Posada

von 16 katharina  

Das erste Mal habe ich das Wort „Posada“ einen Monat vorher – im November – gehört und von der Art und Weise, wie davon gesprochen wurde war mir klar, dass es etwas ziemlich Wichtiges für meine Familie sein musste. Für mich klang es ein wenig wie das, was die Sternsinger in Deutschland sind.

Allerdings findet das Ganze vor Weihnachten statt und der Fokus liegt somit mehr auf der Vorweihnachtszeit – also auf der Reise von Maria und Josef – als auf den Heiligen Drei Königen. Doch letztendlich hat beides den kirchlichen Aspekt und die Häuser werden von Kindern besucht. Es werden allerdings keine Spenden gesammelt.

Ich habe am Tag unserer Posada extra keine eigenen Aktivitäten geplant, um meine Familie bei der Vorbereitung zu unterstützen. Offenbar sollten um die 20 Personen – vor allen Dingen Kinder – vorbeikommen. Mich überrascht es immer wieder, wie selbstverständlich es ist, mal eben für so große Anzahl von Personen zu kochen. Ich habe Kekse für die Kinder gemacht, die diese am Schluss erhalten sollten.

Alle Posadas sind von der Kirche organisiert und jeden Abend werden zwei Familien in ihren Häusern besucht. Die Daten stehen vorher fest, damit die Familien sich auf den Besuch vorbereiten können.

Um sechs Uhr an diesem Abend ist es bei uns soweit. Wir sind noch hektisch dabei die Mahlzeit zu Ende zu kochen (und ich versuche eine paar etwas schwärzlich gewordene Kekse aus dem Ofen zu retten), als schon die ersten Kinder vor der Tür stehen. So langsam trudelt die ganze Truppe ein und die Familie versammelt sich unten. Ich bereite inzwischen leicht aufgeregt meine Klarinette vor. Es war abgemacht, dass ich ein paar Weihnachtslieder spielen sollte. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie das Ganze abläuft und wann ich spielen soll.

Zunächst versammeln sich alle Besucher wieder draußen und die Tür wird geschlossen. Nach dem ersten Lied werden erst alle ins Haus gelassen zumindest alle, für die Platz vorhanden ist. Es werden Gebete gesprochen und zwischendurch wieder Lieder gesungen. Als „Mi Burrito Sabanero“ gesungen wird, spüre ich zum ersten Mal eine richtige Weihnachtsstimmung.

Nach dem offiziellen Ablauf bin ich an der Reihe und spiele zwei Weihnachtslieder, die die Menschen hier zum Glück auch kennen. Das ist relativ schwer zu finden, denn traditionell deutsche Weihnachtslieder kennt hier natürlich niemand. Zu meiner Überraschung fängt die Gruppe an mit zu summen, während ich spiele und ich spüre ein warmes Gefühl in mir aufsteigen. Obwohl ich auf Wunsch meiner Gastfamilie spiele, war ich zuerst nicht ganz sicher, ob es ankommen wird.

Letztendlich führt es dazu, dass ich am nächsten Tag noch bei zwei anderen Posadas Klarinette spiele. Das ist für mich sehr interessant und ich mag es sehr gerne andere Familien und Häuser kennen zu lernen. Ich wurde letztendlich sogar dazu eingeladen, Heiligabend in der Kirche zu spielen.

Unsere Mahlzeit (Reis mit Hühnchen und Gemüse) wird an die Gäste verteilt und die Kinder bekommen ihre Kekse überreicht – für beides benutzen wir statt Plastiktellern Bananenblätter. Doch sehr viel Zeit zum Essen bleibt nicht, denn schon bald zieht die Gruppe weiter zum nächsten Haus und die Prozedur beginnt von neuem.

BlogNo:03

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