"Diesen September hat es wenig geregnet!" - Nachhaltigkeit und Klimawandel in der Kommune

von 19 johanna  

Wie war das nochmal? Man nennt uns "Forest Guardians", Retter des Regenwaldes. Was bedeutet das nun genau? Im Grunde genommen, dass unser Handeln in Costa Rica vom Umweltschutzgedanken bestimmt werden sollte und wir uns, wie es der Leitfaden von Pro Regenwald vorgibt, den Erhalt der einzigartigen Biodiversität zur Aufgabe machen sollten bzw einen Beitrag dazu leisten sollen. Von meinen Freunden in der Heimat werde ich gefragt: "Und hast du schon Bäume gepflanzt?!" oder "Rettest du die Welt?".

Wir sollten uns bzw es wird von uns erwartet, dass wir uns in diesem Jahr mit der Ökologie des Landes beschäftigen und so gut es geht zur Aufklärungsarbeit bezüglich nachhaltigkeitiger Lebensweise und Landwirtschaft beitragen. Aber tu ich das hier wirklich? Und was bedeutet den Einheimischen Rey Curres Nachhaltigkeit? Hat es für sie überhaupt eine Bedeutung? Wo findet man hier ökologisch richtiges Handeln?

Als ich vor über einem Monat zum ersten Mal hier aus dem Bus ausstieg, fielen mir sofort die Mülltonnen in den Farben weiß, blau, gelb und grün auf. Eine Aufschrift lässt erkennen, welche Sorte Müll in welchen Behälter gehört. Ich war positiv überrascht. Generall kam mir beim ersten Rundumblick der Ort sehr aufgeräumt und naturbelassen vor. Wie schön! Allerdings war es da auch schon Abend. Und viel vom Ort haben wir nicht mehr gesehen.


ein Plastiktütchen hier, ein anderes dort ..

Erst am nächsten Tag, als ich mit meiner Gastmutter einen schmalen Weg hinunter zum Fußballfeld ging, fielen mir die Müllhaufen und der Abfall in den Sträuchern auf. Meistens findet man kleine Plastiktüten an, in denen Süßigkeiten und Chips aller Art in den Supermärkten hier verkauft werden.

Nun wohne ich schon über drei Wochen hier. Mit der Zeit habe ich so einiges herausgefunden und musste so manches feststellen. Der Müll hier ist ein Thema, das sich breit in einem anderen Blogbeitrag ausführen lässt. Zusammengefasst ist anzumerken, dass die meisten Haushalte ihren Müll nicht trennen. Die Familien verbrennen ihren Abfall im Garten oder auf der Straße.

Auch das permanente Laufen des Fernsehers trägt zu keiner nachhaltigen Lebensweise bei. Auch fahren die Ticos viel Motorrad und Auto. Und beim Saubermachen eines überdachten Veranstaltungsplatzes wurden Unmengen an Seife und Wasser ver(sch)wendet. Gleichzeitig habe ich in den ersten Wochen kaum jemanden von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ökologie reden hören, sodass ich fast schon vergessen hatte, dass ich hier an einem Umweltprojekt teilnehme. Man könnte jetzt noch weitere Punkte auflisten, bei denen eindeutig ein Verstoß gegen meine Vorsätze als Aktivistin vorliegt.

Aber wie auch gleich zu Beginn überrascht mich der Ort immer wieder. Eines Tages während der Arbeit im Garten der katholischen Kirche kam ein Einheimischer zu mir und fragte mich, was ich zum Thema medio ambiente (=Umwelt) wisse. Das war mein erstes Gespräch über den Klimawandel mit einer Person aus Curré und darüber, inwiefern die Indigenen davon betroffen sind. Er hat immer wieder die Wichtigkeit der Bäume betont, dass sie sowohl Lebensraum von verschiedenen Tierarten sind, aber gleichzeitig auch den Boden vor dem Austrocknen bewahren und auch uns Schatten spenden. Aber war diese Begegnung ein Zufall? Oder interessieren sich die Indigenen doch für das Ökosystem, in dem sie leben und dessen Gleichgewicht droht, zu zerbrechen?

Bei der zweiten Sitzung mit dem Consejo zeigt uns das jüngste Mitglied eine Präsentation über eine Veranstaltung zum Thema Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Mittelamerika, die vorangegangenes Wochenende in San José stattfand. Inspirierend war auch die anschließende Diskussion zu dem Thema. Auch wenn ich nicht alles verstanden habe, hat mich das Gespräch an die hitzigen Debatten im Unterricht in Deutschland erinnert.

Mein Fazit also: Umweltbewusstes Denken ist vorhanden. Den Indigenen fällt auf, dass es in diesem September vergleichsweise wenig geregnet hat und sich das auf die Ernte auswirken wird. Doch hier ist so einiges noch ausbaufähig und ließe sich verbessern. Chemische Farbe und hochätzende Lösungsmittel werden bei der Arbeit einfach in die Natur gekippt, genauso wie der Abfluss meistens direkt in den Garten abläuft. Essen bei Veranstaltungen wird auf Plastiktellern ausgegeben und Getränke und Eis in kleinen Plastiktüten verkauft. Täglich duscht jedes Familienmitglied mindestens zweimal. Klimawandel ist den Indigenen ein Begriff.

Es wird hier nur wahrscheinlich länger dauern, etwas umzusetzen. Die Leuten sind bequem und hängen sehr an ihren Traditionen, der Harmonie und ihrer gewohnten Lebensweise. Aber unmöglich ist es nicht, hier etwas zu erreichen. Dabei benötigt es vor allem Geduld und eine überzeugende Strategie.

BlogNo:03

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