Vamos Sofia

von 21 max  

Zum Teil handgroße Insekten knallen laut gegen die von ihnen angeflogenen Scheinwerfer. Manche von ihnen fallen zu Boden und werden rasch von einer Gruppe von Fünf- bis Achtjährigen umzingelt. Ein paar Meter von dem ganzen Geschehen entfernt, schiebe ich mein Fahrrad durch eine Menschenmenge, die mich zum Teil anschaut als hätten sie schon seit einiger Zeit keinen Gringo mehr in ihrem kleinen Dorf gesehen. Wie ich hier gelandet bin?

Beim Frühstück hat mir der fünfjährige Enkel meiner Gasteltern stolz erzählt, dass er und sein 4 Jahre älterer Bruder an diesem Abend ihr erstes Fußballspiel seit dem Beginn der Pandemie haben und er wissen möchte, ob ich denn auch vorbeikommen werde.

So eine Einladung konnte ich natürlich nicht abschlagen und deshalb stehe ich nun hier an der Seite des Fußballfeldes in Hojancha und suche nach den Eltern der beiden Jungs um mich zu ihnen dazu zu setzen. Nachdem ich noch ein weiteres Mal die Seite des Fußballplatzes entlanggelaufen bin und ich immer noch keine bekannten Gesichter gesehen habe, höre ich hinter mir in ein paar Meter Entfernung ein leises "Max!". Ich drehe mich um und sehe die Mutter der beiden Jungs, die ich bereits am Vorabend kennengelernt habe. Während wir zu den anderen gehen, beginnt das Spiel des jüngeren Bruders. Die zwei Fußballclubs von Hojancha treten in diesem Spiel gegeneinander an. Schon bald fällt das 1:0 für die Mannschaft der Jungs aus meiner Gastfamilie und alle Kinder hüpfen fröhlich in ihren viel zu großen roten Trikots umher.

Das wahre Spektakel findet allerdings eher neben dem Spielfeld statt. Pro Kind sind ca. fünf Familienmitglieder mitgekommen, welche allesamt lautstark anfeuern. Besonders die Familie, die vor mir im Gras sitzt scheint besonders leidenschaftlich dabei zu sein. Immer wieder ertönt laut "Vamos Sofia! Eso!". Trotzdem fällt schon bald das Ausgleichstor und der kleine blaue Torschütze rennt jubelnd über das gesamte Spielfeld. Dieser Spieler mit der Trikotnummer 2 scheint der Star des Abends zu sein, da er in nur wenigen Minuten auch noch das 1:2 und das 1:3 für die gegnerische Mannschaft schießt.

Nicht nur die menschliche Bevölkerung Hojancha's hat sich an diesem Abend rund um den Fußballplatz versammelt. Auch die zahlreich hier lebenden Straßenhunde schlendern am Rand des Feldes auf und ab und schauen ob auf den weggeworfenen Plastiktellern noch ein paar Reste des Essens, welches von ein paar Müttern an einem kleinen Stand verkauft wird, zu finden sind. Während ich noch einem der Straßenhunde zugucke, wie er sich an einem überquellenden Mülleimer zu schaffen macht, fällt das 2:2. Nach ein paar weiteren Minuten endet das Spiel allerdings 2:4.

Trotz der Niederlage kommt mein Gastbruder mit einem breiten Lächeln vom Platz. Anschließend fahre ich mit meinem viel zu kleinen ausgeliehenen Fahrrad zurück zum Haus meiner Gastfamilie.

BlogNo:01

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...