Kuriositäten des Waldes

von 17 jana  

Acht Monate ist es mittlerweile her, seitdem ich zum ersten Mal einen Fuß auf den Boden Costa Ricas gesetzt habe. Damals fühlte ich mich, als wäre ich in einer anderen Welt gelandet, absolut alles war fremd. Auf einer ersten Fahrt raus aus der Hauptstadt San José fragte ich mich noch, was denn diese „hübsch tropisch aussehenden“ Bäumchen überall am Straßenrand sind. Ich fand dann relativ schnell heraus, dass es Bananenstauden waren.

Heute wäre mir diese Frage peinlich. Doch noch immer entdecke ich jeden Tag etwas Neues, wenn ich in den Wald gehe und die Fragen „Was ist das? Kann man das essen?“ sind meine alltäglichen Begleiter. In Costa Rica bin ich wieder zu einem Kind geworden, dem man die Welt erklären muss und das mit großen Augen seine Umgebung bestaunt.


Ein mir namentlich unbekanntes Fundstück aus dem Wald.

"Guava" - Kleine pelzige Leckereien, für Affen und Menschen.

"Guanabana"- Mit weichem, weißen Fruchtfleisch im Inneren und sehr beliebt als Getränk.

Aus den "Ojo de Buey" - "Ochsenauge" genannten Samen des gleichnamigen Baumes lässt sich wunderbar Schmuck herstellen.

Ein "Geschälter Indianer" als lebendiger Zaunpfahl.

Blattschneideameisen bei der Arbeit.

Einige der wunderbaren Kuriositäten, die die enorme Artenvielfalt des Regenwaldes bereit hält möchte ich heute einmal vorstellen, damit noch mehr Menschen etwas zum staunen haben.

Habillo - Als wir neulich einen Zaun gebaut haben, ist mir dieser Baum zum ersten Mal wirklich aufgefallen, obwohl man den von oben bis unten mit Stacheln besetzten Stamm recht häufig antrifft. Während wir den Stacheldraht annagelten, trat eine milchige Flüssigkeit aus der Rinde hervor. Ganz nebenbei erklärte man mir, dass diese stark ätzend ist und blind macht, sollte man sie in die Augen bekommen.

Guanabana, Guava, Guayava – Das sind drei Komplett verschiedene Früchte, die auf Bäumen wachsen und aufgrund ihrer Namen gerade zu Beginn für viel Verwirrung bei mir gesorgt haben. Guanabanas sind ungefähr so groß wie Melonen, mit weichen Stacheln besetzt und werden meist für Getränke verwendet. Guavas haben eine lang gezogene Schale, in der jeweils ca. 20 pelzige kleine Früchte stecken, die nicht nur mir, sondern auch den Affen gut schmecken. Guayavas hingegen erinnern an kleine Zitronen, die im reifen Zustand innen rosa sind und immer kleine Würmchen beherbergen. Der abgehärtete Tico (oder Freiwillige) isst diese einfach mit und freut sich über die zusätzlichen Proteine.

Indio Pelado – Diesen Baum finde ich eigentlich nur wegen seines Namens bemerkenswert. „Indio pelado“ bedeutet übersetzt „geschälter Indianer“. Der Name kommt wohl von der glatten, bronzefarbenen Rinde, die tatsächlich an die dunkle Haut der Indigenen erinnert und an der sich immer einzelne Stellen schälen. Der Stamm eignet sich wunderbar für lebende Zaunpfosten, da er einfach weiter wächst wenn man ihn in Stücke schneidet und wieder in die Erde bringt.

Banane, Quadrado, Platano – Was vom Deutschen alles als „Banane“ abgestempelt wird, sind für den Tico grundverschiedene Früchte. Bananos sind die Bananen, die wir aus dem Supermarkt kennen, sie werden meist reif als Snack oder noch grün und gekocht gegessen. Platanos sind Kochbananen und die verzehrt man in Costa Rica am besten frittiert, frei nach dem Motto „je fettiger, desto besser“. Aus den grünen Früchten kann man Patacones machen, die ein bisschen wie Pommes schmecken und die reifen Platanos werden einfach in Scheiben in die Pfanne gelegt. Quadrados sind dicke, fast eckige Bananen und werden auch entweder frittiert oder zwischendurch gegessen, bei uns dienen sie aber hauptsächlich als Schweinefutter.

Blattschneideameisen – Sie sind keine Tiere, sondern kleine Monster auf sechs Beinen. Wie eine kleine Armee befallen sie die Bäume und hinterlassen am Ende nicht mehr als das Skelett des Baumes. Auf teilweise kilometerlangen Straßen transportieren sie die Blattstücke dann bis zu ihren unterirdischen Behausungen, wo die Kolonie in hochentwickelten Sozialstrukturen lebt. Dort verspeisen sie das grün jedoch nicht selbst, sie züchten damit einen Pilz, mit dem sie in Symbiose leben und von dem sie sich schließlich ernähren. Die fleißigen Tierchen wären mir ja fast schon sympathisch, wenn sie nur nicht mit Vorliebe unsere Obstbäume angreifen würden und uns nicht die Mangoernte dieses Jahr versaut hätten.

Würgefeigen, die andere Bäume erwürgen, Mimosen, deren Blätter sich bei Berührung zusammenfalten… Diese Liste ließe sich beinahe ewig weiterführen und ständig hält der Wald neue Überraschungen bereit.





















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