Neue Herausforderung in Potenciana

von sven_10  

Der Korridor von Arbofilia umfasst wie früher beschrieben mehrere Waldtypen in verschiedenen Höhenlagen. Diese haben jeweils ein sehr eigenes und lokal geprägtes Klima. Potenciana liegt in rund 1300 Meter am Berg. Hier oben ziehen ab mittags dichte Wolken auf, und hüllen den Berg in Nebelschwaden. Die Wolken drücken gegen den Berg und regnen sich meist an den Osthängen ab, daher ist die Vegetation auf diesen Seiten üppiger.

Bäume sind von Moos überzogen, Baumfarne bilden den Unterwuchs im Wald. Auch ist die Flora grundverschieden zu den Wäldern im Tal da es hier nachts sehr frisch werden kann, was den meisten Pflanzen aus tieferen und wärmeren Regionen nicht behagt.

Rund 120 Einwohner hat das kleine Bergdorf Potenciana, die jedoch sehr verstreut auf dieser Bergkette leben. Hier lebt man vor allen Dingen von Kaffeanbau und Rinderzucht. Leider wurden dafür in den letzten 50 Jahren hektarweise montaner Nebelwald gerodet, den es nun wieder aufzuforsten gilt. Daher reisten wir auf den Berg um dem lokalen Arbofilia-Mitarbeiter Don Oscar tatkräftig unter die Arme zu greifen.

Don Oscar lebt mit 4 Kindern und seiner Frau in einer sehr pragmatischen Behausung. Erst vor kurzem konnte er aus der Holzhütte mit gestampftem Erdboden in eine würdigere Unterkuft umziehen, doch nach unseren Maßstäben ist auch das ein sehr beschauliches und einfaches Leben. Der importierte, katholische Glaube ist hier wie in ganz Mittel- und Südamerika ein Grundpfeiler des sozialen Lebens. So gibt es in jedem Haus einige vergilbte Jesusposter und einen obligatorischen Heilige-Maria-Schrein. Die Dorfkirche ist der zentrale Begegnungsort für die Gemeinde und der Sonntag ist tatsächlich heilig. In diesem abgeschiedenen Dorf gibt es auch keine einzige Einkaufsmöglichkeit, nicht mal einen kleinen Kiosk für die nötigsten Lebensmittel. Die Dorfbewohner sind auf Selbstversorgung und Lebensmittellieferungen von Pendlern angewiesen. Eine Alternative zu Reis und Bohnen gibt es nicht. Sie bilden die Grundlage jeder Mahlzeit. Morgens, mittags und abends.

Paradox ist auch, dass die Campesinos kaum ihren eigenen Kaffe trinken können oder wollen. Die Preise, die sie beim Vekauf erzielen sind relativ hoch, daher können sie es sich nicht leisten, den Kaffe selber zu trinken. So sind sie darauf angewiesen, ihren qualitativ hochwertigen Hochlandkaffe zu exportieren und selber minderwertigere Produkte aus der Massenproduktion zu kaufen. Die Globalisierung macht‘s möglich. Leider nutzen die Bauern auch hier oben Herbizide um ihre Erträge zu erhöhen und die Arbeit ein wenig zu erleichtern. Von Personenschutz beim Einsatz dieser Gifte haben sie natürlich keine Ahnung, geschweige denn die nötige Schutzausrüstung.

Die Flächen von Arbofilia sind bereits weitgehend bepflanzt, doch nach ‚nur‘ 15 Jahren steht da natürlich noch kein richtiger Wald. Für uns fallen die üblichen und bekannten Arbeiten an, die wir auch in El Sur und Cascarillo leisten. Unkraut um die empfindlichen Bäumchen zurückschneiden, Düngen, Zäune reparieren, Pferde pflegen und natürlich auch weitere Bäume pflanzen. Zusätzlich bauen wir auch noch an einer weiteren Außenstation von Arbofilia, um bald weitere Freiwillige und vielleicht auch Abenteuertouristen beherbergen zu können.

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1 Kommentar

Kommentar von: robert [Besucher]  

ist tatsächlich so wie man es immer hört, die bauern können ihren eigenen kaffee nicht trinken und pestizide benutzen sie auch. da muss mal ein ökobauer ran der ihnen was von fair trade erzählt!


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