Prohibition im Indigenen Territorium

von 17 anna  

'Artikel 6: Keine Person oder Institution ist befugt […] Alkohol in Indigenen Territorien zu verkaufen.[...] Das Gesetz macht alle aktuellen erworbenen Patente und Rechte zu Verkauf von Alkohol im Inneren der Territorien ungültig. Die Vergabe von solchen Patenten und Rechten im Gebiet derselben ist den Behörden verboten.'

Aus dem „Ley Indígena“, dem Gesetz zu den Rechten und Pflichten der Indigenen Costa Ricas.

Ich beobachte wie meine Gastmutter, meinem Gastbruder eine doppelte 40ger Palette panamesischen Bieres auf den Rücken lädt. Vorsichtig schlittert er damit den nassen Matschweg zum Bach, in Richtung des Gemeinde Salons des Dorfes Las Vegas, entlang. Dort findet eine der seltenen Tanzveranstaltung statt, bei der genanntes Bier verkauft werden soll. Erwähnenswert ist, dass das Dorf im Territorium Conte Burica, liegt, bevölkert von den Ngöbe Indigenen. Einer ebendieser Ngöbes ist gerade dabei dank des Gewichtes des Bieres beinahe im Bach auszurutschen.

Also, nicht dass sich jemand an dieses „Ley Indigena“ hält. Manchmal habe ich das Gefühl das sowohl Regierung als auch Indigene das Gesetz eher als allgemeine unverbindliche Richtlinien betrachten (wie das Klimaabkommen 2015 in Paris).

In diesem Fall halten die Ngöbes das Gesetz für schlichtweg bevormundend. Wieso sollen die Indigenen denn nicht genauso wie alle anderen Bewohner dieses Planeten das Recht haben, dank der Alltags-Droge Alkohol Vernunft, Hemmungen, Scheu und das Bewusstsein für Probleme zusammen mit ein Paar Hirnzellen, gegen Spaß, den Mut zum Tanzen, vielleicht ein Paar Schwierigkeiten eintauschen zu dürfen?

Nicht, dass ich den Konsum von Alkohol propagieren möchte, doch sehe ich nicht, wieso eine nicht-Indigene Regierung dieser Minderheit ein -wenn auch zerstörerisches - Genussmittel verwehren dürfte (auch nicht um sie zu schützen), welches dem Rest der Bevölkerung zugänglich ist. Meiner Meinung nach, erhebt das die „weiße“ Regierung in die Position vermeintlicher moralischer Überlegenheit. Mir drängt sich das Bild der Indigenen als schwieriger Jugendlicher auf, welcher von den Eltern vor sich selber und vor schlechten Einflüssen geschützt werden muss.

Das Verbot wird durch ein erhöhtes Alkoholismus Risiko der Indigenen begründet. Bedingt wodurch? Weniger Bildung über die Folgen von exzessiven Alkoholkonsum? Höherer Konsum, durch mehr Probleme und weniger Perspektiven und Möglichkeiten? Das mag sein, doch setzt man dann an der richtigen Stelle an? Denn das Verbot scheint mir in diesem Fall nicht den gewünschten Effekt zu haben. Getrunken wird trotzdem, doch jetzt mit dem Gefühl was Illegales zu tun und bevormundet worden zu sein. Kein Verbot nutzt etwas, wenn es nicht durchgesetzt wird. Wie sollte es das auch werden? Hier im Territorium sieht man sehr selten irgendwelche Polizisten, und wenn, dann nur kurz auf einem Quad vorbei rasen (dem einzigen Fahrzeug, welches den Schlammwegen gewachsen ist)

Zusammenfassend: ich finde das Gesetz nicht sinnvoll. Es braucht andere Ansätze und Lösungen für die relative Gefahr des Alkoholismus.

Und doch, nachdem ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, meinen Gastvater dabei zu beobachten wie er versuchte, sich mit einer Bananenpalme zu prügeln, verstehe ich, woher der Gedanke eines Alkoholverbotes kommt.

BlogNo:16

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