Die offenen Arme Nicaraguas

von 15 luisa  

Ich bin angekommen. Endlich. Nach mehreren Monaten langem Warten wurde vor ein paar Tagen endlich meine Einsatzstelle vom Auswärtigen Amt in Deutschland zugelassen und wurde somit auch von der Botschaft in Managua bestätigt. Da der Prozess zur Zulassung von neuen Einsatzstellen in potentiellen Krisengebieten in Deutschland überarbeitet wurde, hatte kaum einer mehr mit der Zulassung gerechnet.

Doch Dank des Einsatzes Von Pro REGENWALD und meiner Familie habe ich vor drei Tagen die frohe Nachricht erhalten. Am nächsten Tag habe ich gepackt und habe mich dann auf den Weg nach San Jose gemacht um dort den Bus nach Managua zu nehmen. Tatsächlich erreichte ich den ersten Bus und kam Freitagnachmittag in Managua an.

Mit einem Bild meines Abholers ausgerüstet, erkannte ich Billy sofort. Er ist ein Neffe meines Projektleiters und begleitete mich aus Sicherheitsgründen in der nicaraguanischen Hauptstadt. Gleich zu Anfang bot er mir an meinen Rucksack zu tragen und hob die Münzen einer alten Dame auf, die ihr runter gefallen waren. Ich hatte gehört, dass die Nicaraguaner offen und freundlich sind und wo ich auch hinsah schenkten mir die Menschen in dieser Künstlerstadt ein Lächeln.

Ich verabschiedete mich von Billy im Bus nach Nueva Guinea mit einer Umarmung nachdem er sich versichert hatte, dass ich wusste wo mein Gepäck war, ich auf dem richtigen Platz saß und auch die richtige Haltestelle im Kopf hatte. Auch in der Stadt hatte ich ihm blind vertrauen müssen.

Im Bus sass ich am Fenster neben Maria Jose. Ich lernte sie auf dieser Reise kennen. Denn ihre sechsjährige Enkelin Guinevre hatte auf meinem Platz gesessen als ich rein kam. Guinevre war traurig, da sie nicht mehr rausschauen konnte und sie begann zu weinen. Ich bot ihr an sich auf meinen Schoss zu quetschen und die kleine krabbelte sofort rüber. Maria Jose unterhielt sich mit mir bis sie ausstieg. Das ich manches nicht verstand und öfters nach Wörtern suchen musste, schien sie nicht zu stören.

Mit Guinevre auf dem Schoss lernte ich so das Leben einer circa fünzig jährigen Nicaraguanerin kennen. Sie hatte acht Geschwister, zwei Söhne und vier kleine Enkel. Stolz zeigte sie mir Bilder von allen und sogar ein Video von Guinevre wie sie den Nationaltanz Folklore tanzt. Ich gab ihr etwas von meinem Abendessen, das ich mit Billy zusammen gekauft hatte. Sie nannte mir den Namen meines Essen und begann nicaraguanische Köstlichkeiten zu beschreiben. Die Namen werde ich hoffentlich im Laufe dieses Jahres kennenlernen denn sie sind so fremdartig, dass ich sie mir nicht gleich merken konnte. Auch Maria Jose teilte ihren Proviant mit mir und schenkte mir Orangenkuchen.

Sie warnte mich und erzählte mir, dass sie vor zwei Jahren in ihrem eigenen Haus von zwei Männern mit Pistolen und Macheten überfallen wurde. Es gäbe nicht nur gefährliche Menschen in der Stadt sondern auch überall auf dem Land. Ein bisschen paranoid von ihren Geschichten viel es mir schwer ihr zu vertrauen, aber ich beschloss auch ihr zu vertrauen. Als sie dann ausstieg verabschiedeten wir uns herzlich mit Umarmungen.

Alleine im Bus versuchte ich wach zu bleiben und die letzten drei Stunden die Augen nicht zu schliessen denn ohne Maria Jose waren Angst und Misstrauen wieder da. Ich kam um Mitternacht an der letzten Haltestelle in Nueva Guinea an und wurde dort von Gerd abgeholt. Am nächsten Tag lernte ich meine Gastfamilie kennen und wurde auch hier mit offenen Armen empfangen.

Immer wieder bleibt mir nichts anderes übrig als voll und ganz auf diese Menschen zu vertrauen. Trotzdem ist mir mulmig zu mute wenn ich meine ganzen Wertsachen im Zimmer lassen muss, gerade weil es noch gefährlicher wäre sie mitzunehmen.

Gleich am Montag kam dann der ernüchternde Vortrag von Gerd und Elba, dass die meisten Nicaraguaner nett zu uns sind weil wird Ausländer sind. Trotzdem glaube ich das meine ersten Begegnungen mit Nicaraguaner voller echter Achtung und Interesse waren.

BlogNo:02

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...