Strandsäuberung für Schildkröten-Brutstätten

von 18 martin  

Auch, wenn dies eigentlich nicht unser Projekt ist, war ich mit 4 anderen Pro-REGENWALD-Freiwilligen ein Wochenende lang am Strand Camaronal, um diesen von Treibgut zu befreien, damit die Schildkröten, welche dort brüten, genug Platz haben und keine Hindernisse.

Das Ganze wurde von der Organisation, in der Lisa-Marlene arbeitet, organisiert. Als sie uns von der Aktion berichtet hat, dachten wir alle, es handle sich um eine Müll-Sammelaktion, da von der Säuberung des Strandes die Rede war.

Maurice, Emily und ich sind also am Samstagmorgen gegen 7 Uhr losgefahren, um rechtzeitig anzukommen. Für die letzten vier Kilometer hatten wir uns mit Lisa-Marlene abgestimmt, da sie mit einem Auto da war und uns dementsprechend abholen konnte. Dabei haben wir dann Dominik kennengelernt. Er kommt auch aus Deutschland und macht im Moment eine Forschungsarbeit in Costa Rica und studiert nachhaltiges Regionalmanagement.


Der Strandabschnitt ist groß genug um 150 HelferInnen zu beschäftigen

Als wir dann in Camaronal ankamen, haben wir festgestellt, dass es diesmal eine ausnahmsweise sehr gut organisierte und großangelegte Aktion war. Jeder Freiwillige hat ein T-Shirt bekommen und Bons für Frühstück, Mittagessen und Getränke. Es waren ca. 150 Helfer da, welche mitgeholfen haben, den Strand von Treibgut freizuräumen. Der Strand liegt in einem Naturschutzgebiet und ist demzufolge kein Badestrand. Daher sind die einzigen Hindernisse für die Schildkröten Steine, Holz und teilweise ganze Bäume, die angeschwemmt wurden.

Also hat sich nun eine aufräumwütige Horde Freiwilliger drangemacht, den Strand freizuräumen. Ein paar haben die riesigen Bäume mit Kettensägen zerkleinert, damit andere sie Stück für Stück wegtragen konnten, andere sind mit einem Wasserkanister am Strand entlanggefahren um Wasser und Erfrischungsgetränke zu verteilen, der Großteil aber hat das ganze Zeug gesammelt und in die Böschung geworfen, da die Schildkröten dort sowieso nicht brüten können.

So wurde dann Stunde um Stunde der Strand immer leerer von Treibholz usw. Nach der ganzen Arbeit in der prallen Sonne hatten zumindest Emily und ich trotz mehrfacher Erneuerung der 50+ Sonnencreme dann die Farbe eines Flamingos, was in Kombination mit dem blauen „Voluntario“ T-Shirt recht amüsant aussah. Sonnencreme und Mückenspray wurden übrigens auch von der Organisation, welche das alles organisiert hatte, gestellt.

Um 12 Uhr gab es dann Mittagessen, welches landestypisch aus Pinto mit was dazu bestand. Was genau das „was dazu“ war, weiß ich leider nicht mehr. Gegen Nachmittag sind wir dann alle zusammen in den Ort gefahren, um uns etwas zu Essen zu suchen, da man uns gesagt hat, dass es kein Abendessen gäbe. Als wir dann aus dem Ort zurückkamen, etwa gegen halb sieben, waren die Tore vom Park schon geschlossen.

Lisa ist dann kurzerhand unter dem Zaun durchgekrabbelt und hat dem zuständigen Parkwächter darum gebeten, uns doch aufzumachen. Als wir dann wieder zurückkamen, gab es natürlich einen riesigen Berg Pinto mit „was dazu“. Über das nachfolgende Dilemma mit den Betten hat Lisa-Marlene ja schon einen ausführlichen Bericht geschrieben, weshalb ich da nicht noch einmal drauf eingehe.


Babyschildkröten, die gleich ins Meer entlassen werden.

