Wilmar und die Eidechsen

von 18 martin  

Wie ich ja schon in meinen anderen Blogs erwähnt habe, sind die Garrobos, zu Deutsch Schwarzleguane mittlerweile ziemlich lästig geworden. Sie fressen alles auf, was man anpflanzt und, da sie auch gut klettern können, ist es extrem schwer, eine vernünftige Barrikade gegen sie zu errichten. Mein Chef Wilmar und ich sind mittlerweile seit mehr als einem Monat dabei diesen Zaun zu bauen.

Das ist alles ziemlich viel Arbeit, da man dafür Pfosten schneiden muss, Löcher graben und und und. Die Pfosten bestehen auch nicht aus irgendeinem Holz, sondern es ist eine bestimmte Baumart, mit dessen Ästen man im Prinzip Stecklinge machen kann. Die Idee dahinter ist, dass ein normaler Pfosten ja irgendwann morsch wird. Wenn der Pfosten aber nachwächst, wird er nicht morsch.

Als wir dachten, wir hätten den Zaun fertig und es kommen keine Echsen mehr rein, haben wir uns leider getäuscht. Wilmar hat bis heute glaube ich vier oder fünfmal gesagt:“ posiblemente los garrobos no pueden entrar mañana“, was soviel bedeutet, wie:“ möglicherweise kommen die Echsen morgen nicht mehr rein“. Mittlerweile hat er aufgehört das zu sagen und sagt stattdessen nach jeder Verbesserung des Zaunes: “Ahora es mas dificil para los garrobos entrar“, also „Jetzt ist es für die Echsen schwerer reinzukommen“.

Wilmar scheint also eingesehen zu haben, dass wir gegen diese Viecher keine richtige Chance haben. Man könnte das Beet zwar komplett einzäunen, also auch von oben, dann müsste man aber selbst in der Regenzeit gießen. Deshalb sind wir jetzt auf mein Drängen hin dazu übergegangen nur noch die Sachen zu pflanzen, die die Echsen nicht mögen, wozu unter anderem Mais gehört. Zumindest weiß ich jetzt, warum hier nur Mais angepflanzt wird: alles andere wird restlos aufgefressen.
Das ist der Neugepflanzte Mais.

Es gibt zwar auch einige wenige andere Plantagen, welche jedoch mit Gift geschützt werden. In den verschiedenen Stationen des Zaunbaus habe ich auch zweimal Hilfe von den Leuten von Fedeagua bekommen. Also nicht nur den Freiwilligen dort Maurice und Emily, sondern auch einmal von einem anderen Fedeagua-Mitglied, welches ich bisher nur vom sehen kannte. Ich war da ganz glücklich drüber, da Wilmar fast die ganze Woche in San Jose ist und ich daher meistens alleine am Beet arbeite und es daher recht langsam vorangeht.

Am Vortag hat er drei Garrobos gefangen, in ein auf dem Boden stehendes Betonrohr getan und einen Deckel draufgemacht. Er hat mir dann auf Whatsapp geschrieben, dass ich diese bitte weit wegtragen sollte. Da es aber aus Beton bestand und auch keinen Boden hatte, musste ich die Garrobos einzeln rausholen und wegtragen. Das hat sich aber nicht sehr einfach gestaltet, da sie die ganze Zeit geschnappt und gefaucht hatten und ich dementsprechend Angst hatte, dass sie mich beißen. Mit List und Tücke habe ich dann aber in ca. 2 Stunden 2 davon rausbekommen. Da es dann jedoch schon dunkel war, habe ich das letzte drin gelassen, damit Wilmar mir mal zeigen kann, wie er die da rausholt.

Als er dann am Morgen gegen 8:00 Uhr Maurice und Emanuel zum Helfen mitgebracht hat, habe ich ihn gefragt. Er hat mir dann erklärt, dass man einen Finger in das Maul von der Echse stecken soll und diese sich dann darin verbeißt. Da sie den Finger nicht loslassen wird, kann man sie dann greifen und wegtragen. Er zeigte mir dann auch eine kleine Abschürfung an seinem Daumen und meinte, das wäre ein Garrobo gewesen. Er konnte mir es aber leider nicht zeigen, da sich die Echse über Nacht unter dem Rohr durchgebuddelt hat und weg war.

Wir haben uns dann also an die Arbeit gemacht. Während Maurice und Emanuel Wellblech geschnitten haben, habe ich die Löcher für die Pfosten gebuddelt. Gegen zehn Uhr haben die beiden dann eine kleine Pause gemacht, ich wollte aber noch das Loch an dem ich gerade dran war fertig buddeln. Nach ca. 10 Minuten habe ich gesehen, dass sich wieder eine Echse im Beet befand. Ich habe also meine Handschuhe geholt und Maurice gerufen, da er mal ein Garrobo aus der Nähe sehen wollte. Als Maurice dann da war, hatte ich die Echse schon gefangen.

Da Maurice Wilmar vertraute, dachte er, dass die Garrobos nicht feste beißen und wollte es dann am Kopf anfassen. In dem Moment hat es dann aber ruckartig den Kopf herumgerissen und Maurice in den Finger gebissen. Da diese Echsen dann eine Art Maulsperre haben, hat es das Maul auch nicht wieder aufgemacht. Den Geräuschen zufolge, die Maurice von sich gab, tut es im Gegensatz zu dem, was Wilmar gesagt hat doch ziemlich weh. Da es den Finger auch nach ca. einer halben Minute nicht loslassen wollte, hat Maurice dann einen anderen Finger als Hebel weiter hinten ins Maul gesteckt. Er konnte dann seinen ersten Finger herausziehen, der zweite war aber noch drin. Mit einem kräftigen Ruck war dann auch der zweite raus. Da aber beide geblutet haben und es wehtat, war dann die Arbeit für Maurice auch vorbei.
Das war die Echse, die auch Maurice gebissen hat.

Als wir das Wilmar gezeigt haben hat der sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt. In diesem Moment war dann mein Vertrauen in ihn und ich glaube auch das von Maurice stark geschwächt. Auf meine Nachfrage hin, ob die Echse denn keine Krankheiten übertragen könne, fragte er mich nur, wie sich eine Echse denn Krankheiten einfangen könne, wenn sie nur Basilikum, Paprika und Tomaten isst. Er hat sich dann noch ein paarmal darüber lustig gemacht, dass man sich bloß von einer Echse beißen lassen zu braucht, um den ganzen Tag von seiner Frau Suray Tee, Kaffee und Kekse serviert zu bekommen.

Auf jeden Fall hat der Zaun bis jetzt schon unzählige Upgrades bekommen und ist immer noch nicht komplett sicher.

BlogNo:04

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