Die Arbeit lässt nicht auf sich warten

von 14 simon  

Vor 3 Tagen ging es los. Verabschiedung von der Familie am Bahnhof von Augsburg, dann ging es mit einer dreistündigen Zugfahrt weiter an den Frankfurter Flughafen. Nach einigem Umherirren (der Frankfurter Flughafen ist ja nicht gerade klein) habe ich dann auch meinen Check-in Schalter und meine Mitreisenden Lennart und Julian gefunden.

Die Gepäckaufgabe verlief ganz gut, auch wenn uns das Personal am Schalter etwas komisch ansah, als wir ihm entgegneten, dass wir keine Tickets erhalten haben. Die Tickets waren für uns elektronisch hinterlegt worden, sodass wir nur den Reisepass benötigten. Eigentlich. Was auch bei mir und meinen Mitreisenden anfangs zu Skepsis geführt hatte, stellte sich am Schalter auch als tatsächliches Problem heraus. "Haben Sie denn keine Tickets?", fragte das Schalterpersonal. "Die sind angeblich für uns elektronisch hinterlegt worden", antwortete einer von uns. "So geht das nicht. Ich brauche schon mehr von Ihnen. Vorallem muss ich sichergehen können, dass Sie auch wirklich eine Bestätigung für die Einreise haben. Haben Sie eine Einreiseerlaubnis erhalten? Irgendetwas zusätzlich zum Visum?" Offensichtlicherweise haben wir das bekommen. Nur wo befand sich dieses Dokument? Natürlich im bereits gut verpackten, 20kg schweren Rucksack. Also zurück zum Rucksack, alles nochmals leergeräumt, bis ich meine gut verstaute Mappe mit den wichtigen Dokumenten zückte und die besagte Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr entnahm. Alles wieder verpackt, mehr als genug Zeit gebraucht, mit dem besagten Blatt Papier an den Schalter und eingecheckt. Gut. Erste Hürde überstanden.

Die Zeit zum Boarding totgeschlagen, rein ins Flugzeug. 14 Stunden Langeweile. Dachte ich. Blick in den Flugzeuggang mit der ersten positiven Überraschung: Tablets für jeden Sitz. Damit konnte wenigstens die Zeit mit Filmen totgeschlagen werden. Losgeflogen in Frankfurt um 22 Uhr war es dennoch zuerst etwas merkwürdig, als nach 9 Stunden Flug in Deutschland eigentlich die Sonne aufgehen sollte und es am
Zwischenflughafen in Santa Domingo zum Auftanken erst 2 Uhr Ortszeit war. Dort gab es dann 1,5 Stunden im Transit, bis es nach San José weiterging, welches wir um halb 5 Ortszeit erreichten.

Nach dreistündigem Warten auf Miguel, welcher unser Gepäck mit einem Truck abholen wollte, ging es mit dem Bus weiter in die Stadt Orotina, um Macheten und Gummistiefel für die Arbeit zu kaufen. Die Busfahrt wäre sicher interessant gewesen, doch aufgrund genereller Übermüdung von uns 3 verpassten wir sie leider im Halbschlaf. Dort trafen wir auch noch Andere aus dem Korridor, um für die Verpflegung zu sorgen. Für diejenigen, die den Korridor noch nicht kennen: Eine Basis, mitten im Regenwald, welche für die nächste kommende Woche noch meine Unterkunft sein soll.

Von Orotina aus ging es dann mit dem Bus weiter an die Brücke, welche die biologische Grenze markiert. Diese Grenze ist eine sichtbare Trennung zwischen einer sehr grünen Zone und einer eher Trockenen. Diese gibt es angeblich ohne menschliches Eingreifen, lediglich die an die Brücke angrenzenden Berge halten Niederschlag zurück, was dann dazu führt, dass es auf der trockenen Seite über das Jahr verteilt der Regen stärker differenziert kommt. Es prägen sich damit Trocken- und Regenzeiten aus. In dem Fluss, über den die Brücke führte, habe ich die ersten wilden Krokodile in meinem Leben gesehen. Es war das eine, gesagt zu bekommen, man fährt nach Costa Rica, und das andere, dann echte, freie Krokodile zu Gesicht zu bekommen. Von dort wurden wir dann von Miguel mit dem Truck abgeholt und in den Korridor gefahren. Dort noch kurz nach gefühlt 2 Tagen geduscht und um 19 Uhr Ortszeit ins Bett gegangen.

