Der Anfang vom Anfang

von 21 frederik  

5:00 Uhr morgens ging’s los, ziemlich genau 6 Stunden früher als ich es mir die letzten Tage angewöhnt hatte. Meine Eltern fuhren mich mit dem Auto zum Frankfurter Flughafen. Das war ein bisschen zur Tradition geworden und so hatten wir es immer gemacht; 2018 für meine Ausreise nach Amerika, vor ein paar Monaten für die meiner Schwester nach Kanada und eben heute, den 24.11, für meinen Abflug nach San José, Costa Rica.

Ich hatte jegliche Besorgungen und Arzttermine, die für die Ausreise notwendig waren (Impfungen, Handytarif kündigen, Ausrüstung besorgen) immer so schnell wie möglich nach der Bekanntgabe hinter mich gebracht und hatte deshalb die letzten Wochen vor Ausreise kaum noch etwas zu erledigen. Einen Tag vor Abflug war ich noch mit ein paar Freunden auf dem Weihnachtsmarkt, Grüße gehen raus an dieser Stelle. Es war schön, sich von vielen noch einmal persönlich verabschieden zu können und Glühwein zu trinken, den ich hier, glaube ich, nicht so schnell wiedersehen werde. Das hatte allerdings auch zur Folge, dass ich erst um 22:30 Uhr zu Hause war und irgendwie versuchen musste, meine 3 paar Schuhe noch in den eigentlich schon komplett vollen Rucksack zu quetschen. Sonnencreme hätte ich übrigens auch noch einpacken sollen. Das stellte ich ein bisschen zu spät fest. Um 1:00 Uhr lag ich dann im Bett. Nach vier Stunden Schlaf wurde ich geweckt und es ging ab auf die Autobahn. Bei der Ankunft am Flughafen und schlussendlich der Verabschiedung der Eltern wurde mir erst so richtig bewusst, dass der langersehnte Start in ein neues Lebenskapitel jetzt dann doch mit etwa drei Monaten Verspätung und vielem Hin und Her stattfinden würde.

Flo war der einzige Mit-freiwillige, der sich bereits drei Stunden vor Abflug am Flughafen befand. Mittels der Standortfunktion von WhatsApp und einiger Anrufe haben wir uns dann doch gefunden und waren bereit unsere gefühlt 20 Dokumente beim Check-in vorzuzeigen. Nachdem ich meinen 80 Liter fassenden Rucksack auf die Waage gehievt hatte und mit Erleichterung festgestellt hatte, dass er noch unter den vorgegebenen 23 kg lag, erhielt ich meine zwei Flugtickets. Eins nach Houston und eins von dort aus nach San José. Was ich übrigens sehr interessant fand, war, dass man alleine für den Transit in den Vereinigten Staaten ein sogenanntes ESTA Visum benötigte. Das Beantragen eben dieses lief glücklicherweise reibungslos und man konnte es direkt ausdrucken, nachdem man 50 Mal wiederholt versichert hatte, dass man sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft keine Bombenanschläge jeglicher Art auf amerikanischem Boden durchgeführt hatte bzw. plante.

Nach und nach trafen auch die anderen insgesamt 10 Freiwilligen ein und durchliefen die gleiche Prozedur: Gepäck abgeben, Dokumente vorzeigen, Flugticket erhalten. Die letzten Freiwilligen verabschiedeten sich von ihren Eltern und so ging’s alleine weiter. Bis dass 80 % von uns es nicht hinbekamen, beim Security Check alle elektronischen Geräte aus dem Handgepäck zu entfernen und wir so für eine erneute Kontrolle zur Seite gezogen wurden, lief alles glatt. Etwa zwei Stunden später und gefühlte Kilometer weiter am anderen Ende des Frankfurter Flughafens fanden wir uns zum Boarding wieder.

