Wale im Golf von Nicoya?

von 15 marie  

Der Golf von Nicoya – die Ufer sind gesäumt von Mangrovenwäldern, in denen unzählige Vögel leben. Unter der Capuccino-braunen Wasseroberfläche leben viele verschiedene Fische. Auch Rochen, Quallen, Krokodile, Muscheln, einige Haie, Krabben und Schlangen gibt es im Golf. Die Inseln sind Zuhause von Vögeln und Reptilien. Aber Wale gibt es hier nicht.

Genauso wenig wie Delfine oder Schildkröten und viele Haiarten. Es gab mal eine Zeit, in der diese Meereslebewesen hier zuhause waren. Von meinem Gastvater Ezequiel weiß ich auch, dass früher jährlich in der Mitte des Monats Oktober Wale in den Golf gekommen sind. Das ist aber schon lange nicht mehr der Fall.

Warum sind so viele Arten aus diesem Gebiet verschwunden? Die Antwort ist relativ einfach. Der Mensch hat sie vertrieben. Der Hauptgrund ist wohl das Fischen mit großen Netzen. Alles, was einem in die Netze schwamm, war dem Tode geweiht. Somit sterben auch viele Tiere, die „nutzlos“ sind, umsonst. Früher bestand Costa de Pájaros aus einigen Familien. Schon damals war die Fischerei der Lebensunterhalt der Einwohner. Es gab keine Fischernetze, man angelte mit einfacher Schnur und Köder. Um ca. 1980 kam das Netz, was den Menschen ermöglichte, riesige Mengen an Fisch einzufangen. Der Golf ist sehr produktiv, er schien wie eine nie versiegende Quelle. Das lockte immer mehr Menschen an. Einige kamen nur, um zu fischen, andere blieben. So wuchs das Dorf auf 5000 Einwohner. Lange Zeit änderte sich nichts an der Weise, zu fischen. Dadurch, dass immer mehr Menschen mit immer gößeren Netzen arbeiteten, schrumpfte der Fischbestand beträchtlich. Die Netze wurden leerer, also kamen auch weniger Hobbyfischer nach Costa de Pájaros. Ezequiel sagte zu mir: „Cuando venía la maya, murió Costa de Pájaros.“ Als die Netze kamen, starb das Dorf, bzw. die Küste der Vögel. Die Menschenströme verschwanden, genauso wie viele Tierarten.

Nicht nur hier, sondern im ganzen Golf spielte sich dieses Szenario ab. Einige Fischer, die auch in einer lokalen Polizei organisiert sind, beschlossen, ich schätze Anfang 2000, dass das so nicht weiter gehen kann. Man kann seine Lebensquelle nicht so respektlos behandeln, weil sie sonst irgendwann verschwindet. Sie kämpften also für einen nachhaltigeren Umgang mit ihr. Vor einem Jahr haben sie erreicht, dass in dem Gebiet vor Costa de Pájaros, inklusive der drei kleinen Inseln, eine Area Pesca Responsable entstand. In diesem Gebiet darf nur mit Schnur und Köder geangelt werden. Es gibt noch kleine und größere Probleme, wie illegale und Industriefischer. Aber es wird weitergekämpft, immer mit dem Ziel vor Augen: Das Schutzgebiet soll Fische anlocken, die sich hier reproduzieren können, man hofft auf ein Wiederanwachsen der Bestände. Dadurch sollen Touristen angelockt werden, eine weitere Geldquelle. Dem Beispiel der Costa folgten andere Gemeinschaften im Golf von Nicoya, wie die Islas Chira, Benavo und San Lucas.

Ich hoffe, dass die nachhaltige Fischerei wirklich nachhaltig ist und die Meereslebewesen zurückkehren, sich erholen können. Wer weiß, vielleicht schwimmen hier eines Tages wieder Wale. Vielleicht entsteht hier wieder ein Paradies.

Zum Weiterlesen (in spanisch)
Comunidad demarcó un área de pesca responsable,nacion.com, 19.07.2015

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