Schon seit ein paar Monaten lebte die Idee eines Volkslaufs in Chachagua, der das ökologische Bewusstsein in dieser dörflichen Gegend Costa Ricas wecken und gleichzeitig dem Naturschutzverein „Danto Amarillo de Chachagua“ die Möglichkeit bieten sollte, sich bekannt zu machen und seine Aufgaben und Ziele zu präsentieren.

An einem so typischen Samstagmorgen ist es endlich soweit - und wir Freiwilligen versuchen zum Gelingen des Tages beizutragen. Gestecke aus farbenreichen tropischen Blumen, schmücken den Saal der Kommune in ca. 30 Vasen, die aus einem langen Bambusrohr gewonnen wurden.

Am Eingang empfängt der 'Laufmeister' Christian die Teilnehmer des ersten ökologischen Volkslaufs zur Einschreibung. Daneben weist ein Schild darauf hin, einen Baum zu adoptieren. Es finden sich verschiedenste Arten wertvoller Setzlinge, von denen sich Interessierte welche mitnehmen können, um das eigene Grundstück zuhause später aufzuwerten. Vier Frauen des Vereins bereiten mit viel „amor“ das vegetarische Essen zu, welches plastikfrei auf Bananenblättern serviert wird.

Schon ist der Sinn der Veranstaltung erfasst. 42 stolze Läufer schwitzen bei knallender Sonne um das Statement zu vermitteln: „¡Siempre verde, siempre Vida!“

Es war einfach herrlich zu sehen, mit welcher Begeisterung ein paar wenige Menschen sich für ein gemeinsames Ziel zusammenfinden und bereit sind ihre Energie in so eine Veranstaltung zu stecken, um weiteren Menschen ihr Verständnis von einem gesunden Zusammenleben mit der Natur zu vermitteln.

Christian mit seinem Pura-Vida-Costa-Rica-Hut wedelt mit einer Hand die Zielflagge, die in diesem Fall eine große Blume ist – in der anderen Hand hält er die Stoppuhr. Die Assistentin Eva M. schreibt fleißig die Nummern und die jeweilige Zeit der Läufer mit. Die Ziellinie, natürlich eine echte Liane, wird zuerst von den Kindern der 800m Runde durchlaufen. Ein Junge bleibt dabei doch glatt auf der Strecke und kehrt spazierend von der verkehrten Richtung ins Ziel. Der Schnellste dieser Strecke erreicht das Ziel nach 3,46 Minuten. Auch der 2,5 km Strecke stellen sich junge Naturfans, wobei sich der Gastbruder von Katrin mit der Bestzeit von 15,07 Minuten als größter Fan herausstellt.

Bis zu 150 Interessierte besuchen im Laufe des Vormittags die Veranstaltung, schauen sich die Fotopräsentation mit Momentaufnahmen aus verschiedenen Reservaten an, andere bewundern die Kunstwerke die aus Kokosnüssen, Autoreifen, riesigen Blättern und anderen Früchten hergestellt worden sind. Überschriften wie „Lebensstil in Frieden mit der Natur“ oder „Der Wert des Waldes“ der handangefertigten Plakate verleiten zum stehen bleiben und durchlesen. Einige Kinder malen Bilder aus, während die Eltern sich über die Arbeiten des Kinderregenwaldprojektes von Monterverde informieren. Andere finden sich bei den beiden Kinderbeauftragten Kathrin und Eva L., um die Natur spielerisch besser kennen zu lernen.

Langsam werden die professionelleren Läufer unruhig und wärmen sich auf, um gleich darauf den 10km Lauf anzutreten. Gleichzeitig versetzt der örtliche „Spielmannszug“ das ganze Publikum in gute Stimmung. Inzwischen ist auch schon die Fernsehkamera aufgebaut und die hochmotivierten Läufer aus Chachagua und Umgebung begeben sich an die Startlinie. Nach 45,07 Minuten trifft der Erste am Ziel ein. Um den Durst zu löschen und um neue Energie aus einem natürlichen Getränk zu schöpfen, bekommen die Läufer eine „Pipa“, Kokosnuss, in die Hand gedrückt. Ein 62-jähriger Teilnehmer kommt, zwar aus der Puste, aber mit einem stolzen Lächeln ins Ziel gelaufen und überträgt seine pure Freude auf alle Beobachter.

Auch die Folkloretänzer der Schule „La Tigra“ werfen sich in ihre Trachten und hören sich, in einem Kreis aufgestellt, noch motivierende Worte und Gebete von ihrem 19 Jahre jungen Tanzleiter an. Schon erklingt die Musik aus den Boxen und mit acht Tänzen, in zwei verschiedenen Trachten unterschiedlicher Regionen und Tanzstile aus Costa Rica, erobern sie die Herzen der Anwesenden.

Kurz darauf treffen auch die angesagten Athleten des Sportvereins aus „Ciudad Quesada“ ein. Sie wollen die längere Distanz nun auch noch laufen. Das ist die Chance für die beiden Mithelferinnen Kathrin und Eva M. die Route auch selbst einmal läuferisch kennen zu lernen und ihrer Motivation, mit der sie schließlich schon knapp ein halbes Jahr für die Natur in Costa Rica kämpfen, Ausdruck zu verleihen. Die Strecke geht erst eine Runde durchs Dorf, dann auf dem Steinweg etwas abwärts, weiter an Feldern, Bächen, wenigen Häusern und an nur wenigen schattenspendenden Bäumen vorbei, durch einen Ort namens „La Cruz“ und zum Schluss noch 3km ansteigendes Terrain hinauf zum Ziel.

Den letzten Kilometer begleitet eine erfrischende Regenwolke die Ehrenteilnehmerinnen Kathrin und Eva M., die schließlich Hand in Hand in das Ziel gelangen. „Langsam, aber nachhaltig!“, kommentierte Kathrin selbst. Da nur drei Frauen den Mut hatten, sich der langen Herausforderung zu stellen, schaffen die beiden Glücklichen auch noch den zweiten Platz.

Bei der Siegerehrung gibt es für jeden Teilnehmer eine Urkunde und die ersten Plätze erhalten eine Medaille, die von einem örtlichen Künstler aus alten Autoreifen angefertigt worden sind. Neben Naturerlebnistouren, wie z.B. Rafting oder einem Ausflug mit Übernachtung im Kinderregenwald Monteverde oder auf der Ökoranch Margot, gibt es viele weitere Preise zu gewinnen.

Besonders schön ist, dass zwei Kinder gewonnen haben, die aus einer sehr armen Familie kommen und aus Freude an der Natur mitgelaufen sind. Im Großen und Ganzen fällt das Fazit durchgehend positiv aus und ermutigt zu weiteren Veranstaltungen 'natürlicher' Art.