Gegen acht Uhr abends gab es für Touristen gegen Bezahlung eine Tour am Strand in welcher sie beobachten konnten wie die Schildkröten die Eier legen und ein paar Babyschildkröten freigelassen werden. Für uns sechs Freiwillige gab es aber kostenlos die Light-Version, wir durften also bei der Babyschildkröten-Befreiung zusehen. Es gibt am Strand eine Art Hütte (Vivero), welche aber lediglich mit einem fenmaschigen Netz umspannt ist. In dieser Hütte sammeln die Mitarbeiter des Parks alle Schildkröteneier ein und lassen sie darin schlüpfen. Sobald sie dann geschlüpft sind, lassen sie die Babyschildkröten unter Beobachtung ins Meer. Dies dient dazu, dass während dem Brüten keine Waschbären kommen um die Eier zu essen und während dem Weg ins Meer keine Greifvögel.

Am Sonntag gab es wieder eine Strandreinigung, diesmal jedoch auf der anderen Seite des Strandes. Der Ablauf war allerdings der gleiche. Der einzige Unterschied war, dass es am Ende der Aktion dann von der Parkleitung sozusagen als Dankeschön eine Babyschildkrötenbefreiung umsonst gab und alle Freiwilligen zusehen durften. Es hat sich also eine Horde von ca. 150 Freiwilligen an eine in den Sand gezogene Linie gestellt und fasziniert zugesehen, wie hunderte kleiner Babyschildkröten ins Meer kriechen.


Auf dem frischgereinigten Sandstrand schaffen es die kleinen leichter ins Wasser

Nach dem Mittagessen gab es dann wieder eine Verlosung an der automatisch jeder Freiwillige teilgenommen hat, da man zusammen mit den Bons für Essen und trinken eine Nummer bekommen hat. Am Vortag habe ich ein T-Shirt von Corona gewonnen und am Sonntag zusammen mit Maurice ein Essen zu zweit in einem Restaurant. Warum zu zweit? Maurice hatte zwar die Nummer, aber war in dem Moment in dem sie gezogen wurde anscheinend im Sekundenschlaf. Ich habe ihm dann die Nummer aus der Tasche gezogen und den Essensgutschein abgeholt. Also haben wir beschlossen, dass wir uns das dann firerweise teilen.

Was mich im Nachhinein etwas gewundert hat ist, dass Costa Rica das einzige Land ist, in dem man legal Schildkröteneier zum Verzehr kaufen kann. Dies hat mich eine ganze Zeit lang ziemlich aufgeregt, da ich mich gefragt habe, wieso man so etwas erlaubt wo ja ohnehin viele Schildkrötenarten vom Aussterben bedroht sind.

Als dann eines Tages Suray, die Frau meines Chefs Wilmar mit einem großen Beutel Schildkröteneiern ankam, habe ich sie gefragt, warum sie so etwas unterstützt, woraufhin sie mir dann erklärte, dass man nur an einem einzigen Strand in Costa Rica legal Schildkröteneier sammeln darf. Dies aber auch nur, weil in manchen Nächten tausende Schildkröten kommen und jede ein paar hundert Eier legt. Kurz danach kommt dann die nächste, buddelt die Eier wieder aus und legt ihre eigenen in das Nest. Durch die draußen liegenden Eier werden dann Geier angelockt, welche nicht nur die Eier fressen, die draußen liegen, sondern auch die anderen finde.

Daher hat sich die Gemeinde an diesem Strand dazu entschlossen, die Straßenbeleuchtung usw. durch rotes Licht zu ersetzen, da dieses die Schildkröten nicht stört. Sie sammeln dann tagsüber alle Eier ein und legen sie in die sogenannten Viveros, wo die Schildkröten dann gefahrlos schlüpfen können. Diese Viveros gibt es am ganzen Strand. Wenn diese voll sind, werden die übrigen Eier gesammelt und verkauft. Wer das nachlesen möchte, kann gerne mal nach „Playa Ostional“ googlen.

Danach habe ich zumindest verstanden, dass es wichtig für die Gemeinde ist, die Eier zu verkaufen, da sie damit die Viveros und die Arbeiter finanzieren können, die sich um die Schildkröten kümmern.

BlogNo:02

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