Orchideen sind Trumpf – Besuch des Lankester Botanischen Gartens

von martin_10  

Der Zufall und die persönliche Beziehung zu Bert Klein, der einem unserer Freiwilligen als Ausbilder zum Gärtner im Botanischen Garten München diente, brachte uns zu dem außerhalb San Josés liegenden Botanischen Garten Lankester (man vermochte nicht zu denken, dass sich in dem dortigen Industriegebiet ein solcher Garten befinden könnte). Der Botanische Garten Lankester hat eine Größe von 11 Hektar, beschäftigt 7 Gärtner und beheimatet 3000 verschiedene Pflanzenarten. Ursprünglich von Charles Lankester, einem leidenschaftlichen Pflanzensammler, als privat angelegter Garten ins Leben gerufen, entwickelte sich dieser in den 60er und 70er Jahren zu einem öffentlich-zugänglichen Botanischen Garten, der jedoch eher einem Park zum Schlendern für Naturliebhaber ähnelt, als einer Einrichtung, die dem Besucher wissenschaftliche und weiterbildendende Informationen vermitteln möchte.

Als Bildungs- und Forschungsstätte für tropische Pflanzen offiziell 1973 gegründet, liegt der Fokus dieses Gartens auf der Pflanzenfamilie Orchidaceae. Die Orchideen stellen eine der jüngsten, spannendsten und vielfältigsten Pflanzengruppen der Evolution dar, und ist mit 700 bis 800 Gattungen, sowie 28000 Arten und Unterarten die größte Familie der Welt. Die Kollektion von Miniaturorchideen im Lankester Garten ist eine der bedeutendsten weltweit.

Bob Dressler, einer der 10 anerkanntesten Orchideen-Wissenschaftler, forscht hier und hat an diesem Ort die wohl weltgrößte Sobralia Sammlung etabliert. Nicht ohne Grund betont Bert: "Orchideen sind Trumpf". Ihre Funde erhalten die Wissenschaftler aus dem Primärwald gleich aus der Nachbarschaft, doch mit dem Überfluss an Sammelobjekten kommen die Gärtner vor Ort gar nicht mehr hinterher und so landen viele Pflanzen gleich im Sekundärwald des Botanischen Gartens, den sie mehr oder weniger sich selbst überlassen. Dort geht es für die angestellten Gärtner nur noch darum die Natur, die sich dort entwickelt, zu bändigen.

Das primäre Ziel der forschenden Mitarbeiter jedoch ist neue noch unerforschte Arten zu etablieren und die endemischen Pflanzen Costa Ricas zu dokumentieren. Durch Berts offene, lebendige Erzählweise bekamen wir einen kleinen Einblick in die Fauna Zentral- und Südamerikas. Uns machte dieser Besuch bewusst, welch unglaubliche Vielfalt an Pflanzenarten uns in Arbofilias Korridor-Projekt umgibt.

Pflanzen, die im Botanischen Garten zur Schau gestellt werden, wachsen im Korridor wie Unkraut auf allen Flächen. Farne, die wir bei unserer Arbeit mit der Machete schneiden, werden dort den Besuchern exemplarisch vor Augen gehalten. Vor allem einige Helikonien sind hier endemisch, viele haben wir durch unsere Arbeit auf den wiederaufgeforsteten Flächen im Korridor wiedererkannt. Die Fülle an täglich neuen Funden, die den Mitarbeitern des Botanischen Gartens im Primärwald begegnet, zeigt, welch lebendige Vielfalt sich selbst überlassene Wälder schaffen und stetig neu hervorbringen.

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2 Kommentare

Kommentar von: james [Besucher]

Schön geschrieben, Martin! Aber “einer der 10 anerkanntesten Orchideen-Wissenschaftler"? Says who? :)

Kommentar von: Martin [Besucher]

Aufmerksam gelesen James! :) Das hat uns Bert Klein erzählt und der ist auf dem Gebiet ein echter Experte… http://www.botmuc.de/de/ueber/bert_klein/


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