Ein Aufatmen geht durch Guanacaste

von 15 jeanne  

Ein Aufatmen geht durch Guanacaste
Monatelang tiefe Risse im Boden

Ich bin in San José und ruhe mich etwas aus, denn meine Mama ist heute früh morgens um 3Uhr am Flughafen angekommen und wir haben nicht viel geschlafen. Ich liege also am Pool als mich plötzlich etwas Nasses trifft. War das etwa ein Regentropfen? Ich schaue zum Himmel auf, er ist zu gezogen mit dunkeln Wolken! Weitere Regentropfen küssen meine Haut.

Ich kann es kaum glauben wie wunderbar! Wie oft habe ich mich in den letzten Monaten nach dem Regen gesehnt nach den kühlen, erfrischenden Tropfen auf meiner Haut. Ich strahle vor Glück und tanze durch den Regen.

Ein andere Tourist schaut hingegen besorgt auf die Regentropfen - er hat nur wenig Zeit in Costa Rica und möchte diese nicht im Regen verbringen. Er hatte mir schon vorher erzählt, dass er durch Guanacaste reisen möchte und ich beruhige ihn, dass es dort nie regnet, in Santa Cruz ist seit Anfang Dezember kein einziger Tropfen Wasser vom Himmel gefallen.

Doch dann kommt die Nachricht die mich vor Freude aufschreien und vor Erleichterung laut loslachen lässt! Es regnet im National Park Diriá! Ich renne raus um eine Sprachnachricht an meine Freunde schicken, „Hay lluvia!!“ schreie ich für Glück in mein Telefon,

Der Regen bedeutet nämlich sehr viel mehr als nur mein persönliches Vermissen der erfrischenden Kühle. Viele Flüsse in Santa Cruz sind schon seit Ende Januar ausgetrocknet gewesen. Die Erde durchzieht auf Grund der Trockenheit tiefe Risse, viele Tiere sind verdurstet oder verhungert, weil es auf Grund des fehlenden Wassers auch weniger Pflanzen gibt. Die Melonen sind klein geblieben, die Kühe abgemagert.

In Deutschland habe ich mir niemals Gedanken darum machen müssen ob es regnet oder nicht, höchstens, damit ich weiß was ich anziehen muss oder ob ich ne Gartenparty schmeißen kann.

In Deutschland sind wir damit gesegnet, dass es immer ausreichend Wasser gibt, obwohl wir gar nicht so sehr davon abhängig sind, weil es nicht so heiß ist und wir nicht soooo viel Landwirtschaft haben. Hingegen werden in Costa Rica nach den Statistiken der Weltbank knapp 10-mal so viele Menschen im Landwirtschaftssektor beschäftigt wie in Deutschland und bringt das 8-Fache des BIPs ein.

Wenn nur eine begrenzte Menge an Wasser zu Verfügung steht, das man in Voraussicht in Flaschen abgefüllt hat und man nicht weiß, wann es wieder Wasser gibt, geht man sehr behutsam damit um. Dann überlegt man genau wofür man dieses Wasser verwenden möchte.

Unser Staat sorgt dafür dass wir uns keine großen Gedanken darum machen müssen, das Abwasser verschwindet in einem Rohr, der Müll mit der Müllabfuhr, das Wasser aus dem Wasserhahn versiegt nie, so wie Strom immer aus der Dose kommt. Wir müssen uns keine großen Gedanken über unsere Versorgung machen und auch nicht über die Entsorgung der Abfälle, die wir produzieren, da wird uns viel abgenommen. Das ist gut denn so müssen wir den Müll nicht selbst verbrennen und gefährden damit unsere Gesundheit oder entfachen einen Band in unsrer Nachbarschaft, andererseits ist dann aber auch das Bewusstsein für diese Dinge wesentlich geringer. Und am Ende landet das Abwasser dann vielleicht doch im Fluss?

Wer das Experiment mal ausprobieren möchte kann ja mal in Deutschland versuchen eine Strichliste zu führen wie oft er am Tag den Wasserhahn aufdreht, aus Klo geht oder eine Maschine wäscht.

Wer es ganz genau machen möchte kann sich auch Plastikflaschen mit Wasser auffüllen und alles mit dem Wasser aus den Flaschen machen, das Klo abspülen, duschen, Kleidung waschen, putzen etc. Was meint ihr wie viele Liter das sind, selbst wenn man sparsam damit umgeht?


Hier findet kein Rind einen frischen Grashalm.

Mein kleines Wunder - wenn Bäume Schatten spenden, fließt auch Wasser.

Der indirekte Wasserverbrauch eines Menschen ist noch viel höher. Er entsteht dadurch, dass bei der Produktion von Kleidung, Lebensmittel etc. Wasser verwendet wird. Bei den großen Zahlen die in den Statistiken zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft stehen, habe ich immer gedacht dass diese Werte übertrieben seien, weil das Wasser zum größten Teil vom Himmel kommt, egal ob dort Lebensmittel angebaut werden oder nicht. Hier ist es nicht so. 5 Monate des Jahres muss jede Pflanze künstlich bewässert werden. Jeden Tag.

Weil viele Menschen in Costa Rica von der Landwirtschaft leben, brauchen sie viel Wasser. Dies steht im Kontrast dazu, dass es im Sommer (Dezember bis April) nicht regnet und besonders heiß ist (38 Grad). Erstaunt hat mich, was es für einen riesigen Unterscheid macht, ob an einem Fluss Bäume stehen oder nicht. Ich dachte wenn es nur wenig Wasser im Fluss gibt und kein Wasser mehr nachkommt, ist der Fluss so oder so nach wenigen Tagen ausgetrocknet. Aber Nein! Die Flüsse die gut beschattet von Bäumen sind haben den ganzen Sommer über Wasser geführt. Die Aufforstung an Flüssen ist also besonders wichtig und bringt einen direkten Effekt für Mensch, Tier und Natur mit sich.

Jetzt regnet es wieder regelmäßig in Santa Cruz und die Natur und die Tiere werden wieder rasend schnell lebendig. Die Wiesen werden wieder grün, die Kleinen Bäume sprießen aus den Samen die im Sommer auf den Boden gefallen sind, die Vögel fliegen in Scharen um her und singen vor Freude über den Regen.

Ein Aufatmen geht durch Guanacaste.

BlogNo:06

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