Achtung Schlange!

von 16 lucas  

ich bin nun knapp 2 Wochen in Costa Rica. Seit meiner Ankunft befinde ich mich mit den anderen Freiwilligen, die bereits Freunde geworden sind im Korridor, ein Projekt der Organisation Arbofilia. Die „Station“, wie sie genannt wird, wo wir Freiwilligen untergebracht sind, befindet sich mitten im Regenwald und besitzt weder Wände noch Fenster.


Das ist das Erdgeschoss der Station.
Links ist die Küche zu sehen und rechts der Regenwald.

Man ist sozusagen der Natur frei ausgesetzt und dementsprechend könnte sich jedes bewegende Lebewesen der Station nähern und uns einen Besuch abstatten, wenn es denn möchte. Natürlich haben die meisten Tiere kein Interesse daran einem Menschen zu begegnen, da sie viel zu groß sind und nicht in ihr Beuteschema passen. Jedoch ist es vielen auch egal wie zum Beispiel den Kröten und Eidechsen, die häufig durch die Küche springen und huschen oder den Insekten, die in Holzstämmen oder kleinen Nischen ihre Nester betreiben.

Ist man erst einmal in diese grüne Welt eingetaucht, so kann man egal wo man hinschaut etwas Lebendiges entdecken. Die zahlreiche Artenvielfalt Costa Ricas ist überwältigend, vorallem im Regenwald. Doch wo es wunderschöne Vögel, lustige Affen und kleine süße Fledermäuse gibt, gibt es natürlich auch unangenehme Besucher wie lästige Mücken, stechende Fliegen oder beißende Ameisen, die in verschiedensten Größen und Formen uns Freiwilligen auf die Nerven gehen. Jedoch sind diese ungefährlich und belästigen uns nur. Viel unangenehmer und gefährlicher sind die giftigen Tiere wie Spinnen oder Schlangen. Vorallem in der Trockenzeit sollte man nicht in dunkle Ecken oder Löcher greifen ohne zu wissen was sich dahinter verbirgt. Ist ja auch logisch.


Eine ungiftige Leptodeira septentrionalis unter einem Waschbecken in der Station versteckt.

Eine tarantulaartige Spinne.

Eine Bedrohung für die Menschen hier sind Schlangen. Jährlich gibt es über 1500 Unfälle in Costa Rica mit Schlangen, die tödlich enden. Alleine in den letzten 2 Wochen bin ich auf 5 Schlangen getroffen, die zwischen 50cm und 170cm groß waren. Eine davon verirrte sich in unsere Station, die andere lag unter einem Sack bei der Baumschule und die anderen haben wir unterwegs getroffen.

Das spannendste und prägendste Erlebnis mit einer Schlange hatte ich nach einem Fußballspiel auf dem Weg zur Station als bereits die Dämmerung einsetzte. Mein Handyakku war bereits leer weshalb ich keine Taschenlampe hatte. Darüber hatte ich in diesem Moment garnicht nachgedacht und entschied mich spontan noch auf 2 Freunde zu warten, um mit ihnen zu gehen. Nach etwa 200 Metern bemerkte Hannah dank ihrer Taschenlampe eine Terciopelo, einer der giftigsten Schlangen Costa Ricas. Man erkennt sie durch ihre schwarzen Dreiecke auf dem Rücken und sie gehört zu der Schlangenart, die hauptverantwortlich ist für die meisten tödlichen Schlangenunfälle in Costa Rica. Die Schlange lag einmal quer über den ganzen Weg ausgebreitet als wolle Sie niemanden ohne ihre Erlaubnis passieren lassen. In diesem Moment fragte ich mich was wohl passiert wäre, wäre ich 2 Minuten vorher ohne Taschenlampe, alleine losgezogen …

Daraufhin entfernten wir uns ca 8 Meter von der Schlange und riefen den nächsten Hausbesitzer des Dorfes um Hilfe, da wir ja den Weg nicht passieren konnten. Im nächsten Moment kam der Mann herbeigeeilt und erlegte leider die Schlange mit einer Machete. Hätten wir sie im Wald getroffen, wären wir vorbeigelaufen doch mitten im Dorf stellte sie eine Gefahr für die anderen Dorfbewohner dar. Er schlug mit der Machete der Schlange auf den Kopf, da es sein kann, dass die Schlange reflexartig im toten Zustand immer noch zubeißt. Als wir sicher waren, dass die Schlange wirklich tot war, nahmen wir sie im sicheren Abstand mit einem Stock zur Station, um den anderen zu zeigen wie die Terciopelo aussieht.


Die erlegte Terciopelo in voller Länge.

Das Interesse war natürlich groß, doch auch vielen wurde bewusst, dass sie Minuten vor uns den Weg ohne Taschenlampe gelaufen sind. Nur ein Biss der Schlange kann sehr ernste Folgen haben. Es muss sofort ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Nun wurden allen klar, dass eine Taschenlampe notwendig ist, um die Dunkelheit im Regenwald zu passieren. Falls einer von den Lesern sich als Freiwilliger angemeldet hat, dann weiß er jetzt was in seinem Koffer nicht fehlen darf. Und zwar mindestens eine Taschenlampe.

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