Unterwegs mit ODHAIN

von 18 sinan  


Campierende Indigene in Salitre.

Nachdem ich am Wochenende die schönen Seiten des indigenen Lebens kennen gelernt hatten (siehe: Fiesta de los Diabolitos), sollte ich dann Montag die Chance erhalten ODHAIN (Observatorio Derechos Humanos y Autonomía Indígena; in etwa Observatorium für Menschenrechte und Autonomie der Indigenen) zu begleiten und die Aufgabe des Fotografen, durch Bild und Videodokumentation zu übernehmen.

Gegen Mittag wurde ich in Buenos Aires aufgegabelt. Im Auto saß eine Gruppe an Menschen, die ich alle schon mehr oder weniger gut kannte, und die zu verschiedensten Menschenrechtsorganisationen gehörten. Dies war der zweite Teil der 15. Mission von ODHAIN. Ziel war es zwei Recuperaciones (Landbesetzungen) zu besuchen, Interviews mit allen Beteiligten, sowie einigen staatlichen Autoritäten zuführen. Um darauf einen unabhängigen Bericht für nationale und internationale Organisationen zu verfassen.

Unser erstes Ziel war eine Finca bei Punte im Territorium Salitre der Bribri. Uns erwartete ein Polizeiauto samt zwei Beamten und eine Gruppe von etwa 15 Indigenen, die am Straßenrand campierten. Folgendes htte sich zu getragen: am vorherigen Mittwoch drang eine Gruppe Nicht-Indigener bewaffnet (vor allem mit Macheten aber angeblich auch einem Revolver) in die Finca einer jungen Familie ein und forderte diese auf die Finca in wenigen Minuten zu verlassen. Um ihre Gesundheit und Leben fürchtend kamen die Indigenen dieser Forderung nach, trotzdem wurde ein Mann an der Hand durch einen Machetenhieb verletzt.

Die Polizei tauchte erst am nächsten Morgen auf. Angeblich seien die Besitzverhältnisse über das Land nicht geklärt. Da Ländereien im Indigenen Territorium aber nur Indigenen gehören dürfen laut internationalem Recht, halte ich dies für sehr fragwürdig. Seit diesem Tag campieren die Indigenen nun am Straßenrand.

Wir interviewten Polizei und Indigene, die Besetzer ließen uns das Grundstück aber nicht betreten und so wurde eine kurze Konversation auf etwa 40 Meter Entfernung geführt. Die für mich entscheidende Aussage des Besetzter: "Sind sie Indigener?" - "Mehr oder weniger" ... Das muss mir jemand mal erklären wie man mehr oder weniger indigen sein kann. Auch die Frage welcher Indigenenkultur er denn angehören würde, konnte er nicht so wirklich beantworten.

Mir kam es vor, als ob die Indigenen große Hoffnung in den Besuch von ODHAIN stecken würden. Es ist einfach schrecklich, dass diese Menschen von ihrem Grundstück vertrieben wurden und die Polizei/Staat einfach nichts dagegen tut. Um genau zu sein kann man hier auch nicht von einer Recuperación sprechen, denn Recuperaciones sind eigtlich Landbesetzungen von Indigenen auf Fincas die Nichtindigenen gehören, die aber in indigenem Boden stehen.

Am Abend besuchten wir die Finca Crun Shurin im Territorium Terraba der Boruca. Da es schon spät war und schon dunkel wurde, sprachen wir Abends nur mit den Indigenen, die am Eingang der Finca seit März des letzten Jahres campierten. Den kommenden Morgen wollten wir dann mit der Gegenpartei sprechen. Nach einer kurzen, netten Unterhaltung darüber was es so neues gäbe, ging es dann weiter nach Terraba (so heißt auch ein Dorf im Territorium Terraba), wo wir übernachten würden. Nach einem fantastischen Abendessen fiel ich dann todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen war die Abfahrt für halb 7 geplant. Und mit nur 10 doer 15 Minuten Verspätung, was ja für die Ticos quasi gar nichts ist, ging es dann wieder zur Finca Crun Shurin.

Dort trafen wir einige Hilfsarbeiter an, die auch bereitwillig mit uns redeten. Das interessante an ihrer Unterkunft waren definitiv die Schnappsflaschen die auf dem ganzen Grundstück verteilt waren. Sie gaben uns die Auskunft, dass der Verwalter der Finca später auch da sein würde, der Besitzer aber in San José lebe.

Der Verwalter wollte dann aber nicht mit uns reden, gab uns aber immerhin Telefonnummern des Besitzers und seinen Anwälten weiter. Es war offensichtlich, dass ihm die Situation sehr unangenehm war und ich hatte das Gefühl, dass er wusste im Unrecht zu sein.

Von Crun Shurin ging es dann nach Buenos Aires weiter um mit einigen Behörden zu sprechen. Erstes Ziel die Polizei. Die begrüßte uns zwar herzlich, aber hielt uns im Endeffekt nur hin, so dass wir am Ende ohne offizielle Stellungnahme die Polizei verließen.

Die Staatsanwaltschaft hingegen nahm sich über eine Stunde Zeit für uns. Eine der beiden jungen Damen hatte erst zum Jahresbeginn die Stelle übernommen. Beide wirkten sehr interessiert daran die Probleme zu lösen und zeigten sich auch kulturell einfühlsam. Da wir uns aufgeteilt hatten, habe ich die Ergebnisse des Gesprächs mit der "Stadtverwaltung" nicht mitbekommen. Der Chef des Roten Kreuz war leider nicht anwesend.

Ich weiß nicht wie viel ein Bericht einer kleinen Organisation wirklich bewirken kann, aber meiner Meinung nach ist jede Aufmerksamkeit, die der Kampf der Indigenen für ihr Land bekommt, ein Schritt in die richtige Richtung.

BlogNo:10

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