Día de la independencia

von 19 hannah  

Den offiziellen Unabhängigkeitstag feiert Costa Rica am 15. September. Und dazu gibt es meist eine Musikparade - landesweit.


Umzug im Dorf





Improvisierte Sitzgelegenheit

Tanz

Morgens werde ich von einem Trommeln geweckt. Nein- es steht niemand an der Tür und versucht uns zu wecken; auf dem Fußballplatz wird wieder das gesamte Dorf zusammengetrommelt. Schnell stehe ich auf, verschlinge mein Frühstück und renne zum Plaza. Doch bis dorthin komme ich nicht einmal. Eine laut trommelnde Masse von Menschen kommt mir entgegen. Ich schließe mich ihnen an und zusammen ziehen wir durch das ganze Dorf, während aus den Lautsprechern Musik tönt. Die Dorfältesten werden, damit sie auch an dem Event teilnehmen können, in Autos hinterhergefahren.

An der Schule wird eine Pause eingelegt und jeder bekommt eine Tüte mit Wasser und eine mit etwas Obst. Das Obst schmeckt so frisch und so viel intensiver als in Deutschland. Schließlich wird das Programm in der Halle mit Reden, Tanz, Theater und Musik fortgesetzt.

Gegen Mittag endet die Feier und es gibt Eis für alle, wieder einmal geschenkt. Langsam brechen alle Besucher auf. Doch bevor auch wir uns auf den Heimweg machen können bekommen wir einen Fresco (ein Erfrischungsgetränk) und ein ganzes Mittagessen verpackt in einem Bananenblatt zugesteckt. Gallo Pinto, wie sich zu unserer Freude herausstellte. Das ist DAS Nationalgericht in Costa Rica: Reis mit Bohnen, und heute mit gebratener Banane.

Das Fest ist für heute, jedenfalls hier in Curré, zu Ende. Aber im Nachbarort soll die Feier wohl gerade erst richtig anfangen. Meine Gastfamilie möchte mit dem Auto hinfahren und hat noch zwei Plätze frei. Melaia und ich sind herzlich eingeladen mit nach Boruca zu kommen. Meine Gasteltern freuen sich riesig, dass wir mitkommen wollen und, dass wir uns für ihr Fest interessieren. Wir alle versammeln uns an der Bushaltestelle und warten auf das Auto, das schon bald kommt. Doch anders als angenommen handelt es sich bei dem Auto um einen Pick-Up mit vier Sitzen und einer großen Ladefläche. Wir sind zu neunt. Die einfache Lösung für unser Sitzproblem lautet Wasserkisten. Schnell werden sich am Mini-Supermarkt fünf Kisten ausgeliehen. Als man uns fragt, wo wir sitzen wollen, tauschen wir nur einen Blick aus und es steht fest: hinten natürlich!

Schon die Fahrt ist ein Abenteuer... Zunächst geht es ein Stück den "Inter American Highway" herunter. So schnell, dass der Fahrtwind im Gesicht schon fast wehtut. Doch schon bald biegen wir auf einen Feldweg ab, und es geht eine halbe Stunde durch die Berge, rauf und runter und von einem Schlagloch in das andere.

In Boruca angekommen müssen wir leider feststellen, dass die Pferdeauktion schon vorbei ist. Das macht aber nichts, denn jetzt findet in der großen Halle eine Feier statt. Menschen aus Boruca und den umliegenden Dörfern tanzen zu Livemusik und trinken viel Bier. Da war es schon fast klar, dass auch wir nicht darum herumkommen auf die Frage zu antworten: "Trinkt ihr ein Bier?" Doch unser Ruf scheint uns zuvor zu eilen... die Frage wird noch im selben Atemzug selber beantwortet: "Ach... ihr seid Deutsche... ihr trinkt alle Bier!" Und bevor wir protestieren können haben wir schon eine Flasche Bier in der Hand.

