Permakultur – Learning by doing

von 16 hanna  

Kommendes Wochenende werden sich einige Freiwillige zusammenfinden, um als “Filmcrew” Teile eines Permakultur-Workshops in Carthago zu dokumentieren (Wie und Warum wir zu dieser Arbeit auserkoren wurden ist an dieser Stelle nebensächlich). Das ist natürlich die ideale Gelegenheit, mehr zu diesem ökologisch relevanten Thema aufzuschnappen und vielleicht sogar etwas für unsere jeweiligen Projekte zu lernen.

Zunächst natürlich die Frage: Was ist eigentlich Permakultur? In einer Arte-Dokumentation wird es definiert als die “Nachbildung eines geschlossenen Ökosystems” (FutureMag Permakultur, arte 2003), in dem sich verschieden Pflanzen und Bäume ergänzen und der Einsatz von Pestiziden und Chemikalien kategorisch ausgeschlossen wird. Es soll ein Kreislauf entstehen, bei dem alle Komponenten natürlich sind und keine weiteren Abfallprodukte produziert werden. An sich eine super Idee – aber wie so oft gestaltet sich die Umsetzung dabei als schwieriger als antizipiert. Auch bei weiteren Nachforschungen fiel es mir schwer, einen guten Einstieg in das Konzept zu finden. Der Workshop erscheint mir als eine gute Gelegenheit, mir ein paar Grundlagen für ein besseres Verständnis zu schaffen.

In der Zwischenzeit arbeitete ich weiter im Korridor, das Chappen, das Bauen eines Bambusdaches für unser hübsches sogenanntes Internet-Cafe oder die Versorgung unserer zwei Pferde auf der Finca Lalo. Dort in der Nähe wohnt Linda, eine sehr liebe ältere Frau, bei der wir zwischendurch vorbeischauen und “Hola” sagen. Nicht selten wird man spontan zum Mittagessen eingeladen, wobei natürlich bei der Zubereitung geholfen wird. Vor einigen Tagen waren wir dort, nachdem Linda gerade ihren frisch geernteten Mais gekocht hatte und ihn mahlte, um daraus Tortillas zu machen. Wir halfen beim Mahlen, beim Formen, beim Braten und bekamen diese dann zu einer Reissuppe (Reis und Gemüse kommen auch aus ihrem eigenen “Garten”) auf den Tisch.

Direkt am nächsten Tag durften wir auch Carmen, einem ältereren Herren (wie der Name nicht vermuten lässt) aus dem Dorf beim Herstellen von “Tapa Dulce” (aka Zucker) helfen. Der Prozess nimmt einige Stunden in Anspruch: Zuerst wird das Zuckerrohr mithilfe von zwei Ochsen durch eine große Mühle gequetscht. Dabei wird das Zuckerwasser aufgefangen und in zwei riesigen Becken erhitzt, um das Wasser zu verdampfen. Es dauert sehr lange, doch irgendwann ist die Masse sehr dickflüssig und kann in geformte Holzbehälter gefüllt werden, wo es dann sehr schnell trocknet und so weiter verkauft/verschenkt werden kann. Dabei kommen mehrere Komponenten zusammen, die bei dem Prozess übrig bleiben: Das zerquetsche Zuckerrohr wird als Dünger für die nächste Generation Zuckerrohr wiederverwendet, einiges davon wurde auch verfeuert. Der “Dreck”, der sich beim Verdampfen auf der Oberfläche absetzt wird gesammelt und als Ochsenfutter genutzt. Äste des Baumes “Guassimo” eignen sich hervorragend um das Zuckerwasser zu säubern. Die Reste des fertigen Tapa Dulce, das in den Holzformen kleben bleibt, wird für die Bienen übrig gelassen.

Ich denke bei meinen Erzählungen wird deutlich, was hier passiert: Permakultur direkt vor meinen Augen. Ohne es vorher zu wissen wurde ich Zeuge von dem ganzen Prozess (Na gut – bei der Ernte waren wir nicht dabei), der zu 100% in einem natürlichen Kreislauf stattfand. Alle Hilfsmittel werden der Natur entnommen und ihr auch in einer anderen Form wieder zurückgegeben.

Die Permakultur will genau diese natürlichen Methoden aus der Landwirtschaft aus aller Welt vermitteln, die jeweils angepasst sind an die klimatischen und topographischen Bedingungen der Umgebung. Carmen und Linda haben mir das zwar unwissentlich aber auf wunderbare Weise näher gebracht. Hier im Korridor, wo noch genussvoll von dem Tag, an dem der Strom ins Dorf kam, erzählt wird, lautet der Expertentipp: “Learning by doing”.

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