First Time Gastfamilie

von 19 johanna  

Endlich raus aus San José und direkt nach Curré, das komplette Gegenteil einer lärmenden Großstadt. In dem kleinen Indigenen-Dorf im Süden des Landes findet ein Teil unseres Welcome Semimars statt.

Kurz nach unserer Ankunft, die in dem Tausend Seelen Dorf bereits viel Aufmerksamkeit erregt hat, werden wir von unserer hier heimischen Koordinatorin Jahel auf fünf Familien des Dorfes aufgeteilt, die allesamt zum Volk der Boruca gehören.

"Das Klo hat keine Spülung und keine Tür." "Wir schlafen zu zweit auf einer Matraze." "Überall im Haus sind Hühner, Hunde und Katzen." Das waren teilweise die Rückmeldungen der Freiwilligen. Der erste Kulturschock?

Als Europäer in eine Gastfamilie Lateinamerikas zu kommen, kann im ersten Moment durchaus eine große Überraschung sein. Die Einheimischen leben in selbstgebauten Hütten, die zum Teil aus Betonwänden bestehen und zum Teil aus Holz gebaut sind. Meistens bedecken Wellblechdächer das Haus, sodass es umso lauter ist, wenn in der Regenzeit das Wasser darauf prasselt. Die Unterkünfte sind oft zu allen Seiten hin offen und die Zimmer einfach eingerichtet. Wohnzimmer, Küche und "Vorgarten" sind elementar. Hier spielt sich das Familienleben ab.

Doch wie man es auch von einem durchschnittlichen, deutschen Haushalt kennt, gibt es auch hier Kühlschrank, Mikrowelle, Spülmaschine und Fernseher. Dies steht im exakten Gegensatz zur restlichen Schlichtheit des Ambientes, denn ringsherum sind die Hütten von Regenwald umgeben. Fließendes Wasser und Strom gibt es, Netzempfang nur sehr eingeschränkt. Eine Herausforderung für uns also?

Üblicherweise beginnt hier der Tag um 4.30. So in dieser Woche auch für uns. Ein ganzer Chor aus wetternden Hähnen bringt automatisch jeden im Dorf zum Aufwachen. Nach einer kurzen, kalten Dusche wird eine "kleine" Portion Reis mit Bohnen und Ei serviert. Dazu trinken die Einheimischen eine große Tasse Kaffee mit standardgemäß gaaanz viel Zucker. Wie Jahel treffend zu uns sagte: "It tastes like marmelade".

Anschließend geht es für jeden an seine Arbeit. Manch einer bricht bereits um 5.30 auf, für andere geht es "erst" um 6 Uhr los. Und das wird auch Arbeitsbeginn für uns Voluntarios in den nächsten zehn Tagen sein. Am Nachmittag kehren die Kinder aus der Schule nach Hause. Man trinkt gemeinsam Kaffee und unterhält sich. Und durchgehend die Geräusche des Fernsehers im Hintergrund und das Bellen der vielen Hunde um uns herum.

Mittags werden Reis mit Bohnen und ab und an dazu Huhn gekocht. Auffällig bei den Mahlzeiten ist, dass jeder getrennt von einander isst. Gespräche werden dabei kaum geführt. Am Abend gibt es für die Familienmitglieder recht spät erst zu Essen. Und dieses Mal, wer hätte es gedacht, Reis mit Bohnen :) Uund aber, oftmals einem kleinen Salat als Beilage. Der Klassiker hier also. Genauso elementar wie der Konsum von Zucker. Zu den Mahlzeiten werden selbstgemischte Säfte aus Limetten, Orangen, teilweise Hafer, und natürlich einer ordentliche Menge an Zucker serviert.

Also man sieht, so manches ist anders hier. Eine enorme Umstellung also? Jein. Eine Umstellung auf andere Lebensgewohnheiten, ja. Aber alles nur eine Frage der Einstellung. Dass hier ein anderer Alltagstrott herrscht, sollte jedem von uns Freiwilligen im Vorherein bewusst gewesen sein. Auch wenn es für den ein oder anderen vorerst einiges an Überwindung kosten wird, ist es Teil unseres Aufenthaltes in Costa Rica, eine andere Kultur kennenzulernen.

Und wo geht das besser als direkt in einer Gastfamilie, noch dazu in einer Familie eines der wenigen verbliebenen indigenen Gemeinschaften des Landes. Auch wenn uns die Indigos anfangs ziemlich schüchtern begegneten, lockert sich die Stimmung doch sichtlich von Tag zu Tag. Durch den direkten Kontakt mit den Einheimischen sind wir quasi gezwungen, die Sprache zu sprechen. Erste Fortschritte sind bereits nach einem Tag sichtbar.

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