Und jetzt? Was sollen wir damit machen? Trinken? Wieder zurück geben? In einem Dorf gibt es oft nicht viel Gesprächsstoff und jeder kennt jeden... das heißt, dass schnell Geschichten und genauso Gerüchte im ganzen Dorf verstreut werden. Da sind wir das gefundene Fressen mit unserem Bier in der Hand: die deutschen Mädchen, die in ein indigenes Dorf kommen und sich bei der erstbesten Möglichkeit gleich besaufen. Das erste Problem an der Sache ist das Problem mit dem Alkohol. Indigene und Alkohol haben schon in der Geschichte von Lateinamerika ihren Ruf weg. Hinzu kommt, dass wir Frauen sind. Das mag jetzt blöd klingen... aber so ist es nun mal. Der grad zwischen Höflichkeit und Dorfgespräch ist hier also sehr schmal. Das Bier geben wir aber trotzdem lieber ab.

Auch den ein oder anderen Bekannten aus Curré treffen wir wieder. Zum Beispiel Marcos, der sich gleich zu uns gesellt. Scheinbar scheint man unseren Konflikt zu bemerken. Als wir Marcos erklären, worüber wir in den letzten Minuten laut nachgedacht haben, fängt die Gruppe an uns zu verstehen. Doch Marcos erklärt uns, dass man solche Dinge deshalb mit seinen Freunden macht. Mit Menschen, denen man vertrauen kann und die keine Gerüchte in die Welt setzen. Natürlich gebe es im Dorf viele, die gerne mal ein Gerücht verbreiten. Und das sei auch ein Problem.

Weil es aber in der Halle sehr laut ist, gehen Marcos, meine Gastschwester, Melaia und ich nach draußen. Sie wollen uns das Dorf zeigen und uns dabei die Dinge hier erklären. Da es aber regnet, nehmen wir bald Abstand von dem Plan und landen schließlich in einem Gasthaus. Dort können wir uns ungestört hinsetzen und unterhalten, weil heute Abend das gesamte Dorf in der Halle versammelt ist. Die beiden erzählen uns viele interessante Dinge über die Region und auch unsere Diskussion von vorher wird wieder aufgegriffen. Zu einem Ergebnis kommen wir aber nicht.

Als nach einiger Zeit auch der Rest meiner Gastfamilie zu uns stößt machen wir uns doch wieder auf den Weg zu der Halle. Jetzt wagt sich sogar der ein der andere Gast an das Mikrofon und singt ein Lied. So auch mein Gastvater. Und das echt gut. In den nächsten Stunden wird viel getanzt, gesungen und geredet. Marcos, der als Magier in San José arbeitet, zeigt uns einige exklusive Kartentricks.

Dann ist es allerdings Zeit wieder nach Hause zu fahren. Meine kleine Gastschwester ist immerhin gerademal zehn Jahre alt. Ihre Schwester will noch bleiben. Und so macht sich unsere Gruppe auf den Weg nach draußen, wo das Auto schon wieder auf uns wartet. Als Melaia und ich wieder hinten aufspringen wollen, kommt man(n) sofort dazu und bittet uns vorne Platz zu nehmen. Es renet immernoch, und das nicht wenig. Und so sind heute Abend die Männer die Leidtragenden, die es sich auf der Ladefläche gemütlich machen müssen. Und nun geht es die lange halbe Stunde im stockdunkeln zurück nach Hause. Im Auto wackelt ALLES. Ich würde sogar behaupten, das Lenkrad ist nur provisorisch montiert. Abwechselnd geht es links, mal rechts steil den Berg ins Tal hinab. Abwechselnd bremst der Fahrer mal mit dem Pedal, mal mit der Handbremse. Wenn die Straße zu steil ist auch mal mit beidem gleichzeitig. Das Auto macht hässliche Geräusche, besonders dann wenn wir bremsen oder mal wieder in ein viel zu tiefes Loch fallen. Die Lampen vom Auto sind zum Glück so schlecht, dass man das Elend nicht zu gut sieht. Während der Fahrt klopft uns jemand auf das Dach... mein Gastvater, der dem Fahrer, der während der Fahrt fast aus dem Fenster klettert, sein Handy reicht, bevor es ertrinkt. Als wir ankommen klettern die klatschnassen Männer von der Ladefläche.

Am nächsten Morgen, als Valentin und ich aufgestanden sind, um uns für unsere Wanderung fertig zu machen, kommt uns unsere Gastschwester entgegen. Die Party scheint noch sehr gut gewesen zu sein, denn sie ist eben erst nach Hause gekommen.

BlogNo:03

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