Starke indigene Frauen und was sie bewegen können

von 17 anna  

Letztes Wochenende fuhren meine (Gast)mama und ich aus dem Terretorium raus (was immer ein Abenteuer für sich ist) doch weit mussten wir nicht, denn im nächsten Ort in der Zivilisation (das Indiz und Kriterium dafür ist eine asphaltierte Straße) wartete schon ein Kleinbus auf uns und zwei andere Frauen aus dem Territorium. So wurden Vertreterinen des Südens abgeholt und nach Talamanca, einem von 24 Terretorien in Costa Rica, gebracht, um am „Treffen der Indigenen Frauen“ teilzunehmen.

Organisiert wurde es von „Mano de Tigre", einer Organisation von HMH Indigenen, gegründet als Reaktion auf häusliche Misshandlung von Frauen in Talamanca. Die Assoziation machte die teilnehmenden Frauen selbstsicherer und schaffte es, die Gewalt im Terretorium deutlich zu reduzieren. Dann entwickelte sie sich weiter zu einer Organisation, welche auch Weiterbildungen für indigene Gruppierungen veranstaltet, diese stärkt und verbindet. Sie finanzieren sich durch ein Projekt des Ethno-Tourismus, bei dem die Besucher durch ihren Aufenthalt im Dorf gleichzeitig die Kultur kennenlernen können, die öknomische Situation des Dorfes verbessern (da verschiedenen Familien von dem Projekt profitieren) und die Arbeit der Assoziation verbessern. „Mano de Tigre“ bezahlt den Frauen alles was mit dem Treffen zusammenhängt.

In dem Zentrum für den Aufenthalt der touristischen Besucher fand auch das Treffen statt. Die Frauen saßen im Halbkreeis in zwei Reihen an Tischen um ein Whiteboard herum in einem Pavillion, umgeben von Fruchtbäumen und Bananenpalmen. Jede einzelne stand auf, stellte sich und ihr Volk vor und bedankte sich förmlich bis herzlich dafür teilnehmen zu können. Die meisten Frauen erwähnten dabei andere Weiterbildungen, zu den sie eingeladen wurden und eine sagte etwas, was mir besonders in Erinnerung blieb:
„ Ihr habt mir beigebracht, dass wir als Frauen, von niemandes Geld abhängig sein müssen.“

In den nächsten zwei Tagen verstand ich noch besser was sie damit meinte. Die Präsentationen die sie machten handelten von den verschiedensten Bereichen, welche relevant für das Leben der Frauen sind. Sie haben mit einer Diskussion darüber angefangen, wieso es notwendig ist, sich zu organisieren (für etwas), folgten mit einer vorstellung der Gründe, woran es liegt, dass die allgemeine Stimmung in den Dörfern jedoch eher Passivität ist und wieso und wie man das verändern sollte. Es weckte die Frauen aufs neue. Als positives Beispiel wurden Organisationen (wie Mano de Tigre) vorgestellt. Als Freiwillige konnte ich vor allem viel von den Methoden lernen, von der Art, wie sie mit den Frauen interagiert haben.

Besonders interessant wurde es, als die costaricanische Abgesandte der „United Nations“ eintraf. Eine faszenierende Persönlichkeit, mit einer symphatischen Ausstrahlung, die die Frauen, welche sie von früheren Weiterbildungen kannte, zur Begrüßung herzlich umarmte und beim Namen nannte. Sie erklärt die Arbeit der UN und einige organisatorische und gesetzliche Zusammenhänge bezüglich des Aktivismus. Vor allem haben die Frauen jedoch in ihr einen sehr wichtigen Kontakt.

Natürlich war auch die Rede von Kultur und ihrer Bewahrung. Es wurde mit einem weiteren wichtigem Thema verbunden: Ernährung. Ein Bribri-Indigener stellte die traditionelle Landwirtschaft vor, welche sich sehr in der Landnutzung unterscheidet, sprich: mehr Land benötigt. Diese Art anzubauen wurde von einer Institution (INDER) in den 70er Jahren verboten, was die Indigenen vor das Problem stellte, dass sie nicht wussten, wie man es anders macht (doch darauf gehe ich an anderer Stelle näher ein).

Er erzählte auch davon, dass bestimmte Volksgruppen (z.B. die Ngöbe, das Volk bei dem ich lebe) schon vor Jahrhunderten etwas anwendeten, was man heute Permakulutr nennen würde. Außerdem gab es Präsentationen über Hydroponie, Schädlingsbekämpfing mit Hilfe von Mikroorganismen und die Gründung von legalen Assoziationen (von einem Jurastudenten)

Immer wieder habe ich mir gedacht, wie sinnvoll diese Seminar ist. Die Frauen fühlten sich danach stärker, fähiger. Auch ich hatte das Gefühl, mehr zu wissen und ein klareres Bild zu haben. Solche Seminare wären für viel mehr Gruppierungen (zum Beispiel auch Freiwillige) ein Gewinn. Und die Frauen tauschten alle ihre Nummern aus, scherzten, sagten man solle sie anrufen wenn man ein Problem hätte. Das Treffen hat es geschafft, sie zu vebinden und das ist so schön zu sehen.

Doch vor allem hatte ich den Eindruck dass sie nun nach Hause fahren und all diese positiven, aktiven Gedanken und Gefühle mit sich nehmen und dort mit Freunden, Familie und Nachbarn, eben anderen Indigenen teilen.

BlogNo:15

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