Ein holpriger Start

von 21 dennis  

Ein Jahr lang mich aktiv für die Umwelt einsetzen und neue Perspektiven kennenlernen. Diese Vorstellung tatsächlich umsetzen zu können schien mir bei der Landung in San José, der Hauptstadt Costa Ricas, endlich möglich geworden zu sein. Corona hatte die letzten Monate wie in vielen anderen Bereichen des Lebens auch das Ausreisen von Freiwilligen nach Costa Rica schwierig gestaltet, womit die Ankunft in San José umso mehr mit Freude und Erleichterung verbunden war.

Doch wie bereits angedeutet schien die Situation nur so. Die momentane Krise, die gerade weltweit jeden einzelnen betrifft, hat unsere Gruppe von Freiwilligen nicht verschont.
Wie diese Situation entstehen konnte und wie mit ihr rechtlich, psychisch und organisatorisch umgegangen wurde, wird daher Hauptthema dieses Blogbeitrages sein, auch wenn ich gerne von Erfahrungen und Beobachtungen aus meiner Einsatzstelle berichtet hätte.

Frankfurt International Airport, 24.11., es war morgens um halb acht als die erste beunruhigende Nachricht eintraf. Fast alle Freiwilligen hatten sich zu dem Zeitpunkt vor dem Check-In gesammelt als die letzten vier Freiwilligen dazustießen. Unter der Gruppe ein Freiwilliger der nach meiner Begrüßung mir zunächst mit einer Warnung entgegnete. Er habe heute die Nachricht erhalten, dass ein Freund von ihm mit dem er Kontakt hatte, positiv getestet worden sei. Er selber fühlte sich aber noch gesund. Sicherheitshalber traf er trotzdem noch Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren für den Fall, dass er ansteckend wäre. Konkret bedeutete das: Abstand halten und Maske tragen.

Nach unserer 25-stündigen Reise von Frankfurt über Houston nach San José bis hin zum Hostel in San José war es selbstverständlich, dass wir alle ziemlich ausgelaugt waren. Auch der betroffene Freiwillige fühlte sich nicht gut. Das war aber nicht nur darauf zurückzuführen, dass er eine lange Reise hinter sich hatte, sondern, dass er sich mit Corona infiziert hatte, was wir natürlich nicht wussten und es erstmal als Reiseanstrengung verbuchten. Diese Annahme wurde aber ein Tag später mit einem positiven Corona-Schnelltest wieder zunichte gemacht.

Damit wurde zusätzlich auch der eigentliche Seminarplan, nämlich für die kommenden zwei Wochen in den Regenwald zu gehen, über den Haufen geworfen. Ein Tiefschlag, da wir dort u. A. eine Macheteneinführung gehabt hätten, aber auch andere nützliche Erfahrungen zur Baumpflege und Instandhaltung der Regenwaldstation gemacht hätten … alles worüber sich die Freiwilligengruppe im Grunde gefreut hatte.

Es wurde Zeit sich an die neue Situation anzupassen und Lösungen zu finden. Dies sollte wohl die erste große und vor allem überraschende Herausforderung sein, der sich natürlich unsere Betreuer, aber auch wir als Freiwillige stellen mussten.

Rechtlich gesehen musste Max nun 10 Tage in Quarantäne verbringen ohne jeglichen Kontakt mit den Kontaktpersonen ersten Grades. Wir, die Kontaktpersonen, mussten nur 5 Tage in Quarantäne bleiben. Neben den überschaubaren Quarantänemaßnahmen entwickelten wir eigene Regelungen, um das Ansteckungsrisiko unter uns zu verringern. Dazu gehörten das simple Maske tragen, Essenspläne und rotierende Putz- bzw. Hausarbeitspläne. Doch neben der Entwicklung von Regelungen und Putzplänen musste ja auch irgendwie ein alternatives Programm her, optimalerweise eines, das uns in unserer persönlichen Entwicklung weiterhilft.

In meinem Fall bestanden die zentralen Zielsetzungen für die bevorstehende Quarantäne daraus, zu lernen wie ich mich im Umwelt- und Klimabereich weiterbilden könnte, wie ich einfache Probleme in meiner Umgebung erkennen und lösen könnte und, zu guter Letzt, wie ich neue praktische Anwendungen erlernen könnte.

Passend zur ersten Zielsetzung stellten uns unsere Betreuer einen Text zur Verfügung mit dem wir uns beschäftigen sollten. In dem Artikel befasst sich Jem Bendell mit der Annahme, dass der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten ist und schlussfolgert daraus einen gesellschaftlichen Zusammenbruch. Er führt das zurück auf die sich bisher exponentiell entwickelnden negativen Auswirkungen des Klimawandels. Bendell zeigt auf, wie dieser Prognose oft Persönlichkeiten aus der Nachhaltigkeitsforschung ablehnend gegenüberstehen und was die Ursachen dafür sind, die er auf der psychologischen und kommunikativen Ebene sieht. Der Titel lautet, "Deep Adaptation". Ein interessanter Artikel, der viel Diskussionspotenzial bietet und mit dem ich in Zukunft vielleicht einen separaten Blogeintrag widmen werde, hoffe ich zumindest.

Neben dem Artikel habe ich mich schwerpunktmäßig mit einer Recherche über biologische Korridore befasst (Dazu könnte man wieder einen eigenen Blogbeitrag schreiben). Auch theoretische Informationen zu Samen, Baumpflege und Baumarten wurden uns auf einem USB-Stick bereitgestellt mit dem wir uns beschäftigen konnten. Es gab zudem die Überlegung unter uns Workshops zu machen oder "working groups" zu bilden.

Warum es aber Schwierigkeiten gab insbesondere diese Ideen umzusetzen, lag daran, dass eine große Unsicherheit darin bestand wie nun fortgefahren werden sollte. Über fast die gesamte Quarantäneperiode hinweg war nicht ersichtlich, ob nach der Quarantäne der Seminartrip zum Korridor angetreten wird oder ob man direkt in seine Einsatzstelle verfrachtet wird. Dieses fehlende Licht am Horizont, so glaube ich, nagte an der Psyche und an der Motivation von einem Großteil der Gruppe.

BlogNo:01

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