Extra(cto)ordinario

von 16 antonia  


Selbstgemacht

„Mit (...)-Extrakt“ oder mal anders formuliert „Enthält Auszüge aus (...)“, diese Versprechungen kannte ich schon aus dem Überangebot der Kosmetik und Körperpflegeartikel der Drogerien zu Hause. Natürlich werden die drei Punkte dabei mit einer möglichst vielversprechenden Pflanze ersetzt. Aloe Vera geht im Zweifelsfall immer, das hat sich bewährt, aber vielleicht auch mal, weil es gerade in Mode kam, Grünkohl. Was man sich letztendlich darunter vorstellt, darüber hatte ich mir nicht viele Gedanken gemacht.

Aber wie das in der Weihnachtszeit eben so üblich ist, begaben wir uns also in die Küche der Finca um etwas zusammenzubrauen. Vorher muss der geneigte Extrakthersteller natürlich die Ausgangsstoffe dafür auftreiben. Also schlugen wir uns im strömenden Regen mit der Machete durch ein altes Yuca-Feld auf der Finca wobei sich alle zwei Minuten die Dornen eines hinterhältigen Unkrautes in Haut und/ oder Kleidung bohrten. Wir hielten immer Ausschau nach Ingwer mit seinen leuchtend roten nahezu makellosen stabförmigen Blüten und schmalen dunkelgrünen Blättern.


Ingwerblüte

Zacáte Valeriana

Der Schatz - eine Ingwerknolle

Instrumente zur Extraktherstellung

Immer wenn wir fündig wurden, gruben wir die Knollen wie einen Schatz aus dem schlammigen Boden und befreiten sie von den gröbsten Erdklumpen. Auf dem Rückweg nehmen wir noch einen Strauch Zacáte Valeriana oder Vétiver mit, dabei handelt es sich um ein ursprünglich aus Asien stammendes Süßgras. Mittlerweile sind wir nass bis auf die Haut und merklich abgekühlt, ich würde mich gerne schütteln wie ein Hund um die Nässe loszuwerden.

Wir kurbeln Wasser aus dem Brunnen nach oben und füllen große Plastikschalen damit. Der Ingwer ähnelt zu diesem Zeitpunkt eher einem Dreckklumpen als einer Knolle und muss zunächst gründlich gereinigt werden. Auch der Valeriana verpassen wir nach dem Aussortieren der trockenen Halme einen gründlichen Waschgang. Als alles sauber ist, geht es den Zutaten gewissermaßen an den Kragen.

Wie einen zum Tode Verurteilten aufs Schafott legt man sie auf eine große runde Holzscheibe und überlässt sie ihrem Schicksal: Schlägen mit einem speziell geformten Holzklotz. Der Ingwer wird dabei mehr oder weniger zerkleinert, die Valeriana wird erst mehrmals geknickt und dann kommt das Instrument auch bei ihr zum Zug. Das ganze Prozedere wird veranstaltet, damit der Saft und somit die Wirkstoffe besser austreten. Nachdem die Pflanzen sich ihre Schläge abgeholt haben, legt man sie in Alkohol ein. Auf der Esperanzita werden die Extrakte mit Cuzusa hergestellt, einem typischen Maisschnaps, der in diesem Falle sogar organisch produziert wurde. Das Gemisch wird circa acht Tage stehengelassen, dann von den Pflanzenresten befreit, in Fläschchen abgefüllt und etikettiert.

Jeden Freitag ist Markt, mercadito, dort werden die Produkte der Finca verkauft, also auch die Extrakte. Es gibt zwei mercados campesinos freitags. Wir verkaufen auf dem unabhängigen, dem Mercado Campesino Independiente (MCI). Obwohl die Produkte hier nicht organisch produziert sein müssen, ist die Verkaufsbedingung, dass sie zumindest von Familienfincas stammen.

Drei Arten Extrakte gibt es: Zitronengras, Ingwer und Valeriana aka Vetiver.
Vetiver wirkt beruhigend und stimuliert den Herzschlag. Ingwer ist vor allem gut gegen Husten und Heiserkeit und besitzt neben zahlreichen anderen Qualitäten auch eine entspannende Wirkung. Der Zitronengrasextrakt dient auch vor allem zur Bekämpfung von Husten und Erkältungen, eine gute Alternative jedenfalls zu konventionellen, künstlichen Heilmitteln.

BlogNo:03

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