreundlichere Fahrzeuge - von der Industrie. Michael Bauchmüller

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.292, Freitag, den 17. Dezember 2010 , Seite 1


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