Nachster Tag um 6 Uhr: Die Sonne ist seit einer halben Stunde auf und ich wache auf. Im Essensbereich schon reger Verkehr. Schnell die Arbeitskleidung umgeworfen und ab zum Frühstück. Dort, etwas ungewohnt, gab es zum Frühstück Reis mit Bohnen und Rührei. Dann erstmal ab auf den Berg. Schaufel in die Hand, Drainagen anlegen um die Wege zu sichern. Das war vielleicht eine Arbeit. Für jemanden wie ich, der nicht täglich körperliche Arbeit verrichtet, war das pure Anstrengung. Ich war nicht der einzige, welcher nach 4 Stunden Arbeit offene Blasen an den Händen hatte. Immerhin sind jetzt die Wege sicher. Wohin sie führen? Die Frage stellten wir uns auch; als Antwort bekamen wir: "Ja da hinauf". Mit anderen Worten: Wozu wir diese Wege erneuert haben, ist uns bis jetzt nicht klar, es muss auf jeden Fall so wichtig gewesen sein, dafür mehrere Arbeitstage einzuplanen. Danach erst einmal vollkommen durchgeschwitzt in den Fluss gesprungen, welcher eine willkommene Erfrischung bot. Am Nachmittag in den Spanischunterricht, welcher sich als recht entspannt herausstellte. Danach zum Abendessen und wieder ins Bett. Ein anstrengender Tag, und das gleich zu Beginn.

Heutiger Tag aus meiner Sicht als Blogger: Es ist Samstag. Frühstück wieder um 6 Uhr und dann um 7 weiter zum Spanischunterricht. Naja, der ist nicht gerade die interessanteste Quelle um über ihn zu berichten. Danach verkürzte Arbeit, welche in dem Fall darin bestand, einen neuen Kompost anzulegen. Barriere aus Totholz zurechtgesägt und Bananenblätter gestutzt mit der Machete. Ist um ehrlich zu sein gar nicht so einfach, wie man denkt. Die Schlagbewegung muss immer mit leichtem Winkel erfolgen, um Stiele und Ähnliches gut zu durchtrennen. Zum Mittagessen gab es Tamales. Sehr leckere Angelegenheit. Hierzu wird ein Brei, größtenteils aus Maismehl, mit Bohnen, Paprika und Ähnlichem in ein Bananenblatt gewickelt und gekocht. Dabei gab es vegetarische und welche mit Hühnchen. Generell waren diese definitiv merkenswert. Köstlichster Geschmack (das Bananenblatt wird hierbei natürlich nicht mitgegessen) und gute Zutaten führen dazu, dass sich vermutlich jeder von uns Freiwilligen dieses Rezept merken wird. Nach dem Mittagessen ging es dann zum Fußballspielen mit den Dorfleuten. Auch wenn das Spanisch noch nicht so perfekt ist, für Fußball reicht es immer. Über Taktiken und verpasste Tore redete man miteinander, obwohl es teilweise schwer fiel, die richtigen Wörter zu finden. Ich selbst bin zwar nicht der Beste in diesem Sport, aber alleine die Chance, die Leute vor Ort kennenzulernen, war es definitiv wert.
Und so sitze ich jetzt hier am PC und schreibe, in der Hoffnung, dass irgendwer sich daran erfreuen kann.

Das nächste Schreiben wird vermutlich kurz vor meiner Reise in mein Projekt in Guanacaste erfolgen, und bis dahin: Hasta luego!

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2 Kommentare

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Also ich habe mich daran erfreut :) hab mich schon sehr auf die ersten berichte von euch gefreut :)
das Tamales hört sich echt lecker an! Hab ich in meiner kurzen Zeit dort nicht gegessen :(
Was hast du denn, außer Krokodilen, sonst schon für exotische Tiere gesehen?
Also hab noch eine schöne Zeit im Korridor! :)

Kommentar von: Karla [Besucher]  

Ich auch! ;)
schön was anderes mitzubekommen als eure neidisch machenden bilder auf facebook ;)

was esst ihr da sonst so? ;)


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