Im Flugzeug saß ich neben einem Ami, der mich bei der von Lufthansa gesponserten Mikrowellenlasagne ansprach aus Interesse, was ich denn in Houston wolle. Ich erklärte ihm, dass Houston nur als Transit diene und erzählte ihm ein bisschen von meinem Freiwilligendienst auf der Nicoya Halbinsel von Costa Rica und fuhr dann fort ihn ein bisschen zu interviewen. Verwundert war ich schon, als ich erfuhr, dass er bei einem internationalen Öl- und Benzinkonzern tätig war und sich auf der Rückreise seiner Arbeitsstelle in Kasachstan befand. Von dem Punkt an übernahm mein Sitznachbar das Gespräch im Alleingang und nachdem wir dann auch den „Erdbeerjoghurt“ gegessen hatten, wusste ich einiges mehr, wonach ich zwar nicht gefragt hatte, was aber echt ziemlich interessant war.

11 Stunden und 30 Minuten später kamen wir durch die sieben Stunden Zeitverschiebung um 14:30 Uhr Ortszeit in Houston an. Die fünf Stunden Aufenthalt verflogen erstaunlich schnell und so fand ich mich um 19:30 Uhr eingequetscht auf einem Mittelsitz unseres zweiten und letzten Fliegers wieder. Trinken und auf Toilette gehen stand nicht auf dem Programm und als meine Knie den Kontakt mit der Rückenlehne des vorderen Sitzes dann endlich aufgaben, war es 23:30 Uhr und ich befand mich zum ersten Mal auf costa-ricanischem Boden.

Nachdem wir unsere Rucksäcke auf Wagen gepackt hatten versuchten wir noch ein Weilchen dem ATM Colones (Währung in Costa Rica) zu entlocken, gaben es aber nach einer Weile auf. Zwei Taxibusse unserer Organisation holten uns ab und chauffierten uns zu unserem Hostel in San José. Dort würden wir für die nächste Woche untergebracht sein, um einige organisatorische Dinge zu regeln und uns alle gemeinsam noch einmal vor Ort ein bisschen auf das Jahr hier vorzubereiten.

Man kann wohl sagen, dass wir alle nach etwa 30 Stunden wach sein recht erschöpft und weniger erfreut waren morgen schon um 7:00 aufstehen zu müssen, um Fingerabdrücke beim Migration Center oder so zu hinterlegen. Wir besprachen noch das Nötigste wie Zimmeraufteilung und Wlan-Passwort und gingen dann schlafen.

Ich denke, das genügt erst mal und ich hoffe, ihr habt jetzt einen genaueren Überblick, wie meine Anreise vonstattenging. Laut meiner Organisation sollen wir zweimal im Monat, also etwa alle zwei Wochen einen Blogeintrag veröffentlichen. Ob das auch praktisch eintrifft, ist die andere Frage, ich werde mich aber bemühen.

Zum Ende jeden Eintrags habe ich mir überlegt, ein Zitat von Hermann zu veröffentlichen. Ob das auch umsetzbar ist, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weil er nicht das ganz Jahr über mit uns vor Ort sein wird. Hermann arbeitet bei ProRegenwald und fungiert hier als Leiter und Organisator, könnte man sagen. Mit seiner sehr direkten humorvollen Art hat er uns Freiwilligen schon einige Lacher beschert oder uns zum Nachdenken angeregt, uns, mit anderen Worten, verwirrt. Auch, wenn ich mir vorstellen kann, dass für die Leser, die nicht direkt mit vor Ort waren, einige, wenn nicht alle, Zitate keinen Sinn ergeben, fand ich sie zu gut, um sie nicht zu teilen.
In diesem Sinne hoffe ich, ihr seid alle wohl auf und mein Blogeintrag kam euch nicht wie pure Zeitverschwendung vor.

„Wisst ihr, mir wär’ auch eigentlich gar nicht so wichtig, was da überhaupt für Leute im Projekt sind. Hauptsache es gibt immer viele Bäume mit denen man sich gut unterhalten kann.“
(Hermann auf die Frage, mit welchen Leuten Sandra in ihrem Projekt rechnen könne)

BlogNo:01

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