Wochenende in der Gastfamilie

von 19 johanna  

Eine typische Woche in Costa Rica besteht aus fünf, manchmal auch sechs Arbeitstagen. Samstags und sonntags müssen weder die Kinder in die Schule, noch die Eltern und größeren Geschwister ihrem Beruf nachgehen. Eigentlich genauso wie im Deutschen. Und was machen die Einheimischen nun in ihrer Freizeit? Na nichts. Also überwiegend.

Statt um halb fünf aufzustehen, beginnt der Tag nun "erst" um sieben. Länger zu schlafen, ist bei der Vielzahl an bellenden Hunden und krähenden Hähnen gar nicht möglich. Und da viele von uns ForestGuardians meistens eh schon um acht zu Bett gehen, was für einen Tico absolut undenkbar wäre, ist spätestens um neun Uhr morgens die Nacht vorbei.

Wie für einen Einheimischen Currés üblich, nehmen inzwischen auch viele Freiwillige bereits am Morgen eine Dusche. Ausgeschlafen und erfrischt geht es zum Frühstück. Dieses ist deutlich üppiger. Uns wurden Brot, Ei und Platanos serviert. Auch eine Art Hefezopf mit knallrotem, süßlichen Inhalt stand auf dem Tisch. Ach ja, und nicht zu vergessen, Gallo pinto (Erklärung: Reis mit Bohnen). Wer dachte, es bliebe ihm am Wochenende erspart, hat sich geirrt. Was den Konsum von Zucker angeht, haben die Familien inzwischen verstanden, dass wir ein anderes Verständnis davon haben. "Sí, sin azúcar, por favor!"
Und dann?

Vergangenen Samstag hat sich früh morgens ein Teil von uns Freiwilligen auf den Weg nach Buenos Aires gemacht, die nächst größere Stadt, nördlich von Rey Curré, die mit dem Bus in rund 40 Minuten zu erreichen ist. Nach einem kurzen Frühstück, bei dem die einen sich an süßen Teilchen erfreuten, sich die anderen direkt für Burger mit Pommes entschieden, kauften wir auf einem Markt Früchte ein, vom Bauern aus der Region natürlich. Mittags ließen wir es uns nicht nehmen, in einer Pizzeria zu speisen. Man sieht, bereits nach drei Tagen in den Gastfamilien sehnten wir uns nach kulinarischer Abwechslung.

Zurück in Curré steckt die gesamte Gemeinde tief in den letzten Vorbereitungen für das heutige Unabhängigkeitstag-Fest, "La Independencia". Dieses begann gegen halb sechs und beinhaltete einige Reden und Aufführungen, Tanz- und Musikeinlagen, von Klein und Groß. Es gab Kuchen und Kaffee für alle. Und für einen Lichter-Umzug durch das Dorf haben die Schüler Laternen in unterschiedlichenen Formen und Größen gebaut. Bereits am Morgen traf das "Licht der Unabhängigkeit" in der Kommune ein. Dieses ist einige Zeit zuvor im Nachbarland Nicaragua entfacht worden und wird von ausgewählten Läufern von Ort zu Ort getragen. Es steht symbolisch für die Befreiung vom Komunialismus.

Der Sonntag in unserer Familie sah folgendermaßen aus: Ausschlafen bis acht und ein ausgiebiges Frühstück, wie oben beschrieben, bei dem allerdings wieder nur wir beiden Freiwilligen gemeinsam am Tisch aßen. Anschließend hat sich jedes Familienmitglied einer anderen Beschäftigung gewidmet, darunter Wäsche waschen und im Haus aufräumen, sowie mit den Kindern spielen, sich vor den Fernseher setzen oder einfach nochmal einschlafen. Gelegentlich kam jemand aus dem Ort zu Besuch und es wurde sich bei einer Tasse Kaffee lautstark unterhalten. Irgendwann wurde dann zu Mittag gekocht.

Am Nachmittag nahm uns unser Gastvater auf eine "Wanderung" durch ein Flussbett mit. Ziel ist eine große Badegumpe mit Springgelegenheit gewesen. Die Abkühlung kam uns gelegen. Am Abend trafen wir Freiwilligen uns und tauschten uns über unseren unterschiedlichen Tagesablauf aus. Das Baden in traumhaft schöner, tropischer Kulisse rief bei so manchem Neid hervor. Zurück in der Familie stehen noch einige Runden UNO, was wir zuvor unserer Familie beigebracht hatten, an. Bereits um neun Uhr ging es dann für uns ins Bett, weil wir am nächsten Morgen wieder um fünf aufstehen werden.

Eigentlich doch kein großer Unterschied zum Wochenende vieler deutscher Familien. Viel Zeit, um sich von den Anstrengungen der Woche zu erholen, und für Unternehmungen mit Freunden und Familie. Und wie immer natürlich... viel zu schnell rum.

BlogNo:02

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