GMO in Costa Rica
Protest gegen GMO
Laut einer Studie der Universität von Costa Rica und der National Universität können 75% der Ticos/as nicht erklären was ein Genetically Modified Organism (GMO) ist oder für was es benutzt wird (1). Könntest du es? In Deutschland ist es jedenfalls ein heikles Thema. Im Zusammenhang mit dem TTIP sind GMO bzw. GVO (Gentechnisch Veränderte Organismen) und von ihnen für europäische Verbraucher ausgehende Gefahren Gegenstand der Kritik und vieler Diskussionen.
Mehrheitlich sind europäischen Einwohner dagegen und legen viel Wert auf gentechnikfreie Nahrungsmitteln. Aber was zählt die Meinung der Bürger? Wer sich noch nicht mit dem Thema auskennt, sollte sich mit der Situation vertraut machen. In diesem Blog werde ich einen kleinen Einblick auf die aktuelle Lage in Costa Rica geben.
Der bekannteste GMO Gegner in Costa Rica ist Fabián Pacheco, Mitglied bei Bloque Verde Conservation Group und der Nationalen Kommission für Biosicherheit. Er fordert: "Agriculture in Costa Rica should be managed by Costa Rican farmers, not by a Gringo megacorporation." Da ist was dran.
Die GMO Produktion in Costa Rica ist derzeit immerhin in 75 von 81 Kantonen verboten (1). Jedoch gibt es keine nationalen Gesetze die Wachstum und Anbau von GMO Pflanzen regeln. Das hat zur Folge dass interkantonale Gesetze nicht unbedingt befolgt werden müssen bzw. umgangen werden können.
Einzelne Projekte werden von der Nationalen Kommission für Biosicherheit geprüft. Deren Entscheidungen basieren auf Anforderungen der Cartagena Protocol on Biodiversity, einer internationalen Vereinbarung aus dem Jahr 2013, welche gewisse Regeln für das Management von GMO vorgibt. Das Team Costa Rica besteht aus neun Mitgliedern, hauptsächlich führende Persönlichkeiten aus der Industrie oder Wissenschaftlern. Zwei Umweltschützern haben jeweils einen Sitz.
Auch das MAG (Ministerio de Agricultura) hat einen entscheidenden Einflusss auf den Umgang mit GMOs. Das Problem in Costa Rica ist, dass der Import von GMO Samen aufgrund der nichtvorhandenen nationalen Gesetze leicht "übersehen" werden kann. Sowohl Verkauf als auch Konsum ist in Costa Rica in keinster Weise gesetzlich geregelt, auch besteht keinerlei Kennzeichnungspflicht der Produkte mit GMO Anteil.
Im Jahr 1991 bewilligte das MAG ein erstes Projekt von Monsanto, welches den Anbau von genverändertem Soja und Baumwolle in Costa Rica erlaubte. Jedoch erstmal nur um Samen für den Export zu gewinnen und zu "Experimentierzwecken". Bis zum Januar 2013 hat die GMO Anbaufläche um einiges zugenommen. Mittlerweile werden insgesamt 443.1 Hektar mit genverändertem Pflanzen bewirtschaftet. Der größte Teil davon ist Baumwolle (394.3 Hektar), gefolgent von Soja (44.6 Hektar), einer einzelnen 3.2 Hektar großen Ananasplantage und einer 1 Hektar großen Banananplantage. Seit mehr als 20 Jahren gibt es GMO also schon in Costa Rica. Doch der Widerstand wächst und ist sichtbar. Bei der Mobilmachung gegen den Anbau von genveränderten Pflanzen spielt Bloque Verde eine zentrale Rolle.
Maissorten in Costa Rica bedroht
Ein wichtiges Jahr war 2012, als Monsanto, D&PL Semillas Ltda und Semillas del Trópico eine erneute Anfrage stellten, 35 weitere Hektar genveränderen Mais anzupflanzen. Aufgrund der offenen Bestäubung gilt genveränderter Mais als besonders gefährlich, eine große Bedrohung für die natürliche Vielfalt der vielen einheimischen Maissorten. Wie weit Pollen durch den Wind weitergetragen werden können und sich so mit nicht-genverändertem Mais mischen, ist umstritten. Während die Unternehmen von nur bis zu 50 Meter Transportweg reden, gehen andere Studien von wesentlich größeren Zahlen aus. Von bis zu 800 Metern ist die Rede. Als ob man den Wind bremsen könnte...nunja.
Trotz des öffentlichen Widerstandes wurde die Anfrage zur Zulassung gentechnisch veränderter Maissorten der D&PL Semilla von der Nationalen Biosicherheits Kommission zunächst bewilligt. Die einzigen zwei Kontrastimmen aus der Komission kamen von den beiden Umweltschützern.
Nachdem von weiteren Umweltschützern Klage eingereicht wurde, wurde die Anfrage von Monsanto an die Verfassungskammer des obersten Gerichtshofes, die die Verfassungsmäßigkeit der Antragsstellung von Monsanto prüfen soll, weitergereicht. In Frage gestellt wird in erster Linie die Art der Prüfung jeglicher Projektanfragen mit GMO. Von der Opposition gefordert werden die Kennzeichnung von GMO Produkten und zusätzliche Anpflanzverbote.
Vom Kultusministerium wurden die heimischen Maisarten zwar als nationales Vermächnis deklariert um sie so schützenswert zu machen. Nichtsdestotrotz fehlt es aber an einem eindeutigen Gesetz, welches die weitere Expansion regelt.
Im September letzten Jahres gab es dann einen ersten kleinen Erfolg für den Widerstand. GMO Projekte werden aufgrund ihrer Verletzung der Informationsfreiheit und der nicht vorhergesehenen Umweltverträglichkeitsprüfung als verfassungswidrig erklärt. Monsanto wird ein einstweiliges Verbot zur Aussat genveränderten Saatguts bis zum Ende der gerichtlichen Prüfung verhängt. Es bleibt also abzuwarten. Dennoch, GMO's sind weiterhin erlaubt und mehr Transparenz ist unabdingbar.
Der öffentliche Druck durch NGOs, Bloque Verde u.ä. hält an. Jedoch egal was passiert, es gibt für Unternehmen so viele Wege, Gesetze und Regeln zu umgehen und die GMO Samen ins Land und den Anbau voran zu bringen. Ein Grund dafür auch: CAFTA, das Central America Free Trade Agreement, welches den Unternehmen viele Wege und Tore öffnet. In etwa so wie es uns in Deutschland mit dem TTIP droht. Good luck.
Quellen:
(1): http://www.nacion.com/economia/empresarial/Cantones-logran-prohibir-cultivos-transgenicos_0_1463053719.html
(2): http://www.ticotimes.net/2013/10/29/what-you-need-to-know-about-gmos-in-costa-rica-2
(3): http://www.ticotimes.net/2014/09/11/costa-rican-court-hands-gmo-opponents-a-victory-by-declaring-permitting-process-unconstitutional
(4): http://www.ticotimes.net/2014/08/06/awaiting-a-court-decision-anti-gmo-activists-gain-symbolic-ground
1 Kommentar
Danke für den Überblick zur gegenwärtigen Situation in Costa Rica.
Und für alle, die sich gefragt haben GM-was? Hier eine Übersicht zu den gängigen technologischen Praktiken, sowie dem Für und Wider solcher Organismen in der Landwirtschaft.
Was Sie über gentechnisch veränderte Pflanzen wissen sollten,
http://www.spektrum.de/wissen/was-sie-ueber-gentechnisch-veraenderte-pflanzen-wissen-sollten/1347171
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