Blick und Reise über die Grenze: Nicaragua

von frank_10  

Das monatliche Treffen der Weltwärts-Freiwilligen fiel zum Jahreswechsel mit einer Weiterbildungsreise in das nördlich von Costa Rica liegende Nicaragua zusammen. Damit hatten wir die Möglichkeit, weitere Umweltprojekte zu besichtigen und Kultur- und Entwicklungsproblemen beider Länder zu vergleichen.

Was wir in ähnlicher Form bereits in Costa Rica erfahren und sehen konnten, war auch in Nicaragua vorhanden – die Landspekulation.

Unter dem Mantel der Entwicklung können so neue Immobilien, Real Estates oder Plantagen entstehen. Statt Teakplantagen wie in der Nähe des Korridors in Costa Rica sind bei der schönen Aussicht auf die Laguna de Apoyo (http://lagunadeapoyo.blogspot.com/) Grundstücke natürlich hoch begehrt. Darauf sollen dann vermögende Amerikaner, denen Costa Rica schon zu teuer ist, ihre Ferienwohnungen bauen, erklärte uns der Leiter der Forschungsstation Jeffrey MacCrary.

Die Wissenschaftler in der biologischen Station von FUNDECI/GAIA (http://www.gaianicaragua.org/) im Vulkankrater sind sehr besorgt wegen der vielen Investoren, die am liebsten alle Grundstücke den lokalen Bauern abkaufen und tausende neue Immobilien in das einzigartige Ökosystem bauen würden. Genügend Verkaufswillige gibt es, denn schließlich winken zehntausende Dollar für ein bisschen Land. Immer wieder verkaufen Bauern Teile ihrer Grundstücke, obwohl sie gar nicht das Recht dazu haben und wenig später, stehen die Angebote im Internet (http://lagunasa.com/real_estate/index.htm).

Allerdings verhindern aufgrund des Schutzgebietsstatus als Naturreservat die Gemeinden nach Beratungen bisher derartige Transfers. Zu öffentlichen Anhörungen mobilisieren die Mitarbeiter der Station auch die Gemeindemitglieder und halten Treffen mit verkaufswilligen Grundstücksbesitzern ab, in denen sie ihnen alternative Nutzungsvorschläge wie Agroforstwirtschaft nahelegen. Diese würden ihnen langfristig mehr Einkommen und insgesamt weniger Erosionsschäden in der steilen Lagune verursachen, als etwa der Anbau von Bohnen. Ebenso könnte sich das bestehende Problem des Grundwasserrückgangs mit mehr Lagunenbewohnern noch verschärfen, sollten mehr Haushalte weiter ungebremst Trinkwasser verbrauchen. Schon jetzt steigt die Salzkonzentration im Kratersee ständig weiter und könnte die Existenz erst kürzlich entdeckter endemischer Fischarten bedrohen.

Dennoch gibt es um dieses Thema handfeste Konflikte zwischen Befürwortern neuer Häuser und den Umweltschützern. So wurde Jeffrey wegen seinem Engagement von einem Nachbarn die Treppe heruntergestoßen, worauf er jetzt mit gebrochener Schulter herum läuft. Davon lassen sich die Stationsbewohner jedoch nicht einschüchtern und versuchen ihrerseits durch Forschung zu Fischen, Pflanzen, Vögeln und Fledermäusen der Regierung detaillierte Forschungsergebnisse zu liefern, um das Schutzgebiet auszubauen und zu bewahren.

Um die nachwachsenden Generationen der Lagunenbewohner für den Naturschutz zu gewinnen, unterstützt FUNDECI/GAIA auch den Bau und die Renovierung von Schulen und Mitarbeiter der Station gestalten Unterrichtsstunden.

Und natürlich sind interessierte Freiwillige wie wir durch das kleine integrierte Hostel eine zusätzliche Einnahmequelle sowie Beziehungsstifter für hoffentlich weitere Zusammenarbeit. Wir haben in der kurzen Zeit jedenfalls einen guten Einblick in die Zusammenhänge zwischen notwendiger Gemeindearbeit, ambitionierter Forschung und Naturschutz erhalten.

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