Der Friseurbesuch

von 18 janosch  

Bei den Haaren gibt es bei jedem Freiwilligenjahrgang wohl einige Veränderungen. Dabei schlagen die Freiwilligen zwei Richtungen ein: kürzer oder länger. In unserer Gruppe ging das schon vor Costa Rica los, als sich ein Mädchen bis auf ca. 1cm die Haare abrasierte. Eine gute Vorbereitung auf ein Land, in dem man einige Schweißtropfen während der Arbeit vergießt und Shampoo doppelt so teuer ist wie im Deutschland. Auch bei „Team länger“ gibt es schon einige Vertreter. Selbstverständlich mit dem Hintergedanken sich nach dem Jahr Dreads zu machen.

Ich selbst war mit meiner Frisur eigentlich ganz zufrieden. An den Seiten kurz, oben ein bisschen länger, Haare immer so wie sie fallen. Nach 2 Monaten musste ich allerdings dringend zum Friseur und nutzte da gleich meinen Aufenthalt in San Jose. Da auch diese, wie wahrscheinlich jede Großstadt der Welt, eine Vielzahl an Friseursalons besitzt, beschloss ich einfach in den Nächstbesten in der Nähe des Busterminals zu gehen. Dieser überzeugte mit einem steril-weißen Raum, zwei Stühlen vor dreckigen Spiegeln und einem großen Plastikbanner, das alle 150 Frisuren mit Fotos präsentiert, die in diesem Salon geschnitten werden.

Ich war allerdings nicht auf dieses Plakat angewiesen, da ich noch das Foto auf meinem Handy hatte, welches ich damals meiner Friseurin in Deutschland als Vorlage gezeigt hatte. Nach Betreten des Ladens kam direkt ein junger Mann auf mich zu. Neben mir gab es keine weiteren Kunden. Das Foto, das ich ihm nach einer knappen Begrüßung auf meinem Handy präsentierte nahm er mit einem Nicken zur Kenntnis und wies mir an mich zu setzen. Als er mir näherkam, um mit dem Haarschnitt zu beginnen wehte mir ein erstaunlich starker Geruch nach Marihuana in die Nase. Ich stutzte einen Moment aber dachte mir, solange er einen guten Job macht könne er vorher nehmen was er möchte.

Mein bekiffter Friseur begann also seine Arbeit. Als ersten Schritt drehte er mich allerdings vom Spiegel weg. Etwas irritiert ging ich fest davon aus das er nur ein größeres Überraschungsmoment nach der Vollendung seines Werkes erzielen wollte. Die handwerklichen Künste hielten sich allerdings ebenfalls in Grenzen. Die Geheimwaffe meines Friseurs: Haargel. Er klatschte mir also bereits während des Schnittes massenhaft Haargel in meine Haare. Da ich vom Spiegel weggedreht war, war ich umso überraschter das Ergebnis zu sehen. Auf meinem Kopf befand sich eine erstklassige Ticofrisur. Das Bündel an Haaren, das auf meinem Kopf übriggeblieben ist, wurde zu einem Lappen mit viel Gel zur rechten Seite gekämmt. Ich lachte auf und versuchte ihm zu erklären, dass ich kein Gel benutze und meine Haare immer nur nach unten fallen. Als ich versuchte den Lappen mittiger auf meinem Kopf zu drapieren, bemerkte ich, dass die kannte auf beiden Seiten nicht einmal auf der gleichen Höhe ist. Ich zeigte ihm erneut das Foto und er versuchte zu retten, was man noch retten konnte. Beim nächsten Zwischenergebnis befand sich statt des vollen Lappens eher ein borstiger Pinsel (immer noch mit Gel) auf meinem Kopf. Da ich inzwischen alle Hoffnungen aufgegeben habe, fragte ich ihn einfach alles gleichmäßig auf 6 mm abzuschneiden. Doch mein bekiffter Freund hatte noch ein letztes As im Ärmel. Bevor er meiner Bitte nachging, versuchte er mich noch mit einer Frisur zu überzeugen. Er schnitt und frisierte meine Haare tatsächlich zum Igel. Die Frisur, die alle coolen Jungs in der 3. Klasse hatten. Langsam war ich wirklich am Verzweifeln. Aber tatsächlich erlöste mich mein Friseur von unserer Tortur indem er mir alles kurz trimmte. Nach insgesamt 50 Minuten verließ ich den Friseursalon wieder.

Statt meine Frisur beizubehalten folge ich jetzt eher unfreiwillig dem „Trend kurz“. Nach einigen Tagen muss ich allerdings eingestehen, dass die Armeefrisur einige Vorteile mit sich bringt. Es ist immer angenehm luftig am Kopf und die Haare trocknen schnell. Nur im Tracopa-Bus mit voll aufgedrehter Klimaanlage fehlen mir dann doch meine Haare.

BlogNo:04

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