Die Kammer des Schreckens

von 18 janosch  

Das Leben in der costaricanischen Natur bringt so einige Schwierigkeiten mit sich. Natürlich denkt man da an die hohe Temperatur oder die hohe Luftfeuchtigkeit. Eine alltägliche Sache zeigt jedoch ganz neue Herausforderungen auf: Der unvermeidbare Gang zur Toilette.

Was in Deutschland als so einfach und selbstverständlich gilt, bringt hier für einen Gast ganz neue Herausforderungen mit sich. Zunächst wäre da die Tatsache, dass das Toilettenpapier in den Mülleimer neben der Toilette kommt und nicht in die Toilette. Das vergisst man im Eifer des Gefechts mal schnell. Die wohl größten Unannehmlichkeiten sind aber die unerbetenen Zuschauer. Von einem beispielhaften Gang zur Toilette werde ich nun berichten:
Es ist mitten in der Nacht und ich liege wach. Wieder einschlafen gestaltet sich aber schwieriger als gedacht. Trotz dieser bleiernen Müdigkeit, die man nun mal nach einem anstrengenden Arbeitstag verspürt, lässt mich meine Blase einfach nicht in meine Traumwelt entfliehen. Das Rauschen des Flusses direkt neben dem Haus ist dabei sehr kontraproduktiv. Also krieche ich aus dem Schlafsack, öffne das Moskitonetz und schnappe mir meine Kopflampe. Diese ist zu meinem unentbehrlichen Begleiter geworden. Auf dem Weg zur Toilette und in dieser selber lauern nämlich zahlreiche Gefahren wie Spinnen, Skorpione, Schlangen und Frösche.

Ich folge schlaftrunken dem Lichtkegel meiner Kopflampe bis ich in der Toilette stehe. Sofort mache ich den inzwischen angewöhnten Kontrollblick. Und siehe da, in einer Ecke und an der Wand neben der Toilette sitzt jeweils ein Pfeilgiftfrosch. Nach einem kurzen Schreckmoment stelle ich beruhigt fest, dass es sich um die Schwarz-grünen handelt, die dir lediglich einen kleinen Trip bereiten. Wagemutig setze ich mich also auf die Kloschüssel. Doch so einfach möchte mir es der kleine Kollege nicht machen. Ich sehe genau wie der Frosch langsam seinen Kopf dreht und mich anschaut. Eisern nimmt er mich mit seinen glasigen Augen in den Blick und setzt einen Schritt auf mich zu. Doch statt die Sache auf sich beruhen zu lassen setzt er langsam aber stetig Beinchen für Beinchen an der Wand entlang in Richtung Klo.

„Der blufft!“ ist mein erster Gedanke und mache weiter das, was getan werden muss. Aber der Kleine meint es ernst und krabbelt immer weiter auf mich zu. Langsam kommen mir die ersten Zweifel: „Kann ich mir eine Niederlage wirklich erlauben? Was ist, wenn sich die Frösche diese Blamage gegenseitig erzählen?“ An einen Rückzug ist nicht zu denken. Ich bleibe also auf der Toilette sitzen während der Frosch weiter auf mich zu krabbelt. Auf einmal setzt der Frosch zum finalen Sprint an. Aber jetzt gibt es kein zurück. Ich sehe wie er seine Hinterläufe anspannt und zum Sprung ansetzt. Um uns herum scheint alles vor Spannung innezuhalten.

Im letzten Moment bricht der Frosch aber seine Attacke ab und nutzt den Schwung um hinter den Spülkasten zu kriechen. In meinem Kopf tosender Applaus. Diese Partie ging dann wohl an mich. Mit dem guten Gefühl nicht zum Gespött der Kriechtiere in unserem Haus geworden zu sein verlasse ich die Toilette, krieche in mein Bett und schlafe ein.

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