Einkaufen mit Hindernissen

von 15 hannah  

An der Tárcoles-Brücke werden wir von der Polizei rausgewunken. Zunächst machen wir uns keine großen Gedanken. Sie wollen unsere Pässe sehen. Ich habe meinen ausgerechnet heute nicht mitgenommen und zeige deshalb meinen Personalausweis. Mein fehlender Pass scheint aber nicht ein großes Problem zu sein. Das eigentliche Problem – unser „fehlendes“ Visum. Alles was wir haben, ist der Stempel von der Einreise, der ausschließlich den Aufenthalt von 90 Tagen erlaubt und die Bescheinigung von der Migration, dass unser Visum in Bearbeitung ist.

Aus welchem Grund auch immer, verstehen die Polizisten die Bescheinigung aber nicht. Wir erklären es ihnen gefühlt 10-mal, dass wir bereits ein Visum beantragt haben, jedoch die Migration so lange dafür braucht, um es fertigzustellen. Natürlich glauben sie uns nicht und rufen bei der Migration an. Sie geben unsere Namen durch und legen anschließend wieder auf. In der Zeit, in der wir auf den Rückruf warten, ergreifen die Polizisten gleich die Gelegenheit noch weitere Dinge zu überprüfen. Zunächst der TÜV: stimmt denn auch der Aufkleber mit den Papieren überein?! Wer ist denn eigentlich Besitzer von dem Auto?! Zum Glück stimmt alles!

Nächstes Problem: Führerschein. Natürlich haben wir alle einen deutschen Führerschein, jedoch gilt der nur die ersten 90 Tage in Costa Rica. Das heißt, dass wir theoretisch seit unserem 4. Monat in Costa Rica „illegal“ fahren. Da wir mit unserem immer noch etwas gebrochenen Spanisch eher Schwierigkeiten haben, alles gut zu erklären, rufen wir unseren Chef an, der mit der Polizei redet. Sie vereinbaren unseren Jeep bei dem Restaurant auf der anderen Seite der Brücke abzustellen und unser Chef macht sich auf den Weg zu uns. Mittlerweile hat sich die Migration auch schon wieder gemeldet und wir sollen in die Zweitstelle nach Puntarenas mit den Polizisten kommen. Bis dahin werden wir aber erst mal mit auf die kleine Wache in Tárcoles genommen.

Auf der Autofahrt dorthin sehen wir das Maschinengewehr zwischen dem Fahrer und Beifahrer liegen. Schon etwas komisch dieses Gefühl. Bei der Wache angekommen, werden wir auf eine Bank gesetzt. Vor uns ist ein kleiner Schreibtisch, auf dem ein Funkgerät und viele Unterlagen liegen. Ein kleiner Flur führt zur Küche und in den Hinterhof. Nach ca. 20 Minuten werden meine zwei Mitbewohner gebeten alle Gegenstände aus ihren Taschen zu entfernen und in unsere Tüte zu legen. Anschließend werden sie nach hinten geleitet. Ich, nichtwissend wo sie hingebracht werden, bleibe allein auf der Bank sitzen. Mein Handy klingelt, schaffe es jedoch nicht rechtzeitig aus der Tüte zu holen. Ich schaue auf den Bildschirm und sehe, dass ich eine Nachricht von einer anderen Mitfreiwilligen habe. Sie garantiert mir, uns da raus zu holen, da ihre Chefin gute Kontakte zur Migration habe. Das gibt mir Hoffnung!

Ständig kommen Anrufe ins Revier, aber keiner scheint der zu sein, auf den wir warten. Nach weiteren 30 Minuten klingelt endlich das Telefon. Ein Gespräch von einer halben Minute. Nachdem der Angestellte aufgelegt hat, sagt er mir, dass wir gehen können. Es war die Migration aus Puntarenas und sie haben bestätigt, dass wir legal im Land sind. Ein riesen Stein fällt von meinem Herzen! Nun werden endlich meine Kollegen wieder geholt, jeder gibt noch eine Unterschrift und wir können gehen.

Auf dem Weg zum Treffpunkt mit unserem Chef, erzählen Kai und Nawid, dass sie in eine Zelle gesperrt wurden. Ich kann es erst gar nicht glauben! Sie beschreiben den Raum: dunkel, keine Sitzmöglichkeit und auf dem Fußboden Reiskörner und Ameisen. Für sie eine ziemlich demütigende Erfahrung, was man durchaus nachvollziehen kann. In der Mittagssonne laufend, kommen uns die Polizisten, die uns zum Revier gefahren hatten, mit einem größeren Auto entgegen. Wahrscheinlich wollten sie uns gerade holen, um nach Puntarenas zu fahren. Sie gucken nicht schlecht, als sie uns sehen. Wir lachen sie innerlich aus. Am Treffpunkt angekommen, warten wir noch eine knappe Stunde bis unser Chef endlich mit unserem Jeep kommt. Nun kann unser Tag normal weiter gehen, bloß alles mit 4 Stunden Verspätung. Völlig K.O. vom Einkaufen kommen wir abends wieder im Korridor an.

Ich lasse den Tag noch einmal Revue passieren und es kommen einige Fragen auf: Haben sie uns wirklich für illegal gehalten?! Wollten sie vielleicht nur Geld von den „Reichen“ abziehen?! In dem einzigen Land ohne Militär hat die Polizei Maschinengewehre und ein Patronenlager in einem kleinen Revier, schon paradox oder?!

BlogNo:08

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