Das Umweltministerium Costa Ricas – zwischen Repression und Innovation

by 14 katja

Costa Rica schützt seine Umwelt, forstet seine Wälder auf, fördert die regenerative Energieversorgung und will bis 2012 CO2-neutral sein. Es ist das Bild eines sonnigen, grünen Landes, das sich die (Welt-)Öffentlichkeit von dem Land machen soll. Die bisherigen politischen Bemühungen und gesetzlichen Initiativen hier in Costa Rica im Bereich des Naturschutzes sind hoch anzuerkennen. (1,2) Dennoch erlebe ich während meiner Arbeit und des Austausches mit den Menschen hier auf Osa, wie groß der Unterschied zwischen diesem von der Regierung gezeichneten Bild und der Realität vor Ort ist.

Selbst der derzeitige Umwelt- und Energieministers Édgar Gutiérrez Espeleta gab sinngemäß zu: Das Umweltrecht sei ‘wunderschön’, aber es fehle die Fähigkeit es umzusetzen. Man könnte Fähigkeit auch mit politischem Willen übersetzen bzw. sich zudem fragen, ob Gesetze allein genügen um Umweltbewusstsein zu schaffen. Obwohl der Naturreichtum über den Tourismus rund 5 % des BIP generiert und rund jeder zehnte Costa Ricaner direkt oder indirekt vom diesem abhängig ist, stagnieren die Umweltausgaben im fünften Jahr in Folge bei lediglich 0,36 % des BIP.


Büro der Verwaltung des Waldschutzgebietes Golfo Dulce

Wie bereits erwähnt (siehe hier, arbeite ich eng mit der Verwaltung des Waldschutzgebietes Golfo Dulce im Süden Costa Ricas zusammen und konnte somit einen kleinen Einblick in deren Arbeitsweise erlangen.

Verwaltet werden die Schutzgebiete von SINAC (Sistema Nacional de Áreas de Conservación), dem nationalen System von Naturschutzgebieten. SINAC wurde im Jahre 1994 als Teil des Ministeriums für Umwelt und Energie (MINAE – Ministerio del Ambiente y Energía) eingerichtet, um eine effektivere und nachhaltigere Verwaltung der nationalen Naturressourcen zu erreichen und zuvor getrennte Verwaltungsorgane verantwortlich für Nationalparks, Tierwelt und Forstwirtschaft zu vereinen. Im Zuge dieser Reform wurde ganz Costa Rica in 11 großflächige Verwaltungsgebiete eingeteilt, denen wiederum regionale Verwaltungen von Naturschutzgebieten mit unterschiedlichem Schutzstatus untergeordnet sind. Insgesamt beaufsichtigt SINAC über 160 Naturschutzgebiete, darunter 26 Nationalparks und Gebiete wie Nationaldenkmäler, Waldreservate, Wildschutzgebiete etc. (3,4)

Der Großteil der Umweltmittel wird für die Programmkosten von MINAE und SINAC ausgegeben, sprich für Bezahlung der Gehälter, wobei man auch hier der allgemeinen Regel folgt, nach unten wird es immer überschaubarer. (6) Gerade jedoch auf der regionalen und lokalen Ebene müssen die Funktionäre zwischen den strikten rechtlich-bürokratischen Vorgaben und der Realität, gekennzeichnet durch zum Teil gravierende soziale, wirtschaftliche und infrastrukturelle Defizite, balancieren. Auf dieser Ebene begegnet mir sowohl eine gewisse Resignation, auf Grund der begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen, als auch Bequemlichkeit, wie sie einhergehen mit einem strengen bürokratisch-hierarchischen Korsett. So wundert es nicht, dass SINAC 2014 unter den letzten Plätzen des Institutionellen Management-Indexes zur Einstufung unter anderem der Tranzparenz, interne Kontrolle, Planung, Budgetverwaltung zu finden ist. (5, 7, 8)

Eine Bekannte berichtete mir, dass sie ohne die Fällung einiger weniger Bäume durch ihren Vater, womit dieser Auseinandersetzungen mit SINAC auf sich nahm, trotz Nebenjobs nicht hätte studieren können. Dabei war und ist dieser Familie die Wichtigkeit des Schutzes des Waldes sehr bewusst und durch ihre Wiederaufforstungsbemühungen wächst im Bereich einer früheren Bananenplantage heute wieder Wald.


Tägliche Patrouille von Rangern und Polizei (Foto: Alonso Tenorio)


Verhaftung von Goldsuchern nahe des Flusses Rincón (Foto: MINAE para la Nación)

Naturschutz, wie ich ihn seitens der Regierung kennengelernt habe, stützt sich zum Großteil auf Reglementierungen und Kontrolle. Der Nationalpark Corcovado feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen und immer noch gibt es Goldsucher und Wilderer, die diesem einmaligen Ökosystem zusetzen.

Der fortbestehenden Gefährdung polizeiliche Großeinsätze, wie geschehen im April 2013 mit der Operation "Grünes Gold", oder noch mehr Patrouillen entgegenzusetzen, die dieses riesige, schwer zugängliche Gebiet ohnehin kaum überwachen können - Wilderer und Goldsucher halten sich nun mal nicht, wie die Ranger, an die vorgegebenen Wege - ist ein Irrglaube, der nicht nur hier einmal mehr beweist, dass Bestrafung und Kontrolle eine relativ einfache jedoch nicht besonders nachhaltige und auch nicht humane Lösungsstrategie ist. Das Geld wäre bei weitem besser in Bildungsprogrammen oder Programmen zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation der Bewohner angelegt. (9, 10) Und es mangelt hier nicht an erfolgversprechenden Ideen und Beispielen. Diese und viele Initiativen in dieser Richtung stammen meiner Erfahrung nach auf der Halbinsel Osa jedoch kaum von offizieller Stelle, wenn nicht eher von engagierten Einzelpersonen und NGO’s.







  1. www.minae.go.cr/index.php/es/2012-06-08-20-20-39/biodiversidad-agenda-verde
  2. http://gobierno.cr/energia-en-costa-rica-es-de-las-mas-baratas-en-centroamerica/
  3. www.sinac.go.cr
  4. www.inbio.ac.cr/es/biod/Minae_Sinac.html
  5. www.nacion.com/economia/finanzas/Gasto-ambiental-Gobierno-cumple-estancado_0_1491850830.html
  6. www.elfinancierocr.com/negocios/Turismo-Costa-Rica-genera-PIB_0_484151588.html
  7. www.uned.ac.cr/transparencia
  8. www.eluniverso.com/vida-estilo/2014/04/19/nota/2779456/corcovado-parque-que-alberga-25-biodiversidad-mundial
  9. www.nacion.com/opinion/foros/verdadero-oro-Corcovado_0_1359464046.html
  10. www.academia.edu/912317/Community_Based_Conservation_Is_it_More_Effective_Efficient_and_Sustainable
BlogNo:04

No feedback yet


Form is loading...