Ananas, was sonst?

von chris_10  


mit solchen Setzlingen werden
ganze Regionen bepflanzt.

Wenn man einen Campesino in Quebrada Grande fragt, was er denn so anbaut, muss man mit einer solchen Antwort rechnen. Einige würden noch Maniok(Yuca) oder Bananen aufzählen, doch ein Spaziergang durch den Ort mit Blick auf die Parzellen bestätigt die Vorherrschaft der Ananas. So weit das Auge reicht, erblickt man nichts als die süβe Frucht.

„Bananen sind zu billig, am meisten Geld lässt sich mit der Ananas verdienen” sagt ein Landbesitzer, als er uns in seinem Pick Up mitnimmt, um uns einen langen Fuβmarsch zu ersparen.

Dulce, ein junger Mann aus dem Dorf, führt uns an einem Tag über eine Plantage. Die Aussicht ist beeindruckend. Wir blicken über eine kleine Anhöhe voll von Ananaspflanzen vor dem Hintergrund des geschützten Waldgebietes, aus dem in diesem Moment Brüllaffen bis hierhin zu hören sind. Doch die Idylle trügt. Mit insgesamt 54000 Hektar Anbaufläche ist Costa Rica der gröβte Ananas-Produzent der Welt. Dies geht einher mit dem immense Einsatz von giftigen Pestiziden und Herbiziden. Die Grundwasser und die Flüsse in den Anbauregionen sind verseucht. Und das in einem Land, das sich so sehr für seinen Umweltschutz rühmt.

„Alle zwei Monate muss gespritzt warden”, erzählt uns Dulce und fügt noch hinzu, dass man nicht mehr spritzen darf, wenn Fruchtkörper zu sehen sind. Sobald man Spuren von Spritzmitteln bei einer Ernte findet, wird die gesamte Ladung umgehend zurückgeschickt. Das kann sich hier niemand leisten.


Ananas ist empfindlich gegen Pilze.

Ein Verlust von 50% ist allerdings einkalkuliert. Auf dieser 4,5 Hektar groβen Parzelle gibt es derzeit insgesamt 10000 Ananas von denen nur etwa 5000 zum Verkauf geeignet sind.

Fruchtfäule ist dabei das eine Problem, das Sieb des internationalen Marktes das andere. „Eine Ananas muss rund sein, damit sie den Leuten gefällt“ erklärt unser costaricanischer Begleiter und zeigt uns eine kegelförmige Frucht, die er als „deformiert“ bezeichnet. Dabei schmeckt sie nicht anders als ihre rundliche Verwandte. Darüber hinaus darf der Hals nicht überproportional lang sein: Bei einer kleinen Ananas nicht länger als einen Fingerbreit, bei einer groβen bis nicht länger als zwei.

Und so bleiben viele Exemplare dieses schmackhaften Obstes einfach auf dem Feld liegen. Einige werden zwar von den Plantagenarbeitern zum Eigenverzehr mitgenommen, doch der Rest bleibt für die Fliegen. Dabei gibt es innerhalb Costa Ricas durchaus Möglichkeiten, deformierte Ananas zu verkaufen. In den Supermärkten, in denen die Frucht oft rar ist und meist teuer verkauft wird, findet man keine Spuren von Selektion.


die Arbeiter sind von
den scharfkantigen Blättern gezeichnet.

Es bleibt zu hoffen, dass man in Zukunft einer solchen Verschwendung besser begegnen kann, denn mögliche Abnehmer sind da.

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